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Kapitel 15 - Herzog Albrecht III. von Österreich, Graf von Habsburg

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Zu Pfingsten trafen im Ordensland viele namhafte Gäste ein, welche es ebenfalls nach einem Kampf gegen die Heiden gelüstete. Englische, italienische und deutsche Ritterschaft drängte es, die Heiden zu bekehren und die Ermordeten zu rächen.

Auch Herzog Albrecht III. von Österreich, Graf von Habsburg, traf ein und mit ihm zogen viele Edle, Ritter, Knappen und etliches Fußvolk aus Österreich durch Stadt und Land bis hin nach Breslau, ohne jegliche Freveltat zu begehen. Nachdem der Herzog mit den Seinen dort im Schloss Quartier genommen hatte, fand ein emsiges Anwerben statt. Überdies verpflichtete des Herzogs Seneschall eifrig Mägde und Köche in Gaststuben und Küchen, um ein großes Fest herzurichten. Frauen zum Säubern und Anrichten der vielfältigen Früchte wurden angestellt, verschiedene Küchenmeister für Fisch und Geflügel, Suppen und Nachspeisen bestallt. In ganz Breslau sprach man von nichts anderem als dem herrlichsten Fest aller Zeiten, welches bald stattfinden sollte. Der Herzog gab sich gern volksnah und darum wurden zugleich alle schönen Frauen der Stadt aufs Schloss geladen.

Der mit Spannung erwartete Augenblick nahte. Bald stand Widzelt zum ersten Mal dem edlen Herzog von Österreich Aug in Aug gegenüber. Welche Ehre! Überrascht stellte er fest, dass Herzog Albrecht III. in der Tat sein rotbraunes Haar zu einem dicken Zopf geflochten trug, der ihm bis hinunter zur Taille reichte. Damit hatte Widzelt nicht gerechnet. Ein spöttisches Lächeln zuckte um seine Lippen. Ob der Zopf echt war, blieb fraglich für ihn, denn der Herzog trug eine barettähnliche, modische Kopfbedeckung aus Goldbrokat, welche Stirn und Hinterkopf vollständig bedeckte. Möglicherweise war der Zopf falsch und lediglich an der Kappe befestigt? Das war schon irgendwie lustig für Widzelt. Ein rascher Blick auf die Runde der Ordensritter offenbarte Widzelt, warum ihm niemand Auskunft dazu gegeben hatte: man war gespannt, seine Reaktion auf diesen Zopf zu sehen. Ebenfalls recht auffallend war auch des Herzogs edle rotbraune, von Adlerwappen durchwobene Gobelinrobe, die im Brustbereich zur Zierde mit einem Zopf eingefasst war, vermutlich aus den Haaren seiner Feinde. Die Herzöge von Bayern, Burgund und Geldern trugen zu solchen Anlässen stets eine goldene Amtskette, dieser Herzog hier trug stattdessen einen Zopf!

Eindrucksvoll war die Erscheinung des Herzogs auf jeden Fall und noch eindrucksvoller war die stattliche Zahl der geladenen Gäste, die Albrecht III. von Österreich mit großer Huld empfing.

Der große Tag begann mit der feierlichen Frühmesse und danach riefen die Fanfaren Gäste und Hoflager zum ritterlichen Turnier auf das mit Fahnen und Tribünen ausgestattete Glacis, die Wiesenflächen vor dem Sachsentor. All die vielen Vorbereitungen für das Turnier hatten etliches an Zeit und Geld verschlungen, aber der Herzog von Österreich scheute offenbar keinerlei Unkosten. Der Habsburger mochte wohl gern aufzeigen, dass er zu den betuchtesten Fürsten des Reiches zählte. Die Ausstattung der Tribünen war besonders prachtvoll bemessen, mit edlen Überdachungen aus wallenden Stoffen, goldfarbig und rot, weiß und ultramarinblau, besonders imposant natürlich die Loge des Herzogs und seines Gefolges. Die starken Begrenzungszäune zum Turnierfeld hin waren alle mit eindrucksvollem Zierwerk versehen, großartig geschnitzt und mit den verschiedenen Wappen der Teilnehmer geschmückt, wahrlich perfekt und ein herrlicher Anblick für die einziehenden Zuschauer. Nur eines ließ sich in diesem Jahr nicht bezwingen, die lästige Maikäferplage.

In derartigen Massen traten die gestreiften Krabbler auf, dass manch einer in ihnen eine biblische Plage, wenn nicht gar ein schlechtes Omen zu erblicken glaubte. Die Krabbeltierchen hatten ratzekahl das junge Laub sämtlicher Bäume abgefressen, die unweit der Wiesenflächen wuchsen. Momentan umgab die weißen Birkenstämme ein leichter hellgrüner Schimmer, denn sie schlugen bereits erneut aus. Spatzen schätzten die Maikäfer allerdings ungemein als willkommene Speise. Am Wegesrand fanden sich darum stets Scharen von Spatzen ein und man konnte ihnen bequem zusehen, wie sie diese für sie köstliche Delikatesse knackten. Zuerst rissen sie an den Beinen, hackten auf die Flügel und schließlich brachen sie die Maikäfer auf und gelangten ans Innere. Dabei ließen sie sich kaum stören. Selten flog eine Schar hinauf in die Bäume. Wenn doch, dann saßen sie dort, schauten keck auf die unter ihnen spazierenden Menschen hinab, schilpten munter und putzten derweil ihr Gefieder, ehe sie bald darauf wieder auf den Haufen verendender Maikäfer landeten.

Nachdem die geladenen Gäste schicklich zu ihren Plätzen geführt worden waren und das gemeine Volk die Stehplätze eingenommen hatte, die Fanfaren erklungen und die Ansagen gemacht worden waren, tummelten sich in den Turnierschranken bald die jungen Ritter im Kampfspiel.

Wie dröhnte da die Erde vom Stampfen der Hufe! Wie hallten Kampf- und Jubelrufe über das Feld, klang das Brechen der splitternden Lanzen! Begeistert wurden die Recken angefeuert.

Manch Schild wurde zertrümmert und manch zerbrochener Speer wirbelte vor den Augen der schönen Damen gefährlich durch die Luft. Leider kamen auch einige Recken nicht ohne böse Blessuren davon. Aus mancher Wunde sickerte das Blut und rötete klebrig den Panzer des Kreuzlers.

Eilends kamen die Knappen ihrer gefährlichen Aufgabe nach und flitzten zwischen den heranpreschenden Rittern über die Kampfbahn, um die zersplitterten Lanzenteile einzusammeln, damit die Rösser sich nicht daran verletzten.

Im Laufe des Turniers landete manch einer der tapferen Kämpfer rücklings im Sand, hilfloser als ein Fisch an Land und musste nicht selten mit Hammer und Brecheisen aus seinem zerbeulten Panzer herausgeschält werden. Die besondere Perspektive von der Höhe der Tribüne hinunter auf den Turnierplatz offenbarte dann zuweilen eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem auf dem Rücken liegenden, zappelnden Maikäfer, was bisweilen sogar Hohngelächter hervorrief. Zum Glück gab es aber nur einen Toten zu beklagen, einen deutschen Ritter, der von einer Lanze durchbohrt wurde, weil ihm zuvor sein Schild vom Arm gerissen worden war. Und wäre er nicht von seinem Ross geschleudert worden und hätte er sich nicht beim Aufprall das Genick gebrochen, dann wäre er ohnehin elendiglich an seiner schweren Brustverletzung verblutet.

Die siegreichen Recken aber erhielten zum Lohn ihres ritterlichen Kampfes eine kostbare Dankesgabe aus den Händen des erhabenen Herzogs.

Am späten Abend, als die Sonne schmutzig-rot hinter dem fernen Nadelwäldchen verschwand, wurde die festliche Tafelrunde eingeläutet und in köstlichen Gerichten geschwelgt. Welch herrliches Mahl! Dazu traten Gaukler und Spielleute auf! So ging es eine ganze Woche lang weiter mit Reiterspielen, Schwertkämpfen und anderer Kurzweil.

Als endlich Herzog Albrecht III. von Österreich abzog, gab es das große Aufatmen und es hob flugs die Beseitigung und Reinigung der Stadt an, denn das wilde Kriegsvolk hatte nicht nur viel zerstört, sondern auch unglaublichen Schmutz verursacht.

Viele deutsche Edle, die von Werbern angeheuert wurden, schlossen sich in Breslau dem Herzog an und zogen mit ihm ins Ordensland.

Mit seinem prächtigen Geleitzug reiste Herzog Albrecht III. von Österreich nun nach Thorn. Dort ließ der Herzog ebenfalls ein gewaltiges Fest veranstalten und neue Kreuzzugsteilnehmer anwerben. So wuchs das Heer zu gewaltiger Größe an.

Von Thorn aus führte die Heerstraße weiter zu den Ordensburgen im Kulmer Land. Die relativ kurzen Strecken von Burg zu Burg erleichterten den Marsch für das Fußvolk etwas. Über die Burgen Gollub, Rheden und Marienwerder erreichte das Heer endlich die majestätische Residenz des Ordens, die Marienburg.

Zum Empfang ritt der Hochmeister Winrich von Kniprode mit seiner Ritterschaft vor die Residenz und bot dem Herzog samt seinem Gefolge mit großen Ehren ein herzliches Willkommen. Freigebig trug man guten Trank und reiche Kost auf. Der Orden sparte nicht mit Ehr und Lob und der Herzog wusste dies wohl zu schätzen.

Zugleich liefen in den Häfen von Marienburg, Balga, Lochstädt, Königsberg und Labiau fast täglich Schiffe ein, die Kreuzzugsteilnehmer absetzten. Nach kurzem Aufenthalt wurden diese unter Begleitung von Ordensrittern zu jenen Burgen gebracht, welche die Heerfahrer bis zum Beginn des Kreuzzuges sammeln und beherbergen mussten. Das war ein Gewühle auf den Sammelstätten! Entlang der Bernsteinstraße gab es keine Burg und keine Stadt, die nicht von fremden Heerscharen ’geplagt‘ wurde. Über das ganze Samland waren die Truppen verteilt, ehe sie nach Insterburg zogen. Ob Rudau, Zinten, Heiligenbeil, Elbing, Schippenbeil, Georgenburg, Rastenburg, Rössel, Heilsberg und nicht zuletzt das schöne Königsberg, sie alle erfreute in summa die Anwesenheit und freigebige Hand der edlen Heerfahrer, denn sie zahlten alles mit guter Münze.

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