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Ein harter Kampf

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Erif bemerkte den Mann erst als er bereits die Lichtung betreten hatte. Der alte Erdmagier hatte anscheinend schon früher gewusst, dass sie Gesellschaft bekommen würden.

Der Neuankömmling hatte sein rotes Haar kurz geschoren, wie es für Soldaten üblich war und trug eine schwarze Plattenrüstung. Die Rüstung musste besonders verarbeitet sein, da sie keine verräterischen Geräusche verursacht hatte, während sich der Mann der Lichtung genähert hatte. Der Feuerfalke löste sich von Naidraugs Schulter und verschwand wieder in den Kronen der Bäume.

„Ich hoffe ich störe eure kleine Unterhaltung nicht.“

Inzwischen war Naidraug aufgestanden und fixierte den Soldaten. Sein Gesicht war zu einer fassungslosen Maske erstarrt. Seine Stimme wirkte dagegen unnatürlich ruhig.

„Würde meine Antwort irgendetwas an dem ändern, was ihr gleich machen werdet?“

Scheinbar kannten sich die beiden, auch wenn ihre Bekanntschaft weit von einer Freundschaft entfernt zu sein schien. Zwar wusste Erif nicht was hier vor sich ging, aber er merkte instinktiv, dass Gefahr drohte. Wen meint er mit ihr? Vorsichtig besah er sich seiner Umgebung genauer. Zwischen den Bäumen dachte er dunkle Gestalten erkennen zu können. Das konnte er sich aber auch nur eingebildet haben.

„Nein, Eure Antwort würde gar nichts ändern. Warum habt Ihr überhaupt versucht zu fliehen? Ihr hättet doch wissen müssen, dass das keinen Sinn hat.“

Mit einer Handbewegung des alten Mannes wuchs ein mannshoher Holzstab neben ihm aus der Erde. Ruckartig zog er ihn aus dem Boden.

„Wie habt Ihr mich gefunden?“

Der Soldat antwortete mit einem boshaften Grinsen.

„Sagen wir, ich habe mich einer Kontaktperson bedient.“

Mit einer lässigen Handbewegung warf er Naidraug einen kleinen silbern glänzenden Gegenstand zu. Dieser fing ihn, lies ihn aber sogleich wieder fallen, nachdem er erkannt hatte was es war. Das Kleinod landete neben der Feuerstelle. Nun konnte es auch Erif erkennen. Es war ein kleiner silberner Ring. Die makellose Oberfläche glänzte hell im Licht der Flammen. Entsetzt starrte Naidraug auf den kleinen Ring. Diesmal war auch die Ruhe seiner Stimme gewichen.

„Habt…Habt Ihr…“

„Ich mache es kurz. Gebt mir den Stein“

Der Soldat macht auf Erif einen selbstzufriedenen Eindruck. Ihn hatte er die ganze Zeit über nicht beachtet.

Langsam erholte sich der Erdmagier wieder von seinem Schrecken.

„Nein.“

Erif wagte nicht zu fragen, was hier vorging.

„Danke, auf diese Antwort habe ich gehofft.“

Unmittelbar nachdem der Soldat aufgehört hatte zu reden, schoss etwas Längliches aus dem Wald, verfehlte Naidraug nur knapp und bohrte sich vor Erifs Füßen in den Boden. Er sprang auf und zog sein Schwert. Vor ihm steckte zitternd ein Speer im Boden. Sofort nachdem er aufgesprungen war packte ihn leichter Schwindel. Er hatte eine zulange Zeit nichts mehr gegessen. Da reichte eine einmalige Mahlzeit nicht aus um seine Schwäche zu beseitigen. Außerdem hatte sein Körper noch keine Gelegenheit das Gegessenen zu verarbeiten.

Naidraug schaute mit besorgter Miene kurz zu ihm und wandte sich dann wieder dem Mann in der schwarzen Rüstung zu.

„Wartet, der Junge ist nur zufällig hier, lasst ihn gehen. Er weiß ohnehin nicht worum es hier geht.“

Zum ersten Mal fasste der Mann nun Erif ins Auge. Der Blick war abschätzig.

„Ich glaube Euch sogar, aber es ist mir egal. Sein Pech, dass er sich zu Euch ans Lagerfeuer gesellt hat.“

Wieder kam ein Angriff aus dem Wald. Diesmal waren es Pfeile. Naidraug wich mit einem Sprung zur Seite aus, während Erif sich hinter seinen Baumstumpf warf. Die Pfeile waren aus einer anderen Richtung gekommen als der Speer zuvor. Vermutlich waren sie von einer Gruppe umkreist. Wer waren diese Leute. War dies vielleicht eine der Räuberbanden.

Erif wagte sich aus seiner Deckung. Der Soldat mit der schwarzen Rüstung hob die Hand. Plötzlich stürmte eine Schar von Bewaffneten schreiend aus dem Wald. Alle trugen sie dieselbe Panzerung wie der erste Soldat. Der Mut drohte Erif zu verlassen. Eine Handbewegung des Erdmagiers reichte aus, um blitzschnell Ranken und Äste aus dem Wald wachsen zu lassen, welche die erst Schar Angreifer sogleich wieder zurück in den Wald schleuderte. Dazu hätte Erif nicht die Magierakademie besuchen müssen um zu wissen, dass es unklug war einen Erdmagier im Wald anzugreifen.

Nun setzte sich auch der Soldat, welcher die Lichtung als erstes betreten hatte in Bewegung. Mit einem ohrenbetäubenden Kampfschrei rannte er auf Naidraug zu. Dieser wirbelte mit seinem Stock umher und wehrte bereits die ersten Angreifer ab.

Mehr konnte Erif nicht mehr sehen, denn nun kamen auch die ersten Angreifer hinter ihm aus dem Wald. Um den ersten brauchte er sich nicht zu kümmern, da dieser an ihm vorbei zu Naidraug lief. Der zweite griff Erif mit einem seitlichen Schwerthieb an. Er wich einen Schritt zurück und griff seinerseits mit einem Ausfallschritt an. Wirkungslos glitt sein Schwert an der Plattenrüstung seines Gegners ab. Dieser lachte hämisch und deckte ihn mit einer Serie von Schlägen ein. Erif hatte Mühe allen Schlägen auszuweichen. Nur wenn er keine andere Möglichkeit hatte parierte er einen Schlag, da ihn dies viel Kraft kostete. An einen Gegenangriff war gar nicht zu denken. Diese Leute waren keine Räuber, dazu waren sie zu gut ausgerüstet, und zu fähig.

Sein Gegner vollführte einen Sprungangriff, verlor dabei aber das Gleichgewicht. Diese Gelegenheit nutzte Erif um ihn mit einem seitlichen Hieb zu attackieren. Die Rüstung konnte er nicht durchdringen, aber durch die Kraft des Angriffs fiel sein Gegner in den Obststrauch von Naidraug. Innerhalb weniger Augenblicke verwandelten sich die Äste der Pflanze in immer dicker werdende Dornenranken. Bevor der Soldat sich aus dem Gewächs befreien konnte, hatten ihn die Ranken vollständig eingehüllt. Die Schreie des Soldaten wurden von einem lauten Knacken beendet.

Kurz hatte Erif Zeit sich umzublicken. Immer mehr Soldaten kamen von allen Seiten aus dem Wald. Naidraug beförderte seinen Gegner mit einem Stoß zwischen die Augen zu Boden und riss danach die Hand in die Höhe. Mit einem leichten Beben des Bodens, schossen aus verschiedenen Stellen, Steinspitzen aus der Erde, welche die Soldaten zielsicher von unten durchbohrten. Doch für jeden Gefallenen kam sofort wieder einer nach.

Brüllend stürmte der nächste Soldat auf Erif zu und überrumpelte ihn mit schnellen Schlägen. Er konnte nichts anderes tun als ihnen so gut es ging auszuweichen. Dabei wurde er von der Lichtung aus immer tiefer in den Wald gedrängt. Nur knapp entging er einem diagonal geführten Schwertstreich. Sein Angreifer vom Schwung des eigenen Angriffs mitgerissen und verlor für einen Sekundenbruchteil die Balance. Erif nutzte die Chance und rammte ihm das Schwert mit einem geraden Stich in den Kopf. Sofort sackte der Soldat zusammen. Erif zog die Klinge aus dem Kopf. Blut tropfte von der Schwertspitze auf den Boden. Keuchend lehnte er sich gegen einen Baum. Er hatte soeben das erste Mal einen Menschen getötet. Ihm war schwindlig. Der Kampfeslärm von der Lichtung war noch deutlich zu hören.

Als er aufblickte, konnte er vor sich im Wald ein seltsames Gebilde ausmachen. Vielleicht eine Falle?, ging es ihm durch den Kopf. Erif packte sein Schwert fester und näherte sich der Stelle. Es war eine Art Käfig auf Rädern. Vermutlich um Gefangene zu transportieren.

Er wandte sich ab um wieder zur Lichtung zurückzueilen und Naidraug beizustehen, da hörte er plötzlich ein Geräusch aus Käfig. Es war das Atmen eines Menschen. Kurzentschlossen kletterte Erif auf den Wagen und schaute durch die hölzernen Stäbe. Nun konnte er die Umrisse einer Person ausmachen. Er ging einen Schritt zurück und zerstörte das provisorische Schloss mit seinem Schwert. So wie es aussah, war der Wagen hastig zusammengezimmert worden. Er öffnete die Tür und trat ein.

Im Käfig stand eine vermummte Gestalt. Sie war in einen schäbigen braunen Mantel mit Kapuze gehüllt. Ihre Hände waren angekettet, wobei die Länge der Ketten so gehalten war, dass sich die Gestalt nicht setzen konnte.

Erif ging einen Schritt auf den Gefangenen zu, da fingen die Ketten schwach zu leuchten an. Magieabsorbierende Ketten. Das bedeutete, dass der Gefangene magisch begabt sein musste, denn diese Ketten wurden speziell für die Gefangennahme von Magiern gefertigt. Sobald sie angelegt sind, wird dem Zauberer langsam sämtliche magische Energie entzogen. Versuchte dieser Magie zu wirken, so beschleunigt er diesen Prozess nur. Befindet sich eine magisch begabte Person in der näheren Umgebung der Ketten, so beginnt das Metall der Ketten zu leuchten.

Der Umstand, dass die Ketten vor seinem Eintreffen nicht geleuchtet hatten, musste bedeuten, dass dieser Person bereits sämtliche magischen Reserven entzogen wurden.

Er unterzog die Ketten einer knappen Begutachtung, dann holte er mit dem Schwert aus. Sie waren von geringer Qualität und konnten somit mit Waffengewalt zerstört werden. Drei Schläge benötigte er für jede der Ketten. Danach drohte der Gefangene zu Boden zu fallen. Schnell stützte er die Gestalt, damit sie nicht auf den Holzboden aufschlug und legte sie sanft auf den Boden. Nach einigen Augenblicken regte sich die Gestalt und setzte sich auf.

„Bist du in der Lage zu laufen?“

Die Gestalt schien ihn anzustarren nickte dann aber. Noch immer konnte er das Gesicht des Gefangenen unter der Kapuze nicht erkennen. Allerdings war ihm das in der momentanen Situation auch nicht so wichtig. Er fühlte wie ihm die Zeit davonlief.

Plötzlich hörte er schnelle Schritte näher kommen. Erif duckte sich. Die Gestalt tat es ihm gleich. Zwei Soldaten liefen zum Kampfplatz. Währenddessen unterhielten sie sich. Erif lauschte angestrengt um den Wortwechsel zu verstehen.

„…wird schwächer. Gleich haben wir den Mistkerl erledigt. Die Magier sind auch schon in Position.“

„Dann wird er bald Tod sein. Ich wüsste gerne was es mit diesem Stein …“

Nun waren sie außer Reichweite seiner Ohren. Aber was er gehört hatte, gefiel ihm gar nicht. Er musste sofort zurück zur Lichtung und Naidraug beistehen. Erif stand auf und sprang vom Wagen. Schwindel packte ihn wieder, sodass er sich am Wagen abstützen musste. Er blickte noch einmal zum Käfig hinauf. Die Gestalt hatte sich aufgerichtet und beobachtete ihn.

„Verschwinde von hier so schnell du kannst.“

Das war alles was Erif der Gestalt noch zu sagen hatte, bevor er in Richtung Lichtung eilte. Er musste dem alten Mann helfen. Wenige hatten ihn in den letzten Monaten mit solch einer Offenherzigkeit empfangen, wie Naidraug. Er wollte ihn nicht sterben lassen. An die Möglichkeit, dass er dabei sterben könnte, dachte er nicht einmal.

Das Erwachen des Phoenix

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