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4.7 Zusammenfassung
ОглавлениеEine psychodynamische Perspektive ermöglicht, die innerpsychische Funktion und die interpersonelle Wirkung von Zwangssymptomen zu verstehen. Die im Entwicklungsverlauf unbewältigten Wunsch-Angst-Abwehr-Konflikte, die den Zwängen zugrunde liegen, lassen sich rekonstruieren und einer bewussten Bearbeitung zugänglich machen. Zwanghafte Verhaltensweisen übernehmen bei strukturellen Störungen stabilisierende Schutzfunktion gegen Fragmentierung und Auflösungsängsten, was ein anderes therapeutisches Vorgehen erfordern. Neue psychodynamische Behandlungsansätze integrieren immer auch verhaltenstherapeutische Konfrontations- und Reaktionsunterbrechungstechniken, um das Vermeidungsverhalten zu reduzieren.
Zwang, aus psychodynamischer Perspektive, lässt sich zusammenfassend als ein Coping-Phänomen verstehen, als eine Reaktion, »die angesichts von Verunsicherung, Angst und Entordnung als ordnendes, autoprotektives Gegenregulans imponiert« (Lang 2019, S. 26).
Im Versuch sich zu schützen, engt sich die Welt des Zwangsneurotikers zunehmend ein und wird von den Ritualen mehr und mehr beherrscht. Das schafft dem Zwangserkrankten eine Art innere Festung, in der er sich sicherer fühlt, was ihn aber zugleich massiv belastet:
»Es kommt zu einer weitgehenden Ich-Einschränkung. Die Reduzierung der Freiheiten wird schon darin deutlich, dass Erleben und Verhalten in einem höheren Maße als vorher voraussagbar werden. Die Abwehr- und Schutzmaßnahmen, die zum großen Teil die Störung bewirken, scheinen zur regelmäßigen Zwangsjacke geworden zu sein« (Mentzos 1996, S. 126).