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8 Bloßer Speicher oder generative Quelle?

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Obwohl Erinnerung weder Wissen noch Rechtfertigung impliziert, können Erinnerungsüberzeugungen natürlich gerechtfertigt sein und Wissen darstellen. So stellt sich die Frage, ob in der Erinnerung Wissen lediglich aufbewahrt und erhalten wird oder ob die Erinnerung Rechtfertigung und Wissen auch erzeugen kann. Epistemische Theorien der Erinnerung legen sich auf eine Erhaltungstheorie (preservationism) fest; danach kann der epistemische Staus einer Überzeugung auf dem Weg von dem Kontaktereignis K zu dem Erinnerungsereignis E nur gleich bleiben (oder sich verschlechtern). Vertreter der Auffassung, dass Erinnerung eine generative Quelle sein kann (generativism), weisen darauf hin, dass sich der epistemische Status einer Überzeugung auf dem Weg von K zu E schon dadurch verbessern kann, dass Anfechtungsgründe, welche die Rechtfertigung der ursprünglichen Überzeugung entwertet oder zumindest geschwächt haben, später beseitigt werden konnten (Lackey 2005; Bernecker 2010). Erinnerung ist demnach zumindest insoweit eine generative Quelle, als eine Erinnerungsüberzeugung gerechtfertigt und (wenn die anderen Bedingungen erfüllt sind) Wissen sein kann, auch wenn die ursprüngliche, anlässlich von K gebildete Überzeugung es nicht war.

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O. S.

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