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Vorwort
Werner Urbanek

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»Du brauchst keine Angst zu haben, es gibt nichts ›Schreckliches‹ darin«, versprach Heinz Zuber, als er mich einlud, das Vorwort zu seinem neuen Buch zu schreiben. Ich erwartete ohnehin kein Enthüllungswerk, aber Andeutungen im Vorfeld ließen doch unbekannte Details erwarten. Dazu gehört für mich eine Begebenheit mit seiner Mutter. Bei einem der Besuche in Wien wurde der Frau Mama das ewige Getue um den Clown Enrico zu viel. Wo immer sie hinkamen, sprachen ihn die Leute an, grüßten, baten um Autogramme, pfiffen oder lächelten wissend. Heinz genoss es, aber der Alemannin aus Lörrach im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz war diese nicht enden wollende Aufmerksamkeit für ihren Sohn abseits von seinem ehrenwerten Burgtheater-Engagement gar nicht recht. Sie wollte nach Haus und Heinz fuhr auch prompt mit ihr in Richtung Heimat, machte aber eine große Runde über die Schweiz. Das Ziel war im Berner Oberland eine Fahrt mit der Zahnradbahn auf das Jungfraujoch in 3454 Meter Höhe. Ein grandioses Erlebnis, aber als Mutter Zuber aus dem Zug steigt und die dünne Luft einatmet, bekommt sie einen Asthma-Anfall. Heinz eilt um ein Glas Wasser. Da drohte zusätzliches Unheil. Mit ausgestiegen war eine distinguiert aussehende Familie, die »Enrico« erkannt zu haben schien und auf seine Mutter zusteuerte. Heinz befürchtete schon eine Katastrophe, wenn sogar hier oben vom Clown Enrico die Rede war. Doch dann sagten die Unbekannten zu ihr: »Ist das nicht der Heinz Zuber vom Burgtheater?« Alles gerettet. Mama Zuber schnappte kurz nach Luft und das Asthma war wie weggeblasen. »Meine Mutter konnte sich mit meinem Zweitberuf als Clown Enrico nie so richtig anfreunden.«

Als Erfinder des Wiener Theaterpreises »NESTROY« möchte ich daher die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers in erster Linie auf den Bühnen-, Film- und Fernsehdarsteller lenken, der in seiner 40-jährigen Karriere Partner vieler Großer war. Wer zählt die Stars, nennt die Namen, die mit ihm zusammenkamen? Ich darf eine reizvolle Auswahl von Celebrities auflisten, mit denen Heinz Zuber auf einer Bühne oder vor der Kamera stand: Paula Wessely, Käthe Gold, Gert Voss, Michael Heltau, George Tabori, Klaus Maria Brandauer, Peter Simonischek (fünf Mal im Salzburger Jedermann), Gertraud Jesserer, Ulrich Tukur, Marika Rökk, Zarah Leander, Peter Minich, Yossi Yadin, Luise Ullrich, Dagmar Koller, Hilde Krahl, Helmut Qualtinger und Helmuth Lohner. Auch das ist Teil seiner Biografie: Im Tatort spielte Heinz Zuber zwölfmal einen Inspektor. Nicht unerwähnt dürfen aber auch die jungen Damen bleiben, die in Am dam des für die Enrico-Spielwiese sorgten: Von Christine Buchegger, Edith Rolles, Sabine Petzl, Ingrid Riegler, Bernadette Schneider, Elisabeth Vitouch bis Elga Weinberger.

Am Anfang meiner Freundschaft zu Heinz Zuber stand aber Das kleine Haus, mit dem Heinz Zuber seine Karriere im ORF-Kinderfernsehen startete. In den frühen 70er-Jahren überzeugte ich meinen Chefredakteur Dr. Bibi Dragon, dass der »Krone« eine Kinderseite fehle und empfahl ihm den aufstrebenden TV-Star Heinz Zuber: Einmal in der Woche gestaltete dann Heinz mit seiner damaligen TV-Partnerin Lieselotte Plauensteiner eine Seite für Kinder. Dabei lernte ich seine Einsatzfreude, seine Verlässlichkeit und Liebenswürdigkeit kennen. Woche für Woche brachte er immer neue, kleine Geschichten und Aufgaben mit, die unsere Layouter zu einer Seite formen mussten und sie gelegentlich zur Verzweiflung brachten. Einer von ihnen, Werner Galli, machte sich noch Jahrzehnte später lustig, wenn ich mit einer komplizierten Aufgabe wieder zu ihm kam: »Mach’ ma wieder Kleines Haus?« Auch in späteren Zeiten, als Heinz Zuber längst keine eigene Seite bei uns mehr hatte, hielt ihm die Krone, wie er im Buch beschreibt, auch in stürmischen Zeiten weiter die Treue.

Denn der Clown Enrico wurde nicht nur populärer, sondern hatte mit steigendem Ruhm immer mehr Neider. Unlängst fragte ich Heinz Zuber, ob er je ein ernsthaftes Angebot erhielt, in einem richtigen Zirkusprogramm aufzutreten. »Nein«, war seine Antwort. Eine Ausnahme machte nur Elfi Althoff-Jacobi, die Besitzerin des längst von der Bildfläche verschwundenen »Österreichischen Nationalcircus«. Bei einer Benefiz-Gala durfte Clown Enrico dort glänzen und einem Affen Küsschen geben.

Heinz Zuber ist eine Legende. Sein Clown Enrico ist eine unvergleichliche Lebensleistung. Ich behaupte, er ist der berühmteste Fernsehstar der ORF-Fernsehgeschichte. 4000 Mal spielte er mit Clownnase, rotem Mund, Blümchenhut und karierter Hose diese liebenswerte, selbst erfundene und geschriebene Figur.

2004 ist er zum letzten Mal als Clown Enrico im Bild gewesen und niemand, auch nicht meine längst erwachsenen Söhne, haben ihn vergessen.

Das wird ihm keiner mehr nachmachen!



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