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5.8.5 Motive bürgerschaftlichen Engagements und ungenutzte Engagementpotenziale
ОглавлениеIm Fünften Altenbericht wird ein Wandel von altruistischen Motiven (anderen helfen, gemeinwohlbezogene Aufgaben übernehmen) hin zu eher ereignis-, spaß- und selbstverwirklichungsbezogenen Motiven beschrieben. Während Frauen insbesondere die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen, für sehr wichtig ansehen, ist für Männer der Wunsch wichtig, früher erworbene Fähigkeiten weiterhin einsetzen sowie das eigene Wissen weitergeben zu können. Ein Engagement – auch bei alten Menschen – kommt demnach nur noch dann zustande, wenn es zu den jeweiligen biografischen Situationen und ihren Anforderungen »passt« und wenn bestimmte biografische Aufgaben bzw. Präferenzen mit der Ausübung des Engagements vereinbar sind. Zudem werden deutlich häufiger zeitlich weniger verpflichtende, projektorientierte und abwechslungsreiche Aufgabenbereiche bevorzugt, die zugleich ein hinreichendes Maß an Selbstbestimmung und Selbstorganisation zulassen.
Für die Aufnahme oder Fortsetzung eines Engagements sind in der Generali Altersstudie 2013 (Generali 2013) sowohl altruistische als auch stärker selbstbezogene Motive von Bedeutung. Als wichtigster Grund für das aktuelle Engagement erwies sich die Freude an dieser Tätigkeit: 70 % gaben an, Spaß zu haben stehe hier (auch) im Vordergrund, für weitere 24 % spielte dieses Motiv zumindest eine Rolle. Für 44 % stehen Kontakte zu anderen Menschen, für 35 % steht die Möglichkeit, Abwechslung zu haben, für 20 % die Möglichkeit, Neues zu lernen und nützliche Erfahrungen zu machen, im Vordergrund. 51 % der Personen gaben an, bei ihrem Engagement stehe der Wunsch, anderen zu helfen, im Vordergrund, für 42 % war das Gefühl, mit der eigenen Tätigkeit etwas zu bewegen, für 30 % eine moralische Verpflichtung ausschlaggebend. Die Ergebnisse der Generali Altersstudie 2013 belegen damit auch den im Zusammenhang mit einer »Modernisierung des Ehrenamts« angenommenen Motivwandel von stärker altruistischen zu stärker ereignis-, spaß- und selbstverwirklichungsbezogenen Motiven.
Die Ergebnisse des Freiwilligensurveys zeigen, dass es für freiwillig Engagierte, wie für engagementbereite Menschen ab der zweiten Hälfte des 5. Lebensjahrzehnts, besonders wichtig ist, dass ein freiwilliges Engagement auch Kontakte mit anderen Generationen ermöglicht. Diese Motivation erweist sich für jüngere Menschen als weniger bedeutsam – zum einen sind deren typische Engagementformen stärker jugendzentriert, zum anderen verfügen diese häufiger über Verwandtschaftsnetzwerke, die intensivere Kontakte zu anderen Generationen ermöglichen. Der Anteil jener Menschen, die gegenwärtig nicht freiwillig engagiert sind, aber zu einem solchen Engagement eigenen Angaben zufolge bereit wären, hat sich den Ergebnissen des Freiwilligensurveys zufolge zwischen 1999 und 2009 von 26 auf 37 % erhöht. Im Freiwilligensurvey 2014 gaben 11,6 % der aktuell nicht Engagierten an, sie seien sicher zu einem Engagement bereit, 47,2 % gaben an, sie seien zu einem solchen vielleicht bereit. Von den aktuell nicht Engagierten über 65-Jährigen waren zu einem Engagement 4,7 % sicher und 20,7 % vielleicht bereit. Dabei gehen die für die höchste Altersgruppe deutlich niedrigeren Werte in vielen Fällen weniger auf eine mit dem Alter zurückgehenden Engagementbereitschaft, sondern auf familiäre Verpflichtungen (vor allem die Versorgung eines erkrankten Familienmitglieds), auf eigene gesundheitliche Probleme sowie auf Altersgrenzen, die auch mit Blick auf freiwillige Engagementmöglichkeiten – zum Beispiel bei politischen Ämtern – bestehen, zurück (Simonson et al. 2016).
Auch die Ergebnisse der Generali Altersstudie 2013 sprechen für erhebliche bislang ungenutzte Potenziale bürgerschaftlichen Engagements. Für 19 % der 65–85-Jährigen käme hier ein stärkeres Engagement infrage. Dabei liegt dieser Anteil unter den aktuell Engagierten mit 25 % deutlich höher als unter den derzeit nicht Engagierten (13 %), ein Engagement in früheren Lebensabschnitten erweist sich als bedeutsamer Vorhersagefaktor von aktuellem Engagement und zusätzlicher Engagementbereitschaft. Ähnlich wie in früheren Untersuchungen zeigt sich auch in der Generali Altersstudie, dass das bürgerschaftliche Engagement im Alter in vielen Fällen eine Fortsetzung oder Wiederaufnahme früheren Engagements darstellt. Von den aktuell bürgerschaftlich Engagierten haben sich 43 % auch vor dem Rentenalter in starkem oder sehr starkem Maße engagiert, unter den aktuell nicht bürgerschaftlich engagierten Menschen ist dies bei lediglich 12 % der Fall. Von den aktuell nicht bürgerschaftlich engagierten Menschen haben sich vor dem Rentenalter 68 % kaum oder gar nicht bürgerschaftlich engagiert. Von den aktuell bürgerschaftlich engagierten Menschen haben sich vor dem Rentenalter 23 % nicht engagiert.