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2.3 Experimentelle Evidenz für Kontextualismus und Anitiintellektualismus

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Neben den Studien, die gegen den Kontextualismus bzw. Antiintellektualismus zu sprechen scheinen, wurden auch Studien durchgeführt, die diese Positionen vermeintlich bestätigen. So konnte Pinillos (Pinillos 2012, S. 192–221) in seiner Studie eine signifikante Verschiebung der epistemischen Ansprüche bei Veränderung des Risikos im Falle eines Irrtums nachweisen. Im Unterschied zu den oben angeführten Untersuchungen fragt er nicht nach dem Zustimmungsgrad zu Wissenszuschreibungen, sondern nach der Menge der Informationen, welche die Person im Szenario einholen muss, um tatsächlich zu wissen. Die Antworten weisen dabei entsprechend dem Risiko bei einem falschen Urteil signifikante Schwankungen auf.

Eine Versuchsreihe von Beebe und Buckwalter (Beebe/Buckwalter 2010) beschäftigt sich mit Intuitionen zu Wissenszuschreibungen in moralischen Kontexten. Hier werden Versuchspersonen nicht mit Bankfällen, sondern mit Szenarien konfrontiert, in denen Personen Handlungen mit „moralischen Nebeneffekten“ ausführen: Akteure in den Szenarien sind sich potenzieller moralisch verwerflicher oder lobenswerter Nebeneffekte ihres Tuns bewusst, verhalten sich diesen gegenüber aber indifferent. Versuchspersonen neigen signifikant dazu, bei negativen (nicht aber bei positiven) Nebeneffekten Wissen über die Nebeneffekte zuzuschreiben. Die beiden Autoren sehen in diesen Ergebnissen einen Beleg dafür, dass nichtepistemische Faktoren bei der Wissenszuschreibung eine wichtige Rolle spielen.

Eine Möglichkeit, sämtliche dargestellten Versuchsergebnisse im Sinne einer kontextualistischen Position zu interpretieren, bieten Knobe und Schaffer (Schaffer/Knobe 2010) mit ihrem kontrastivistischen Ansatz. Ob Wissen zugeschrieben wird, hängt nach Ansicht von Knobe und Schaffer von der Relevanz der Alternativen ab, welche sowohl vom Risiko eines möglichen Fehlurteils als auch von der Deutlichkeit der Alternativen bestimmt wird. Dementsprechend kritisieren sie an den in 2.2 angeführten Versuchen und den Interpretationen der Versuchsergebnisse, dass die Irrtumsmöglichkeit in den meisten Fragestellungen nicht explizit genug zur Geltung kommt. Die Autoren kritisieren ferner an der Studie May et al. 2010, welche den Effekt einer Verdeutlichung der Alternativen untersucht, dass in deren Fragestellung der (nach Ansicht vieler entscheidende) Kontext des Wissenszuschreibers nicht zwingend variiert. Ferner führen sie Evidenz aus einer eigenen Studie an, dass ein nichtkontrastivistischer Kontextualismus nicht den Intuitionen von Laien entspräche.

K. DeRose als Vertreter eines (antikontrastivistischen) Kontextualismus kritisiert wiederum Knobes und Schaffers Kritik am nichtkontrastivistischen Kontextualismus, da sie angeblich keine zahlenmäßig eindeutigen Ergebnisse lieferten und nur eine dem antikontrastivistischen Kontextualismus ähnliche Position widerlegten.

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