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5.5.2.2 Aktive Kompensation und funktionelle Reserve
ОглавлениеAktive Modelle nehmen dagegen an, dass das Zentralorgan aktiv auf pathologische Veränderungen reagiert, indem es zum einen bereits bekannte kognitive Verarbeitungsstrategien nutzt und zum anderen aber auch neue Kompensationsstrategien entwickelt. Nach Stern (2009) kann das Gehirn zunächst auf die sogenannte neuronale Reserve zurückgreifen. Diese zeichnet sich u. a. durch interindividuelle Unterschiede hinsichtlich der Effizienz und Flexibilität von Gehirnnetzwerken aus. Reicht die neuronale Reserve zum Ausgleich der entstandenen Schädigungen nicht mehr aus, kommt die neuronale Kompensation zum Tragen. Hierbei werden durch das Gehirn Netzwerke rekrutiert, die bei gesunden Menschen typischerweise nicht für entsprechende Aufgaben genutzt werden, um die kognitive Funktionsfähigkeit so lange wie möglich aufrechtzuerhalten ( Kasten 5.1). Die aktuelle Diskussion geht von der Hypothese aus, dass sich die kognitive Reservekapazität aus mehreren heterogenen »Software-Variablen« zusammensetzt. In diesem Zusammenhang werden auf der Grundlage epidemiologischer Studienergebnisse verschiedenste Einflussfaktoren – u. a. Schulbildung, Mehrsprachigkeit, sozioökonomischer Status, kognitive Anforderungen im Beruf und Aktivitätsvariablen – diskutiert. Einzelbefunde sprechen für die Hypothese, dass die entsprechenden Faktoren das Demenzrisiko im Alter signifikant beeinflussen und damit vermutlich auch zur sogenannten funktionellen kognitiven Reservekapazität beitragen. Bislang ist allerdings unklar, welche Variablen die kognitive Reserve im Alter genau beeinflussen, und ob ein Hauptfaktor Letztere entscheidend determiniert. Im Folgenden werden die aktuellen Forschungserkenntnisse zu potenziellen Risiko- und Schutzfaktoren für die Alzheimer-Demenz zusammengefasst und vor dem Hintergrund des kognitiven Reservekonzepts diskutiert.
Kasten 5.1: Definition der zerebralen Reserve, kognitiven Reserve, neuronalen Reserve und neuronalen Kompensation (nach Stern 2009)