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Die Macht des Steines

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„Nein!“

Erif hatte soeben mitansehen müssen wie der Soldat dem alten Mann das Herz durchbohrte. Mit einem letzten Seufzer wich das Leben aus Naidraug.

Der Mistkerl hatte ihn einfach getötet. Eine Träne glitt über Erifs Wange. Er war der nächste der sterben würde. Ob es wohl wirklich ein Leben danach gab?

Wie auch immer, er hatte vor seinem Ende erhobenen Hauptes entgegenzutreten. Langsam richtete er sich auf. Schmerz durchzuckte seinen ganzen Körper. Das Atmen viel ihm schwer und in seinem Kopf schienen tausend Nadeln zu stecken. Es dauerte einige Augenblicke bis er wieder stand.

Seine Hand umschloss immer noch den Stein, welchen der Erdmagier ihm kurz vor seinem Tod zugeworfen hatte. Erif öffnete seine Faust und betrachtete das Mineral genauer. Es war feuerrot. Der Kern war dunkelrot und undurchsichtig. Nach außen hin wurde er klarer. Erif glaubte im Inneren ein schwaches Leuchten ausmachen zu können. Warum hatte der Erdmagier ihm diesen Stein zugeworfen? Was sollte er damit?

Naidraugs Mörder hatte inzwischen seine Klinge wieder aus dem Körper seines Opfers gezogen und sie an dessen Mantel gereinigt. Nun wandte er sich Erif zu. Gerade als er den ersten Schritt auf ihn zumachte, erstarrte er. Er hatte den Stein erblickt.

„Der Stein. Gib ihn mir. Sofort!“

Unwillkürlich schloss Erif seine Hand wieder. Das Mineral war ganz warm. Er würde ihm den Stein nicht geben.

„Hörst du schlecht? Gib ihn her!“

Der Soldat ging einen weiteren Schritt auf ihn zu. Da wurde der Stein immer wärmer. Erif öffnete seine Hand wieder. Das Mineral strahlte. In seinem Innersten schien nun Feuer zu brennen.

„Was machst du da!?“

Der Mann nahm die letzten Schritte zwischen ihm und Erif im Laufschritt. Der Stein war mittlerweile heiß geworden und die Hitze wurde immer unerträglicher. Das Feuer im Inneren des geschliffenen Minerals tobte heftiger und auch das Licht nahm an Helligkeit zu.

Er wollte den Stein fallen lassen, aber er konnte nicht. Seine Hand gehorchte ihm nicht mehr. Auch zu schreien vermochte er nicht.

Der einäugige Soldat schlug mit seinem Schwert zu. Erif sah dem Tode ins Auge. Doch die Klinge prallte knapp vor Erifs Körper gegen eine unsichtbare Wand. Der Angreifer wurde zurückgestoßen und landete in der Mitte der Lichtung. Beinahe wäre er in das Lagerfeuer geflogen.

„Was soll das? Magier! Angriff!“

Aus allen Richtungen flogen nun grüne, durchsichtige Energiekugeln auf Erif zu. Allesamt prallten sie an der schützenden Mauer um Erif ab und trafen stattdessen andere Soldaten.

„Feuer einstellen! Feuer einstellen!“

Schlagartig endete der Angriff.

Der brennende Schmerz, den der Stein in Erifs Hand verursachte war nicht mehr zu ertragen. Die Hand selbst schien aber unversehrt. Keine Anzeichen von Verbrennungen. Das Leuchten hatte an Intensität zugenommen und blendete ihn beinahe. Feine Risse überzogen die glatte Oberfläche des Juwels.

„Formieren! Alle hinter mich!“

Auf das Kommando des Anführers stürmten Unmengen an Soldaten auf die Lichtung und sammelten sich hinter dem Mann. Die Reihen reichten weit bis in den Wald hinein. Alle waren sie in Rüstung und bewaffnet.

Erif stockte der Atem.

„So viele…“

Nur einen kurzen Moment konnte er die Schar der Angreifer beobachten, dann hörte er ein knackendes Geräusch und betrachtete sogleich wieder das Mineral. Die sengende Hitze, welche vom Stein ausging hatte indes weiter zugenommen und auch die Risse waren tiefer geworden. Das Feuer im Inneren tobte. Der Stein würde brechen.

„Alle Mann, Angriff!“

Die Soldaten setzten sich in Bewegung und rannten auf Erif zu. Als sie nicht mehr weit von ihm entfernt waren, zerbrach das Juwel mit einem grellen Blitz. Die Flammen aus seinem Inneren strömten aus dem Mineral und umgaben Erif. Immer mehr Feuer strömte aus dem zerbrochenen Stein. Es wollte gar kein Ende nehmen. Die Soldaten stoppten und wagten nicht weiter vorzurücken. Überall züngelten Flammen. In der Luft, am Boden, auch die ersten Bäume in der Nähe von Erif begannen zu brennen. Die Hitze war gewaltig.

Einer der Soldaten kam vorsichtig näher und hielte sein Schwert in die Flammen. Das Metall schmolz blitzartig. Mit einem Schrei ließ der Mann das glühende Schwertheft fallen.

Das Feuer schaukelte sich weiter auf und die Flammen, welche aus dem zerbrochenen Stein kamen, nährten das Inferno weiter. Da versiegte schlagartig der Strom aus Feuer. Erif war wie in Trance. Die Schmerzen, die Hitze, die Anstrengungen des Kampfes, all das hatte bewirkt, dass er kurz vor der Bewusstlosigkeit stand.

Er ließ seinen Blick schweifen. Überall wo er hinsah, war Feuer. Und er stand in der Mitte. Hier gab es kein Entkommen. Bald würde er verbrennen. Warum ließ sich der Tod solange Zeit.

Mit einem Ruck bewegten sich die Flammen. Sie türmten sich auf und schraubten sich in die Höhe. Über Erif sammelten sie sich. Das gesamte Feuer wurde zu diesem Punkt gezogen. Als sich die gesamte Feuersbrunst dort vereint hatte, nahmen die Flammen Gestalt an. Erif konnte zwei Flügel erkennen, welche sich aus dem Feuer schoben. Auch zwei Klauen und ein Feuerschweif bildeten sich. Zuletzt formte sich der Kopf, welcher auf einem etwas längeren Hals thronte und von einem leicht gebogenen, spitz zulaufenden Schnabel geziert wurde. Die Augen glühten blutrot.

Erif starrte wie gebannt auf die Kreatur. Es war ein riesiger Vogel, dessen Körper rein aus sengendem Feuer bestand. Die majestätische Kreatur reckte den Kopf in die Höhe und stieß einen markerschütternden Schrei aus.

Danach setzte er zum Sturzflug an. Die Soldaten vor Erif waren das Ziel der riesigen Kreatur. Die Männer machten kreischend kehrt und flüchteten. Unter ihnen konnte er den einäugigen Anführer erkennen. Viele stürzten über die Leichen ihre gefallenen Kameraden, welche auf der Lichtung lagen. Doch es gab kein Entrinnen. Der feurige Vogel bewegte sich schnell und hatte schon die ersten Soldaten erreicht. Jeder der von ihm berührt wurde, verbrannte. Übrig blieb nichts als Asche. Sogar das Metall der Rüstungen und Schwerter schmolz. Bäume und Pflanzen zerfielen förmlich zu heißem Staub.

Der Feuervogel flog durch die Reihen der Fliehenden und löschte sie somit alle aus. Die Panikschreie der Soldaten begleiteten das Geschehen.

Innerhalb weniger Augenblicke hatte er das Ende der Heerscharen erreicht und damit fast alle Soldaten vernichtet. Die letzten Flüchtenden zerstreuten sich in kleine Gruppen und flohen in verschiedene Richtungen in den Wald.

Unbeirrt stieg die feurige Kreatur in den Himmel auf und spie Feuer auf die einzelnen Gruppen. Jeder Feuerstoß verbrannte eine der Gruppen zu Asche. Einer der flüchtenden Magier der letzten Gruppe versuchte sich zur Wehr zu setzen und feuerte eine durchsichtige, grüne Energiekugel ab. Er traf, doch die Attacke verpuffte wirkungslos am Körper des Vogels. Dieser antwortete seinerseits mit einem Feuerstoß und tötete damit die letzte Gruppe.

Nachdem er alle Soldaten in Asche verwandelt hatte, wandte sich der Feuervogel Erif zu. Die Kreatur schien ihn zu beobachten. Erif konnte seinen Herzschlag hören. Er hoffte, dass das Wesen ihn verschonen würde. Um ihn herum brannten weite Teile des Waldes. Der Geruch von verbrannter Erde stieg ihm in die Nase. Er wollte nicht auch verbrannt werden.

Erbarmungslos begann der Vogel seinen Sturzflug. Es war vorbei. Erif hatte nicht mehr die Kraft wegzulaufen. Außerdem würde dies ohnehin nichts bringen, wie er gerade gesehen hatte. Sein Körper war wie gelähmt. Sogar den Atem hatte er angehalten.

Das Wesen hatte die weite Distanz zwischen ihm und Erif schnell zurückgelegt. Es kam mit jedem Herzschlag näher. Das Letzte was Erif sah waren die blutroten Augen des Feuervogels, dann berührte er ihn.

Erif fühlte die stechende Hitze. Er brannte, spürte die Flammen auf seiner Haut. Die heftigsten Schmerzen kamen jedoch aus seinem Inneren. Es fühlte sich an als würde das Feuer in ihm wüten, in seinen Knochen, seinen Organen, seinem Geist, seiner Seele.

Ihm wurde schwarz vor Augen. Das letzte was er spürte bevor er das Bewusstsein verlor, waren Hitze und Schmerz.

Das Erwachen des Phoenix

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