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2 Kontextabhängigkeit von Wissen

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Eine andere Gruppe von erkenntnistheoretisch ausgerichteten Artikeln der eP. befasst sich mit Intuitionen über die Kontextabhängigkeit (↗ Kontextualismus) von Wissenszuschreibungen, insbesondere deren Abhängigkeit von Risiken, mit denen ein Irrtum verbunden wäre. Studien kommen hier teilweise zu entgegengesetzten Ergebnissen, weswegen Relevanz und Interpretation der Daten Gegenstand reger Debatten sind.

Grundsätzlich lassen sich die vertretenen Positionen in zwei Lager aufteilen: auf der einen Seite Kontextualisten und Antiintellektualisten, auf der anderen Seite Antikontextualisten und Intellektualisten. Die ersten beiden Positionen seien dabei wie folgt charakterisiert: Dem Kontextualismus zufolge ist die Bedeutung des Wortes „Wissen“ kontextabhängig; das Wort wird in verschiedenen Situationen auf verschiedene Weise verwendet. Gemäß dem Kontrastivismus, einer Unterform des Kontextualismus, entscheidet die Relevanz möglicher alternativer Überzeugungen (im Kontrast zur tatsächlichen) für den Akteur, ob Wissen zugeschrieben wird oder nicht. Dem Antiintellektualismus zufolge bleibt die Bedeutung von „Wissen“ konstant. Die Bedingungen, unter denen Wissen zugeschrieben wird, hängen allerdings auch von nichtepistemischen Faktoren ab – wie etwa Risiken für die überzeugte Person im Falle eines Irrtums.

Antiintellektualismus und Kontextualismus sind miteinander kompatibel, jedoch nicht deckungsgleich. Dass diese Unterscheidung in der folgenden Diskussion mitunter vernachlässigt wird, liegt daran, dass beiden Ansätzen überschneidende empirische Vorhersagen zugeordnet werden können, was eine klare Einordnung empirischer Ergebnisse und eine klare Strukturierung der Debatte erschwert. Weiterhin bleibt der Gegenstand der Diskussion bzgl. der genauen Bestimmung von „Kontextabhängigkeit“ ziemlich unscharf: Es ist nicht immer klar, ob allein diverse Irrtumsrisiken oder auch andere Faktoren – wie im Folgenden etwa moralische Relevanz – eine Rolle spielen sollen und wessen Risiko letztendlich relevant ist: das des Wissenszuschreibers oder das der Person, der Wissen zugeschrieben wird – oder beides.

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