Читать книгу "Soll ich sagen?" - Heinz Zuber - Страница 19

Damals wurden viele Kriegsfilme in Paris gedreht, so zum Beispiel Der längste Tag, und es kamen immer wieder große, blonde deutsche Schauspieler wie Joachim Hansen, Peter van Eyck, Hardy Krüger, welche die Nazis spielten, darunter einmal auch Hans Christian Blech. Er ließ sich zwar nicht zeichnen, war aber offenbar geschmeichelt, in Paris erkannt zu werden und lud mich auf einen Drink ein.

Daraus wurde eine Privatführung vom Montmartre, Pigalle, über die Metro-Station Strasbourg–Saint-Denis bis zu den Markthallen, dem »Bauch von Paris«, der damals noch existierte. Rund um die Metro-Station Strasbourg–Saint-Denis war das spektakulärste Rotlicht-Viertel von Paris, da konnte man alles haben, von den schönsten Sexbomben, die manchmal auch Männer waren, über fröhliche oder freche dicke Bertas bis zu zarten, unschuldigen Kindfrauen mit Buckel …

Blech hat mir dann aus seinem Schauspielerleben erzählt und ungeachtet seiner Erfolge wirkte er gar nicht zufrieden, sondern eher frustriert und sogar ein wenig missgünstig, besonders auf Filmkollegen. Auf Curd Jürgens war er schlecht zu sprechen, vor allem wegen des Schinderhannes. Blech hatte im Theater und im Fernsehen mit dieser Rolle einen Riesenerfolg gehabt und machte vor, wie Jürgens im Film diese oder jene Szene gespielt hatte, und schimpfte – aber vielleicht war’s auch nur der Alkohol.

Ich wunderte mich, weil ich Blech ja als hinreißenden Darsteller des deutschen Films kannte.

Damals habe ich mich gefragt, ob wohl alle Schauspieler so neidisch sind. Inzwischen weiß ich es: Nicht alle!

Damals hatte ich schon ein bisschen Schauspielunterricht, und ein französischer Schauspieler, bei dem ich immer wieder ein paar Stunden nahm, ermutigte mich nicht gerade, er meinte: »Ja, Sie machen das alles nicht schlecht und sprechen auch ganz gut Französisch. Ich höre natürlich, dass das nicht Ihre Muttersprache ist, aber was wollen Sie als Schauspieler in Frankreich? Solche Typen wie Sie haben wir hier genug. Wenn Sie wenigstens groß und blond wären, könnten Sie in den Kriegsfilmen die Nazi-Offiziere spielen.«

Den Nazi-Offizier habe ich dann doch gespielt, allerdings im Burgtheater (»Der kroatische Faust«, 1993).

In meinem ersten TV-Spiel in Österreich spielte ich dann einen Franzosen. Monsieur Delbon, der Schauspiellehrer hatte offenbar recht gehabt.