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3.5.3 Das gefürchtete Selbst
ОглавлениеIm klassischen kognitiv-behavioralen Modell der Zwangsstörung wird dem Selbstbild nur eine relativ begrenzte Rolle zugesprochen. Einige Forscherinnen und Forscher haben jedoch hervorgehoben, dass verschiedene Konzepte des Selbstbildes eine wichtigere Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung der Zwangsstörung spielen könnten (Bhar und Kyrios 2007; Doron und Kyrios 2005). Eines dieser Konzepte ist das gefürchtete Selbst, d. h., dass Personen sich davor fürchten, bestimmte schlimme Eigenschaften zu besitzen oder zu erwerben (Aardema und Wong 2020). Das gefürchtete Selbst scheint besonders für Personen relevant zu sein, die unter aggressiven, sexuellen oder religiösen Intrusionen leiden (Aardema et al. 2017).
Aardema und Wong (2020) haben ein Modell aufgestellt, das die Rolle des gefürchteten Selbst bei der Zwangsstörung darstellt: Menschen mit einer besonders intensiven Angst davor, bestimmte schlimme Eigenschaften besitzen, zeigen eine erhöhte Vulnerabilität dafür, Intrusionen zu entwickeln, die diesem spezifischen gefürchteten Selbst entsprechen. Die anschließenden dysfunktionalen Interpretationen der Intrusionen sowie die Zwangshandlungen, die betroffene Personen nutzen, erhalten das gefürchtete Selbst wiederum aufrecht. Das von Aardema und Wong vorgeschlagene Modell wird bereits von einigen Studien unterstützt (Aardema und Wong 2020). Es ist jedoch noch weitere Forschung zur Beurteilung nötig.