Читать книгу Lexikon der Erkenntnistheorie - Группа авторов - Страница 31
Experimentelle Philosophie
ОглавлениеExperimentelle Philosophie (eP., in der Literatur auch abgekürzt als „XΦ“) bezeichnet eine äußerst junge methodologische Strömung in der analytischen Philosophie, die philosophische Probleme mit Hilfe empirischer Methoden untersucht. Studien der eP. zielen meist darauf ab, philosophische Intuitionen (↗ Intuition) von Personen – mit oder ohne philosophische Ausbildung – durch Umfragen zu ermitteln. Dabei orientiert man sich in der Regel an Gedankenexperimenten aus der Fachliteratur. Diese Vorgehensweise ist als Reaktion auf die in der zeitgenössischen analytischen Philosophie gängige Praxis zu verstehen, philosophische Standpunkte mit intuitiv einleuchtenden Modellsituationen zu begründen. Die Motivation, das dieser Praxis zugrunde liegende Vertrauen auf intuitive Urteile in der Philosophie auf die Probe zu stellen, hat zweierlei Ursprung: Zum einen könnte eine Voreingenommenheit von Experten deren intuitive Urteile verfälschen, zum anderen könnten Intuitionen durch das kulturelle und soziale Umfeld erheblich beeinflusst werden, was ihren Status als objektive Argumentationsgrundlage beeinträchtigte.
Obwohl das Programm der eP. mitunter an naturalistische Ansätze des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Helmholtz 1998) erinnert, lässt sich kein direkter Einfluss dieser Strömung auf die eP. feststellen. In programmatischen Schriften erklären es Philosophen wie Weinberg oder Knobe ferner zur Praxis der eP., Ergebnisse der Kognitionswissenschaften für die Entwicklung und Widerlegung philosophischer Standpunkte zu verwenden. Derartige Ansätze spielen zurzeit in der experimentellen Erkenntnistheorie jedoch keine Rolle: So sind zwar kognitionswissenschaftliche Erkenntnisse zum Themenbereich „Wissen“ durchaus vorhanden, doch werden diese bislang nicht systematisch zur Bearbeitung philosophischer Probleme herangezogen.
Insbesondere werden in der eP. folgende Themen der Erkenntnistheorie diskutiert: „Allgemeingültigkeit von Intuitionen“, „Kontextabhängigkeit von Wissen“ sowie „Status von Wissen, wie man etwas tut (, knowing how‘)“.