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Kapitel 8 - Abreise der Ordensritter
ОглавлениеAnderntags, gleich nach der ‚Mette', die der Hochmeister höchstselbst gegen drei Uhr früh abhielt, stand alles bereit zur Abreise. Drei Dutzend Pferde hatte der Hochmeister ausgewählt, die auf dem Schiff in verschiedenen Holzverhauen untergebracht werden sollten. Die drei brook’schen Knechte würden die Tiere nur bis Bremen begleiten. Von da ab sollten andere Pferdeknechte die Rosse betreuen.
Widzelt schmollte immer noch, weil er doch gar zu gern mitgefahren wäre ins ‚Legenden umwobene' Ordensland. Wenn ich einfach ausbüxe? Was kann er dagegen tun? Er wird mich umbringen. Nein, wird er nicht. Ist er als Junker nicht selbst heimlich fortgezogen? Ganz heimlich? Nein, seine Mutter wusste davon...
Hochmeister Winrich von Kniprode bedauerte noch einmal, dass Widzelt daheim bleiben müsse, versprach aber, ihn bei günstiger Gelegenheit ins Ordensland zu holen: „Nur Mut, Junker! Übe dich in Geduld, das ist eine hervorragende Tugend. Wirst es noch aushalten können, bis ich dich mitnehme ins Ordensland. Beim nächsten Mal, Junker.“
„Das werde ich“, antwortete Widzelt artig und lächelte seltsam.
Winrich warf sich den weißen Mantel um die Schultern, schlug die Kapuze über den Kopf, schloss die bronzenen Fibeln. Seine Begleiter, die beiden Ordensritter, die er auf der Abdena-Burg zurückgelassen hatte, werde er in Emden treffen, erklärte der Hochmeister und hängte den Helm an den Sattel. Widzelt starrte hingerissen auf den silberblinkenden Helm mit dem beweglichen Visier, welches rechts und links mit dem Ordenskreuz versehen war. Ob er den mal ausprobieren dürfe, fragte er mit glänzenden Augen, so etwas möchte er gern mal tragen. Kniprode reichte ihm lächelnd das gute Stück, ehe er sich aufs Pferd schwang, das Beste der von ihm ausgesuchten Tiere, versehen mit edlem Zaumzeug, das war über und über mit Silbernieten bestückt und glänzte in der Sonne.
Während Widzelt den Helm aufsetzte, folgten die brook'schen Knechte Kniprodes Beispiel und saßen ebenfalls auf, jeder ein Dutzend Pferde am Strick führend. Der Helm war zu groß und wackelte auf Widzelts Kopf. Winrich von Kniprode lachte belustigt, als hätte er es vorher gewusst und ließ ihn sich zurückgeben: „Schade, wenn er gepasst hätte, dann hättest du ihn behalten können.“
Zum Abschied erteilte der Ordenshochmeister seinen priesterlichen Segen. Merkwürdig, Foelke fühlte sich mit einem Male gestärkt und voller Zuversicht.
Sie werden langsam vorankommen, erwog Widzelt mit Blick auf Reisenden und verschwand eiligst im Haus, als könne er es nicht abwarten, endlich wieder in seinen warmen Alkoven zu kriechen.
Noch herrschte stichdunkle Nacht, nur hin und wieder leuchtete silbern der Mond aus rasch fliehenden Wolken. Klappernd hallte der Hufschlag im Hof, donnerte dumpf, als die Reisenden die Zugbrücke überquerten.
Ocko schloss seine kleine Frau in die Arme, während er Winrich von Kniprode und seiner Begleitung nachschaute: „Das war ein gutes Geschäft. - Sie werden sich in Emden auf der Ordenskogge einschiffen, mein Schatz. Das Wetter ist ruhig. Kein Eis, kein Sturm, die Stürme kommen erst später. Bis dahin werden sie längst ihr Ziel erreicht haben. Ich habe Winrich Brieftauben mitgegeben. So Gott will, werden wir bald Nachricht von ihm bekommen.“
Längere Zeit noch hob sich flatternd der weiße Mantel des Ordensritters vom schwarzen Hintergrund der Erlen ab, ehe die Wegbiegung Reiter und Pferde verschluckte.
Frierend drückte Foelke sich an ihn: „Es ist noch zu früh, Ocko. Lass uns schnell wieder ins Bett schlüpfen.“
„Hm“, nickte er und zog sie fester an sich.
Ein wohliger Schauer durchlief ihren Körper. Das große ebenholzschwarze Bett war noch ganz warm. Zärtlich schmiegte sie sich an seinen Körper und als er sich über ihr Gesicht neigte, fühlte sie seine seelische Anspannung.
Unsagbar sanft küsste er ihren Mund, ihr Gesicht, ihren Körper! - Welch weiche Haut! Hat der Herrgott sie dazu geschaffen, einen Mann um den Verstand zu bringen?
Er brauchte sie mehr als alles andere auf der Welt, seine Foelke, seine heißgeliebte Frau.