Читать книгу Praxishandbuch Altersmedizin - Группа авторов - Страница 118

Die Konfrontation des Menschen mit Grenzsituationen und existenziellen Bedrohungen ist nicht spezifisch für das höhere Lebensalter. Gerade geriatrisch Tätige begegnen jedoch häufig alten Personen, die durch schwerwiegende und chronische Erkrankungen, den drohenden bzw. herannahenden Tod, den Verlust von Selbstständigkeit und von nahestehenden Bezugspersonen bedroht und hierdurch in besonderer Weise belastet sind. Gemeinsam ist diesen Situationen, dass sie die Routine der alltäglichen Lebensvollzüge infrage stellen. Die individuellen Kompetenzen zur (psychischen) Bewältigung der jeweiligen Situation sind unterschiedlich ausgeprägt.

• Da der »Erfolg« von Bewältigungsverhalten problem-, personen- und kontextspezifisch variiert, gelingt es nicht immer, die neue Lebenssituation oder Erfahrung in das zukünftige Leben zu integrieren. Psychische Krisen und Traumata können resultieren, im Falle einer dauerhaft nicht vollzogenen Bewältigung können sich manifeste psychische Störungen z. B. in Form von Depressionen, Suizidalität, Anpassungsstörungen und somatoformen Störungen entwickeln ( Kap. 15, Kap. 16 und Kap. 21). In diesem Sinne kommt einer gelungenen Bewältigung auch eine präventive Bedeutung zu.

• Für die in der Altersmedizin tätigen Personen ist es wichtig zu wissen, dass gelungene Krisenbewältigung als Prozess zu verstehen ist, der auch außerhalb der formalisierten Psychotherapie von persönlicher Zuwendung und Zuhören profitiert. Dies erfordert zwar Zeit, die gewiss im Kontext einer organisatorisch verdichteten Alltagsroutine nicht immer zur Verfügung steht, im Sinne einer ganzheitlich verstandenen Altersmedizin jedoch so weit wie möglich eingefordert werden sollte.

• Im Falle der Entwicklung einer manifesten psychischen Störung im o. g. Sinne sollte der Betroffene – ggf. nach der Hinzuziehung gerontopsychiatrischer Expertise – hinsichtlich der Einleitung einer psychiatrischen, psychotherapeutischen und/oder psychosomatischen Behandlung ( Kap. 48) beraten werden und es sollten erste diesbezügliche Schritte eingeleitet werden.