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Kapitel 4 - Zukunftspläne
ОглавлениеWährend Ritter Ocko an Zukunftsplänen arbeitete und seine Ziele ihn ganz gefangen nahmen, blieb Foelke viel auf sich gestellt. Nicht, dass Mangel an Abwechslung bestanden hätte. Es gab genug für sie zu tun, zumal Ocko sie gebeten hatte, diverse Veränderungen bei der Einrichtung der Räumlichkeiten zu beaufsichtigen. Dennoch fühlte sie sich in gewisser Weise abgeschoben, hätte sie ihrem Mann doch viel lieber zur Seite gestanden. Er aber sprach kaum von seinen Plänen, beantwortete nur unbefriedigend ihre Fragen. Erwähnte beiläufig, dass es besser für sie sei, nichts davon zu wissen. Das wollte Foelke nun absolut nicht verstehen. Glaubte er, sie sei zu einfältig, um hin und wieder um Rat gebeten zu werden? Meinte er sie etwa zu belästigen, wenn er ihr seine Crux darstellte? Eine der hervorstechenden Eigenarten ihres verstorbenen Gemahls war es gewesen, ihr seine Schwierigkeiten mitzuteilen. Dem haftete allerdings häufig wenig Erfreuliches an. Aber wenn Kampo auch wenig auf ihre Ratschläge gegeben hatte, so durfte sie doch immerhin Lösungen aufzeigen.
Nächtelang saß Ritter Ocko über den Brokmerbriefen und den vielen Änderungen daran, studierte die Verfassungen der Ordnungshüter und Gerichte, die Obliegenheiten und Wahl der Richter, das Bürgerrecht, Rechte und Verbindlichkeiten von Pächtern und Grundeigentümern, er beschäftigte sich mit Verbrechen und Strafen, und den besonderen Verordnungen bei Verlöbnissen. Das war eine riesige Mammutarbeit, so dass ihm manches Mal der Kopf schwirrte. Oft arbeitete er neue Gesetzentwürfe aus, verwarf sie wieder, las wieder und wieder die Rechtstitel.
In Italien galt das Römische Recht. Das konnte hier ohne weiteres nicht angewendet werden. Das Sklaven- oder Kolonnenrecht ließ keinerlei Grundbesitz für die arbeitende Bevölkerung zu. In Italien gehörten Grund und Boden den Fürsten, die ihren Besitz aufteilten und als Lehen vergaben. Anders in Friesland, da gehörten Grund und Boden häufig den Bauern, die alljährlich ihre Abgaben in Naturalien auf der Burg oder beim Hausmeier ablieferten. Das waren Schweine, Schafe, Gänse, Eier, Getreide, Heu, Gemüse, Bier oder auch Webwaren und verschiedene, handwerklich erstellte Geräte, lebenswichtige Dinge halt. Das tat den Untersassen kaum weh, stammte es doch aus der üblichen Erzeugung. Die Huslotha (Hausgeld), die Kaiser Karl der Dicke anstelle der normannischen ‚Klepsghilde' (Klappergeld) eingeführt hatte und die nun als ’gemeiner Pfennig’ dem Kaiser zustand, wurde ordnungsgemäß abgeführt. Allerdings stellte das Weihegeld für den Bischof ein gewisses Problem dar. Der neue Bischof von Münster, Potho von Pothenstein, vor einem Jahr vom Heiligen Stuhl zum Bischof geweiht, verlangte unerbittlich das ihm zustehende Weihegeld. Pothenstein hatte schon mehrere Vorstöße von seinem Adlatus machen lassen, war aber unter Hinweis auf die hohen Deichlasten immer wieder vertröstet worden. Wie lange konnte Ocko die Zahlung noch hinauszögern? Hätte nicht eigentlich Hero Attena als sein Amtsvorgänger im Auricherland das Geld längst entrichten müssen? Da wollte Ocko sich etwas einfallen lassen.
Er besaß hinlänglich Vermögen, aber er wollte sein Geld für lieber sinnvollere Dinge ausgeben, als für den Kauf eines Bischofsstuhles oder das Weihegeld, welches letztendlich der Papst einstrich.
Ocko fühlte sich manchmal wie zwischen Baum und Borke. Woher sollte er das zusätzlich geforderte Geld nehmen? An den Steuern konnte er keine Anhebung vornehmen, nur bei den Dienstleistungen seiner Untertanen mochte es möglich sein, etwas mehr abzuverlangen; bitter notwendig, um die zerstörten Deiche neu schlagen zu können.
Der Kolk am Fuße seiner Burg „Broke“ hatte vor etlichen Jahren eine beträchtliche Tiefe gehabt. Das war seit langem vorbei. Was konnte Ocko tun, um seinen Hafen vor der Burg einträglicher zu machen? Ging das überhaupt noch? Nach der überschlägigen Kostenrechnung, die ihm vorlag, gestaltete sich das zu einem schier unmöglichen Unterfangen.
Das ausgekolkte Gebiet umfasste etwa eine Meile in der Länge und war halb so breit wie lang. Nun war der Kolk nahezu versandet, weil Sturmfluten immer wieder große Mengen an Material von den Abbruchkanten rissen und in das Becken schwemmten. Indem die Fließgeschwindigkeit der Maar, die den Kolk durchfloss und zur offenen Nordsee führte, jedoch immer schwächer wurde, konnte der Abraum nicht mehr ins Meer getragen werden. Aus diesem Grunde ließ sich die geräumige Hafenbucht seit langem nicht mehr so gut nutzen wie in alten Zeiten.
Mit großer Sorge beobachtete Ocko, dass der Kolk nur noch Schiffe mit sehr geringem Tiefgang zuließ. Dieser Umstand bedeutete zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand, bestand doch die Notwendigkeit, jede Ware zuerst mühsam auf flachbodige Emspünten, die ‚Schlickrutscher’, umzuladen, zum Kolk zu staken, dort im Hafenbecken wieder abzuladen und zum Krumacker zu tragen, von wo aus sie anschließend weitertransportiert oder verkauft werden konnten. (Krum = Anker- bzw. Handelsplatz) An sich nicht weiter tragisch, aber die Stauer mussten stets auf Ebbe warten, wodurch häufig eine Menge Zeit nutzlos verstrich. Dann konnten sie jedoch durch den nahezu trockengefallenen Kolk zum Krumacker waten.
Deiche auf beiden Längsseiten des Hafenbeckens schützten vor unerwünschten Uferausschwemmungen. Ein aus Backstein gemauerter Gang, der bei Flut mit einem Schleusentor hermetisch verschlossen wurde, führte durch den Deich direkt auf den Lagerplatz. Perfekt, diese Bauweise und eine unverzichtbare Notwendigkeit, um das Leichtern der Schiffe zu beschleunigen. Das sparte eine Menge Zeit, weil den Trägern damit Umwege erspart wurden. So konnten sie direkt durch den Wall hindurch zum Stapelplatz gelangen. Als der neue Hafen von Aurichhove angelegt wurde, hatte Ocko diese Konstruktion deshalb übernommen. Nun sann er auf Mittel und Wege, um seinen Hafen an der alten Burg effektiver nutzen zu können.
Auf der anderen Seite war ihm ein weiteres Projekt wichtig, nämlich der Ausbau eines Hafens am Dom von St. Marien. Dort hatte die See seit einigen Jahren ein beträchtliches Tief ausgespült. Manchmal meinte er, das Tief sei nun weit genug gediehen, der Landabbruch so schwerwiegend, dass eine weitere Sturmflut verheerende Folgen haben müsse. Dann wieder entschied er sich, doch besser noch einige Zeit abzuwarten. Die natürliche Arbeit der See ersparte ihm unter Umständen erhebliche Geldausgaben.
Häufig besprach er die Sache mit den anliegenden Landbesitzern, zog Deichbauer heran, verhandelte mit dem Herrn Luippe über den Ankauf von Kirchengelände, welches dem zukünftigen Hafen zugeschlagen werden sollte.
Rechts und links des ausgespülten Tiefs sollten Uferbefestigungen geschaffen werden. Zudem musste die Fahrrinne abgegraben werden, um eine Vertiefung für größere Schiffe wie Koggen und Hulke zu schaffen.
Ocko strebte an der Gant einen gewichtigen Warenumschlagplatz an. Da taten sich mehrere Möglichkeiten auf. Zuerst einmal lag an der Gant, diesem weit ins Land reichenden Wasserarm, ein kleines Dorf, das man allgemein Upgant nannte. Das war eine uralte Bauernschaft, die Fulda gegenüber tributpflichtig war, gehörte also zur Diözese Bremen.
Der Ritter wollte aber lieber einen Hafen, der nach Münster gehörte, weil die Bremer Erzbischöfe für ihn unberechenbarer schienen als die Bischöfe von Münster. Das zur Diözese Münster gehörige Gebiet reichte bis hin nach Schott. Dort begann die Bremer Diözese. Aus diesem Grunde hatte die Bauernschaft ihren charakteristischen Namen erhalten, „Schott“, was eben Schluss oder Ende bedeutet.
Marienhafe lag ebenfalls sehr günstig an diesem Wasserarm, war jedoch der Diözese Münster beigeordnet. Folglich erfüllte die Bauernschaft am Dom von St. Marien die von Ocko gewünschten Eigenschaften perfekt.
Einen Warenumschlagplatz aufzubauen, der zumindest dem von Osterhusen an der Ems ebenbürtig sein konnte, wenn nicht sogar noch lohnender als der überaus ertragreiche Hafen von Larrelt, das war Ritter Ockos Ziel.
Um Marienhafe anzulaufen, brauchte man nur den Schlag um die Insel Bant zu segeln und konnte dann, das neue Tief nutzend, direkt in die Leybucht, die Abelitz hinauf die neuen Landungsbrücken ansteuern. Einfacher und müheloser ging es auch nicht über das Norder Tief zu dem Flecken Norden. Ein „versteckter“ Hafen besaß auch etliche Vorteile, besonders, wenn man die Bedrohung durch eine ständig wachsende Piraterie auf der Westersee (heute „Nordsee“) berücksichtigte.
Zur Verwirklichung dieser Pläne benötigte Ocko neben entsprechenden Arbeitskräften auch allerhand an Geldmitteln für Baumaterial. Dazu reichten seine eigenen Geldreserven nicht aus. Das zwang zur Kreativität. Da gab es diverse Möglichkeiten: Landverkauf oder Verpfändung zum Beispiel, auch Beleihung des Gerichts. Vielleicht fand er sogar andere Einnahmequellen; darüber musste Ocko geraume Zeit nachdenken, ehe er eine endgültige Entscheidung treffen konnte. Noch reichten seine Finanzmittel glücklicherweise aus, um die bisher anfallenden Kosten decken zu können.
Am Heiligen Abend vertraute Foelke ihrem Mann überglücklich an, dass sie ein Kind erwarte. Ihr größter Wunsch ging damit in Erfüllung und sie dankte der Jungfrau Maria über alle Maßen und übertrug dem Herrn Luippe zu den bereits von Ocko überlassen drei Benefizen noch eine weitere in Hinte zur Nutznießung. Als Krönung versprach Ocko, das Zisterzienser-Kloster von Ihlow, die ‘Schola Dei’ (Schule Gottes), welche in hohem Ansehen stand, und das davon abhängige Kloster Meerhusen in seinen Schutz zu nehmen und künftig gegen alle auswärtigen Feinde verteidigen zu wollen.
Ob er also doch den Streit zwischen den Zisterziensern und den Prämonstratensern schlichten wolle, insistierte Foelke.
Da gäbe es noch gewichtigere Gründe, meinte Ocko, und zog sie liebevoll in seine Arme. „Ach, mein Mädchen macht sich Gedanken!“ Ocko freute sich und liebkoste sie aufgeräumt.
„Ihlow und Meerhusen... das ist vor der Tür von Hisko Abdena...“
„Hm, das ist es.“
„Hat das etwas zu bedeuten?“
„Hm.“ Dazu wollte er nichts sagen.
Sich an ihn schmiegend, fragte Foelke, wie es denn voran gehe mit dem neuen Hafen bei Marienhafe.
Die Umleitung der Maar sei vorerst abgeschlossen, aber es gäbe Schwierigkeiten über Schwierigkeiten, räumte Ocko ein: „Vergangene Nacht hat man sogar die Senkkästen zerschlagen, die wir schon gebaut hatten.“
„Ach, die das Tidewasser bei den Hafenarbeiten abhalten sollen? Was glaubst du, wer dahinter steckt?“
„Wenn du mich so fragst? Hisko von Emden. Er fürchtet mit Recht, dass die Hansischen Kauffahrteischiffe nicht mehr ganz bis Emden hinunterfahren, sondern ihre Waren bei uns stapeln werden. Ich will ein Packhaus bauen und ein Zollhaus und dann will ich zusehen, dass ich das Stapelrecht bekomme, Foelke. Dann haben wir ausgesorgt. Das würde bedeuten, dass jedes Schiff, das die Ems hinauf- oder hinunterfahren will, seine Ladung zuerst drei Tage lang zum Verkauf in Marienhafe anbieten muss. Wenn die unverkaufte Ware nicht mit einem unserer Schiffe weiterbefördert wird - und das wird kaum geschehen - muss sie doppelt verzollt werden. Mit diesem Zollaufkommen könnte ich Deiche bauen.“
„Brauchen wir dafür nicht die Stadtrechte für Marienhafe?“, fragte Foelke zaghaft.
„Nicht unbedingt. Im Übrigen - warum sollte ich das anstreben? Dann gäbe ich dafür freiwillig meine eigenen Rechte auf... Städte sind wie Stacheln im Fleische... Nun, es ist nie zu früh, über andere Wege nachzudenken, jedoch muss ich vorerst abwarten.“
Ocko wollte offenbar nicht über ‚andere Wege’ sprechen und Foelke wagte nicht, ihn danach zu fragen, machte aber den Vorschlag, für Osterhusen den Stapelzwang zu erwägen.
„Diese Überlegung ist berechtigt“, stimmte Ocko nach kurzem Bedenken zu. „Osterhusen und die umliegenden Dörfer sind sehr bedeutende Flecken. Leider muss ich diesen Gedanken verwerfen. Wie du weißt, ist Osterhusen durch die Nahe mit der Ems und damit auch mit Emden verbunden. Dieser Sachverhalt schließt gleichzeitig Vorteil und Nachteil ein. Den Vorteil haben die Allena jahrzehntelang genossen und Osterhusen zum wichtigsten Hafen an der Ems ausgebaut. Der Nachteil besteht unverkennbar darin, dass Hisko Abdena den Verkehr sperren kann. Ich will mich nicht unnötig diesem Druckmittel aussetzen. Hisko ist bis heute ein unberechenbarer Faktor. Verstehst du?“
„Sicher, schließlich hast du seinen Bruder... Ich meine, du hast Kampo im Zweikampf...“ Foelke konnte es nicht aussprechen, dass er Kampo getötet hatte. Aus einem ihr unbegreiflichen Grunde bedauerte sie seinen Tod. - Soweit hätte es nicht kommen müssen, wäre da nicht Kampos schreckliche Eifersucht gewesen. Ich habe auch schöne Zeiten mit Kampo durchlebt, Zeiten, in denen er mich sehr glücklich gemacht hat...
„...und Larrelt? Wie ist es damit? Larrelt ist schon zu Zeiten deines Vaters der größte Hafen an der Ems gewesen. Sie sind unendlich reich geworden in Larrelt. Schau dir nur die Kirche aus Andernacher Tuffstein an, Ocko! Und dabei ist sie schon über hundert Jahre alt.“
„Sicher ist sie das. Und ich weiß, dass du an das in Stein gehauene Bogenfeld mit der Darstellung des Ippolyth denkst. Kennst du die Bedeutung?“
Foelke schüttelte schüchtern den Kopf.
„So lass es dir erklären, Foelke. Ippolyth war ein Missionar, der bei dem Einfall des Sachsenherzogs Wittikind mannhaft gekämpft hat. Ippo fand den Märtyrertod und wurde später Bremer Schutzheiliger! Larrelt gehörte zum Bistum Bremen damals, deswegen das Bogenfeld an der Kirche.“
„Die Sachsen? Ich glaubte, sie sind unsere Freunde.“
„Lass mich das erklären. Wittikind, den man auch Widukind nennt, war der normannische Heerführer in Sachsen. Sachsen war ja mal ein Teil des dänischen Reiches wie auch wir hier. Die Franken haben es damals erobert und wollten nicht nur das Christentum einführen, sondern auch den alten Glauben ganz und gar ausmerzen. Christen gab es schon vorher hier, aber die Franken haben die alten Götter mit Feuer und Schwert ausgerottet. Ich glaube..., wenn ich mich recht erinnere, war der Anfang dieser Christianisierung ursprünglich ein Erbstreit zwischen unserem König Redbad und dem Frankenkönig Pippin. Zuvor nämlich hatte König Redbad den Missionar Willibrord unbehindert gelassen und ihm heiliges Gastrecht gewährt. Es gab sonst keinen anderen Grund, König Redbad anzugreifen, als den des Erbstreites.
Die Könige von Metz waren eng verschwägert mit den Gotenkönigen. Es gab damals eine grausige Blutrache...“
„Aha, das Atlilied? Das, was der Barde vorgetragen hat“, warf Foelke ein.
„Ja, nein, das ist eine andere... traurige Geschichte. Gewalt löst Gewalt aus... Das hat sich in Jahrtausenden nicht geändert. Ich glaube, es muss sich ungefähr hundert Jahre früher zugetragen haben, was der Barde neulich gesungen hat. Das betraf Brunhilde (+613). Aber so genau weiß ich das nicht mehr. Brunhilde war eine Tochter von Athanagild, dem König der Westgoten in Spanien. Wie dem auch sei: Jedenfalls gab es in jener Zeit eine andere Aufteilung der Länder als heute. Das Burgunderreich ging bis an unsere Küste. Das fränkische Reich bildeten Neustrien im Westen und Austrasien im Osten (bestehend aus dem Mosel- und Maasgebiet und fränkischen Besitzungen rechts des Rheins). Das Königreich der Friesen stach wie ein Dorn bis zur Lauwers ins fränkische Reich. Dazu gab es noch Länder wie Allemannien, Bayern, Thüringen, die nicht zum fränkischen Reich gehörten, jedenfalls zu Anfang noch nicht.
Neben Reims als Residenz gab es noch Metz. In Metz, das war die Hauptstadt von dem östlichen Austrasien, regierte Bischof Ansegisl. Dieser Ansegisl war verheiratet mit Begga, einer Tochter von dem ersten Pippin, dem Hausmeier des fränkischen Reiches. Es gab derer drei - Pippins, meine ich.“
Foelke kicherte: „Pippi! Komischer Name. So möchte ich nicht heißen.“
„Nicht Pippi, sondern Pippin hießen sie. Das heißt ‚Pfeifer’. Du weißt, was ein Hausmeier ist?“
„Ja, natürlich, das ist der Major Domus, der oberste Hofbeamte.“
„Und?“
„Er führt das Heer.“
„Richtig, sehr gut. Wer hat dir das beigebracht?“
„Großvater.“
„Also weiter: Pippin, ich nenne ihn mal den Ersten. Pippin verheiratete seine Tochter Begga mit Ansegisl, dem Herrn von Metz. Du erinnerst dich, Metz war die Hauptstadt von dem östlichen Austrasien. So wurde Ansegisl also der Vater von Pippin dem Zweiten. Dieser Pippin II. erkämpfte sich die Macht des Major Domus für das ganze fränkische Reich. Damit führte er das Fränkische Reich, denn der König war schwach und hatte die Zügel nicht mehr straff in der Hand. Der König wurde nach und nach seiner Macht beraubt.
Als nun Ansegisl, Pippins Vater, starb (+ 685), trat Pippin II. in sein Erbe ein. Wenig später starb unser Friesenkönig Aldgisl und Pippin II. sah eine hervorragende Gelegenheit, Aldgisls Reich zu schlucken und wollte dies sogleich mit dem Schwert durchsetzen. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Dorestad (689) zwischen Pippin und dem König der Friesen Redbad, dem Sohn und Nachfolger von König Aldgisl. Redbad oder Radbod, wie die Franken sagen, wurde von Pippin geschlagen. Er musste darum den südlichen Teil seines Gebietes verloren geben. Warum verlor unser König Redbad die Schlacht bei Dorestad?“
Foelke zuckte unsicher ihre Schultern.
„Weil er nur ein kleines Heer hatte. Drum war er der Übermacht nicht gewachsen. Aber König Redbad gab sich nicht so rasch geschlagen. Vier Feldzüge hat Pippin II. deswegen gegen König Redbad geführt (in der Zeit von 709-712), bis ihn der Tod ereilte.
Pippins Sohn, Karl Martell, der ’Hammer', hat dann weiterhin versucht, das Friesenreich zu zerschlagen. Und nach und nach haben die Franken ihr Ziel erreicht.
In einem Bündnis mit den Sachsen siegte König Redbad zwar noch einmal (714) über Karl Martell. - Das war übrigens Martells einzige Niederlage, so sagt man. - Aber die Franken gaben nicht auf, und als Redbad starb, war sein Sohn Poppon zu schwach, um die Franken abzuwehren. Die Niederlage kam unausweichlich und auch der Friedensschluß. Karl Martell verheiratete seine Tochter mit Poppons Sohn, Prinz Alfbard von Friesland. Alfbard, der Enkel von König Redbad, wurde seines Königsreiches beraubt und bekam zum Trost die neu gegründete “Grafschaft Friesland“. Er war der erste friesische Graf unter fränkischer Herrschaft. Glücklich und zufrieden war er damit sicher nicht. Auch hielt der Widerstand gegen die Franken in unseren Landen fortwährend an und wuchs ständig.
Fürderhin sah es jeder Frankenkönig als seine ’vornehmste Aufgabe‘ an, uns zu unterwerfen.
Nachdem Karl Martells Sohn, Pippin der Kleine, seinen König abgesetzt hatte und mit päpstlichem Segen zum Frankenkönig erhoben worden war, wurde die friesische Angelegenheit zu seiner persönlichen Sache erhoben. Auch ging es dabei wohl wieder um Erbstreitigkeiten. Mag auch sein, dass die Franken den Hals nicht voll kriegen konnten.
Allmählich musste man einen anderen Grund finden, um uns ständig mit Krieg zu überziehen und schob das Christentum vor, obwohl hier schon lange der christliche Glaube eingezogen war. Heiden und Christen lebten friedlich miteinander. Der Glaube ist schließlich eine Sache, die jeder mit sich selbst ausmachen muss, denke ich.“
„...und die Kreuzzüge?“
„...sollten das Heilige Grab befreien. Bekehren wollten wir die Heiden nicht. - Nun gut, nachdem Herzog Wittikind aus Sachsen sich Charlemagne, den man Karl den Großen nennt, unterworfen hat, wurde Wittikinds Sohn Wigbart Graf von Sachsen und später dann auch Bremer Erzbischof. Er bekam also ein Lehen, ein Land, das zuvor dem König Redbad gehört hatte. Das nur nebenbei. - Jetzt zum eigentlichen Kern der Sache:
Larrelt gehörte zur Bremer Diözese. Darum wurde diese Kirche dem Ippolyth geweiht. Die Inschrift lautet ungefähr so: ‚Ippo war nicht geizig, mir Künstler gab er reichlich.’ Was das auch immer bedeuten soll. Vielleicht meinte er seinen Segen, zumal drei segnende Hände über der Kirche abgebildet sind. In der Mitte des Bogenfeldes thront eine männliche Figur und segnet die Kirche. Vielleicht soll es Christus darstellen. Zu seiner Linken ist Ippo sitzend dargestellt und lehnt sich müde auf sein Schwert. Das bedeutet wohl, dass nach dem Kampf Frieden und Segen eingetreten sind.
Warum ich dir das erzähle? Ich habe einen harten Kampf hinter uns, jetzt ist Friede in meinem Land. Ich will diesen Frieden für uns und unsere Kinder erhalten. Wollte ich Larrelt als Stapelplatz einrichten, so müsste ich es erobern, mein kleines Mädchen, denn du verfügst über Eigentum, das mir nicht gehört.“ Er blickte nachsichtig auf und bemerkte wie Foelke errötete.
„Trotzdem“, fuhr er gleichmütig fort, „über Larrelt habe ich auch schon nachgedacht. Jedoch - seit dem Deichbruch anno 1377 verlegt sich zusehends das Bett der Ems. Vorher floss die Ems hart an Larrelt vorbei, das ist jetzt anders. Bei Ebbe wird das deutlich. Ich könnte Emmo von Larrelt zwar zwingen, aber er ist eng mit Hisko befreundet und überdies der Vizedekan von Hinte. - Was bedeutet das für uns?“
„Hisko Abdena ist der Dekan von Hinte. Emmo untersteht ihm damit unmittelbar. Ich glaube, das könnte zu argen Verwicklungen mit dem Bischof von Münster führen.“
„Richtig, und die will ich nicht und ich vermag das auch nicht genau einzuschätzen. Darum glaube ich nicht, dass es gut wäre, dort einen Stapel einzurichten. Nein, Larrelt muss ich ausschließen.“
„Ocko, Kampo erzählte mir, dass Ippo die kostbaren Werksteine gestiftet hat, aus denen die Portale sind, und dieser Ippo soll auch die Bauhütte unterhalten haben. Stimmt das?“
„Nun, ja.... So kann man das auch sehen.“
Ocko schaute sie so liebevoll an, dass es Foelke nicht leicht fiel, beim Thema zu bleiben. Mit einem Seufzer raffte sie sich auf: „Und was denkst du von Norden? Das ist ein Flecken, der Emden weit an Bedeutung überragt. Dort gibt es schon seit langem ein Haus, wo die Richter tagen und die Theelacht. Handel und Schiffsverkehr wachsen ständig. Norden hat neben der Bauernschaft viele gute Handwerksmeister: Weber, Färber, Gold- und Silberschmiede, es gibt eine Erzschmelze...“
„Du meinst den Stückofen?“
„Ja, genau den. - Die Brauer von Norden stellen das beste Bier der Umgegend her. Die Norder verkaufen Salz und Holz, Pech und Torf, Nutzvieh und Pferde. Kurz, ich denke, dass Norden noch am ehesten das Stapelrecht herhalten könnte.“
„Das mag durchaus zutreffen, Foelke. Norden hat starke Männer an der Spitze. Zum Beispiel sitzen die Beninga da fest im Sattel. Sie auszuhebeln - eine schwere Aufgabe!“, meinte Ocko verschmitzt und fuhr fort: „Es trifft zu, was du sagst, in Norden blüht ein beispielhaftes Gemeinwesen. Das Haus der Theelacht gehört der Gemeinschaft der Erb-Bauern, zu der auch wir zählen. Obgleich meine Familie die Kirche gestiftet hat und obgleich diese uns seit ewigen Zeiten gehört, wie auch der dortige Wehrturm, würde es für mich schwer sein, ohne Blutvergießen gerade den Flecken Norden zu erringen. Da hilft es auch nicht, dass schon mein Urgroßvater Konsul von Norden gewesen ist. Norden erobern? Das geht nur mit langwieriger ’Überzeugungskunst‘.
Weißt du noch, als ich Affo Beninga andeutete, man solle einen Stapelplatz errichten, was er da erwidert hat? Er will sich keine Läuse in den Pelz setzen, sagte er und nannte die Hansen ’Blutsauger’... Auch ist Dornum nah mit seinen drei Burgen. Die Attena sind mir nicht besonders gewogen, seit ich sie aus dem Auricherland vertrieben habe. Ich würde aber Hero Attenas Fürsprache benötigen, um in Norden das Stapelrecht zu bekommen, denn er ist das Haupt der Familie Attena. - Da braucht es viel Zeit und Geduld und vor allen Dingen taktisches Geschick. Möglich, dass wir durch Heirat eine Verbindung erzielen können... Hero Attena von Dornum hat drei Söhne: Eger, Enno und Lütet. Lütet ist meines Wissens zwölf Jahre alt. Ich meine, wenn unsere Ocka...“ Er lachte spitzbübisch über Foelkes betroffenes Gesicht. „Wenn unsere Tochter im heiratsfähigen Alter sein wird, können wir einmal darüber nachdenken.“
„Unsere Tochter? Vielleicht wird es ein Junge, Ocko! Und wenn doch ein Mädchen... Es ist noch nicht einmal geboren und du schmiedest schon Heiratspläne? Die Attena sind sture Esel! Du willst unsere süße, kleine Tochter mit einem Mann aus dieser Sippe verheiraten?“
„Sie sind aus demselben edlen Geblüt wie wir, Foelke...“
„Ja, aber schau dir Lütet nur an! Ist der Junge nicht wie ein riesiger tapsiger Bär?“
„Nun ja, er ist recht groß und kräftig für sein jugendliches Alter.“
„Er hat kleine Stummelohren... wie Krauskohl und eine unedle Nase.“
Ocko lachte: „Du meinst er hat eine krumme Nase?“
„Eben. Und Lütets Vater trägt einen grässlichen Vollbart.“
„Wenn dich das stört, werde ich Hero Attena bitten, ihn abzurasieren, damit er dir genehm ist“, scherzte Ocko. „...aber hat er nicht schöne blaue Augen?“
„Lütet? Ha, einfältig, meinst du! Damit sieht er alles wie ein Frosch! Hat er jemals aus seinem Teich geguckt? Und außerdem ist Nesse so weit von hier, direkt an der Küste... Ich würde mich dort nicht wohl fühlen. Ewig das Rollen und Grollen der See..., das würde mich ständig an die schreckliche Sturmflut erinnern. In jedem Frühjahr, in jedem Herbst würde ich mich verkriechen aus Furcht vor Sturmflut und Springflut...“
„Welche Entrüstung! Hast du hier keine Furcht vor der Sturmflut? Und hörst du hier nicht das Rollen der See? Auf jeden Fall gibt es da weniger Mücken, ein nicht zu unterschätzender Vorzug. - Im Übrigen musst du ja nicht dort wohnen, meine kleine Foelkedis. Nun, deine Meinung in Ehren. Du weißt, man kann Krieg führen oder... heiraten. Willst du lieber, dass ich in den Krieg ziehe?“
Foelke schüttelte energisch den Kopf: „Och nee...“
„Siehst du, dann bleibt nur eine gezielte Heiratspolitik. - Nützlichkeit vor Vergnügen! - Wie dem auch sei, kommt die Zeit, so können wir darüber nachdenken... Möglich, dass ich die Beninga-Mannen auf meine Seite ziehen kann. Jedenfalls - darüber habe ich schon nachgedacht - ist Norden auf dem Landwege nicht mit Waffengewalt zu erobern, denn es hat starke Schutzburgen. Und dann ist da noch die über hundert Jahre alte Sendkirche von St. Ludgeri mit ihren gewaltigen Mauern. Ein Schutz- und Trutzbauwerk ohne gleichen. In ihrem Langschiff und dem vor siebzig Jahren angefügten Querschiff kann die ganze Bevölkerung von Norden und Umgebung Unterschlupf finden. Außerdem liegt Norden auf dem hohen Geestrand, wie du weißt. Selbst die Normannen wurden dort abgeschlagen.“
„Aber fast ist es ihnen gelungen, Norden zu erobern, wäre da nicht unser erster Bischof von Münster, der Heilige Ludger, gewesen, der Tag und Nacht gebetet hat.“
Fast ein wenig tadelnd fragte er nach, ob sie das wirklich glaube.
Freilich, davon war Foelke fest überzeugt. Allein durch Ludgers Inbrunst und Fürbitte konnten die Normannen (884) abgeschlagen werden. Heute noch sei der Stein zu sehen, in den sich seine Knie beim Beten eingegraben haben, sagte sie.
„Du meinst den Warzenstein, ja? Dieser Stein, mein liebes Mädchen, stammt aus Urzeiten. Du weißt, dass in Norden eine Eisenhütte ist. Vermutlich haben die Schmiede darin früher das Eisen zugeschlagen.“
„Wie das?“
„In Norden wurde schon in Urzeiten Rasenerz in den Rennöfen verhüttet, das waren damals röhrenartige Öfen aus Lehm. Dort füllte man abwechselnd Rasenerz und Torf hinein. Das musste durch einen Blasebalg belüftet werden. Am Ende des Prozesses wurde der Ofen unterhalb der Erde angestochen. Das machten die sogenannten "Renner". Die Schlacke rann dann ab, daher der Name "Rennofen". Das Erz bildete einen Klumpen, allerdings stark verunreinigt durch Schlacken. Der Klumpen wurde entnommen und dann auf Findlingssteinen zugehämmert, um das Eisen aus der Schlacke herauszulösen. Einer dieser Findlinge ist wohl unser "Warzenstein", auf welchem sich zwei Dellen befinden, die sich vermutlich aus dieser Nutzung ergeben haben. Es ist eine uralte Arbeitsweise, um Eisen zu gewinnen, die schon vor mehr als 1000 Jahren üblich gewesen ist. Unser Ahnherr Keno, der Vogt vom Rheiderland, hat dann den Stückofen mit dem wasserkraftgetriebene Blasebalg eingeführt. Das war ein riesiges Ereignis damals! Mein Großvater wusste davon noch zu berichteten. Jedenfalls ersparte das nicht nur eine Menge an Knechten, sondern erlaubte auch mächtigere Gebläse. Dadurch konnten größere Öfen angeschafft werden. Diese Rennöfen mit großen Gebläse bezeichnen wir heutzutage als “Stücköfen “, weil das Ergebnis ein einzelnes, großes Eisenstück im ausgebrannten Ofen ist.“
„Aha, so ist das also.“ Foelke war beeindruckt von ihrem klugen Gemahl, der das alles und noch viel mehr wusste.
„Es ist aber auch gut möglich, dass diese ’Dellen‘ im Warzenstein noch aus heidnischer Zeit stammen“, fuhr Ocko fort. „Vielleicht aus der Zeit der Chauken. Vielleicht hat man darin einst Opferblut aufgefangen.“ Ocko lächelte gutmütig über ihr entsetztes Gesicht.
Woher er das denn wohl wissen wolle, empörte sie sich. Das sei Gott lästernd, was er da von sich gäbe.
Nun gut, da habe er eine andere Meinung, obwohl er stark im Glauben sei. Das wisse sie wohl. Sein Großvater habe über diese Vorfahren sehr viel zu berichten gewusst. „Leider habe ich so viel schon vergessen...“ Ocko zögerte, überlegte, suchte nach einem Beispiel, fand aber keines. Er wolle zugestehen, fuhr er endlich fort, dass Ludgers Haltung auf die kämpfenden Friesen eine ausgesprochen stabilisierende Wirkung gehabt habe. Als Heerführer sei er da einschlägig belastet. - Er lachte gutmütig über Foelkes erstauntes Gesicht. – Aber, und das sei sein voller Ernst, entscheidend seien in erster Linie die Vorausplanung, dann der Verteidigungswille sowie Mut, Tapferkeit, Stärke, Motivation - mit einem Wort Kampfgeist. Das alles habe der Sachsenherzog Gerulf vermittelt und dadurch die Heerscharen tatkräftig zum Sieg geführt.
„Kaum ein Jahr nach der Schlacht bei Norden“, fuhr Ocko fort, „da hat Herzog Gerulf den normannischen Tyrannen Gottfried ermorden lassen. Wie es heißt, auf Weisung des Kaisers, der ihn dringend loswerden musste. Und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, denn Herzog Gerulfs Sohn Dietrich erhielt daraufhin Friesland von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen. Das hatte vorher dem Tyrannen Gottfried gehört. Allerdings musste Graf Dietrich dann auch Ragnhild, die Tochter von Gottfried heiraten. - Siehst du? Das nennt man Heiratspolitik! Dasselbe wäre es, wenn wir unsere Tochter mit einem der Attena-Söhne verheiraten.“
So war Ocko also wieder bei seinem Thema gelandet. Liebevoll griff er nach Foelkes Händen und sie schmolz dahin unter seinem wundervollen Lächeln. Heilige Jungfrau! Nie werde ich ihm etwas abschlagen können, wenn er mich so anlächelt! „Aber ich möchte es nicht“, warf sie leise ein. „Unsere Tochter würde sich dort gewiss nicht wohlfühlen.“
„Ach, Foelke, Prinzessinnen haben selten schöne Schicksale.“
„Sie ist keine Prinzessin.“
„Aber fast. Zumindest wäre sie unsere kleine Prinzessin.“
„Das tröstet mich ganz und gar nicht.“
Ocko lachte erheitert und drückte einen Kuss auf ihre Wange, viel zu flüchtig, wie sie meinte. „Meine arme Foelke! Keine Angst, ich werde alles zum Besten regeln. - Um auf unseren Gegenstand zurückzukommen: In Norden einen Stapel einzurichten, wäre für uns sicher wenig vorteilhaft. Der Einbruch der Leybucht hat Norden einen freien Schiffsverkehr beschert. Die Zufahrt aber zwischen der Oster- und Westerstraße ist noch nicht fertig ausgebaut. Da ist noch viel zu tun. Das wird eine Menge Geld verschlingen. Sollen es andere tun. Die Zeit arbeitet für uns, denke ich. Auch gehört Norden zur Bremer Diözese...“
Seine Worte erreichten sie nicht mehr. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und genoss seine Ausstrahlung, sein Odeur. „Wie du duftest! Dafür könnte ich sterben…“
„Das sagt man nicht, Süße, das denkt man nicht einmal... Aber du hast mich auf einen guten Einfall gebracht. Ich werde einen neuen Stückofen bauen lassen, dann werden wir eine größere Menge an Metall vertreiben als bisher und unsere Freunde jenseits der Ems können in ihrer Gießerei noch mehr Stückgut herstellen. Davon profitieren wir alle – hüben wie drüben.“
„Stückgut – du meinst Kanonenrohre, nicht wahr?“
„Auch das, aber hauptsächlich Tore, Zäune und Gatter“, antwortete Ocko schmunzelnd. „Die neue Zeit geht an uns nicht spurlos vorüber, cara mia, ohne Hieb- und Stichwaffen geht es nicht und Ritterrüstungen, Kettenhemden und Schusswaffen sind immer noch vonnöten.“
„Ja, und Pflug- und Haushaltsgeräte. Du denkst immer nur an Krieg.“
„Bis die Menschheit ohne Krieg auskommt, wird es noch Jahrhunderte brauchen, wenn es überhaupt jemals aufhört, das brutale Morden...“