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5.6.7 Fazit und Empfehlungen für die Praxis

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Entwicklung im Alter ist nicht als uniformer Prozess zu betrachten, der in gleichförmiger Weise mit dem kalendarischen Alter einer Person korreliert, sondern vielmehr vor dem Hintergrund jeweils individueller Gewinne und Verluste zu verstehen. Die hieraus abzuleitende Heterogenität und Multidimensionalität von Entwicklungsprozessen im Alter stellt eine wichtige Grundlage für die Planung und Durchführung geriatrischer, gerontopsychiatrischer und gerontologischer Interventionen dar.

• Im Gegensatz zum noch sehr verbreiteten Defizitmodell des Alterns und anderen unangemessenen Altersbildern hat die Alternsforschung zahlreiche Belege dafür erbracht, dass sich Menschen bis ins höchste Lebensalter verändern und entwickeln können.

• Auch der Verlust von Selbstständigkeit im Alter (z. B. in stationären Pflegeeinrichtungen) ist nicht ausschließlich als biologisches Faktum zu verstehen, sondern kann durch ungünstige Entwicklungsumstände (z. B. Interaktion von Heimbewohnern und Pflegepersonal) mit verursacht bzw. aggraviert werden. Bildungs-, Interventions- und Rehabilitationsangebote, die diese Zusammenhänge systematisch beachten, finden sich nach wie vor zu selten, und bestehende Angebote sind häufig nicht ausreichend fundiert. Bei der Planung und Durchführung von präventiven, therapeutischen und rehabilitativen Interventionen sollten diese daher verstärkt Berücksichtigung finden.

• Bei alten Menschen mit Beeinträchtigungen gewinnen die Gestaltung der räumlichen Umwelt (Wohnumfeld und soziales Umfeld) und Maßnahmen zur Förderung von Inklusion und Teilhabe besonderes Gewicht. Umgekehrt stellt Isolation ( Kap. 23) einen wichtigen Risikofaktor für ungünstige gesundheitliche Verläufe und Hospitalisierung dar und ist damit ein entscheidender Ansatzpunkt für primär- und sekundärpräventive Interventionen.

• Neben der Gestaltung des räumlichen Umfelds bzw. Wohnumfelds stellen der Einsatz adaptiver und unterstützender Technologien (insbes. auch Kommunikationstechnologien) sowie die Nutzung sozialer Assistenz in diesem Kontext weitere wichtige Ansätze dar.

• Da Entwicklungsverluste mit zunehmendem Alter häufiger, Entwicklungsgewinne hingegen seltener werden und sich Menschen unabhängig vom eigenen Lebensalter dieser Tatsache bewusst sind, gleichzeitig jedoch das subjektive Wohlbefinden Alter mindestens so gut ist wie das Jüngerer, ist im Management von Verlusten ein Bereich zu sehen, in dem sich in besonderem Maße Entwicklungspotenziale des Alters widerspiegeln. Im Kontext einer kontinuierlichen Veränderung der Zeitperspektive im Erwachsenenalter (die Zukunft wird mit fortschreitendem Alter zunehmend als begrenzt erfahren) gewinnen darüber hinaus im Alter emotionale Ziele gegenüber instrumentellen Zielen an Bedeutung (sozioemotionale Selektivität). Diese Erkenntnisse sind bedeutsam für die lohnenswerte psychotherapeutische Arbeit mit alten Menschen ( Kap. 48).

Praxishandbuch Altersmedizin

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