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Spätmittelalter und Reformation
ОглавлениеNach 1349 bildeten sich wieder jüdische Gemeinden und Niederlassungen, doch in kleinerem Umfang. Einige Jahrzehnte später kam es wieder zu Vertreibungen, die der Ansiedlung von Juden in den Städten auf dem Gebiet der entstehenden Eidgenossenschaft ein Ende setzten. In Luzern wurden die sie 1384 vertrieben, in Basel flüchteten sie 1397. Ausgewiesen wurden sie weiter aus Bern (1427), Zürich (1436), Konstanz (1449), Freibourg (1463), Schaffhausen (1475), Thurgau (1491) und anderen Städten. Eine erneute Ritualmordunterstellung führte zur Ermordung von Juden in Diessenhofen und Schaffhausen (1401). Vereinzelt mochten Juden auch danach kurzfristig auf dem Gebiet der Schweiz anzutreffen sein, eine kontinuierliche Niederlassung scheint es nach dem jetzigen Forschungsstand jedoch nicht mehr gegeben zu haben. Ein wichtiges Motiv war die Loslösung vom Kaiser, der trotz des Verkaufs des Judenregals weiter Abgaben von Juden eintreiben konnte. Ärzte wurden an einigen Orten weiter aufgenommen, doch nach 1500 erscheinen sie nicht mehr in den Quellen. Ein Konstanzer Register aus den vierziger Jahren des 15. Jhs. zeigt anschaulich, daß ein großer Teil der Kunden jüdischer Geldhändler auf dem Land in der Nordostschweiz gewohnt hatten. Wohin die Vertriebenen sich wandten, ist nicht erforscht. Ein Teil ging wahrscheinlich nach Norditalien oder von der Westschweiz ins Burgund, andere scheinen in Süddeutschland untergekommen zu sein. Es ist somit von einer Unterbrechung in der Siedlungsgeschichte auszugehen, die auf die Zeit zwischen 1475 und 1550/60 festzulegen ist.
Zur Zeit des Bauernkrieges (1525) und in der frühen Phase der Reformation muß eine stark judenfeindliche Stimmung in der Schweiz geherrscht haben, da Schweizer Truppen im Elsaß Juden systematisch verfolgten. Allerdings sind von den Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli und Jean Calvin keine judenfeindlichen Ausbrüche wie diejenigen von Martin Luther bekannt. Auch ohne Präsenz von Juden wurden Basel und Zürich wichtige Orte des frühen hebräischen Buchdrucks (Frobenius und Froschauer). Teilweise gaben Juden diese Werke in Auftrag. Eine besondere Blüte feierte die Hebraistik im 17. Jh. in Basel mit der Gelehrtenfamilie Johannes Buxtorf.