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Wo ich herkomme

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Es war im Jahr 1986. Damals fuhr ich ins Marchfeld. Schlosshof, die Residenz des Prinzen Eugen an der slowakischen Grenze, war noch nicht so großartig renoviert wie heute, aber es gab eine eindrucksvolle Prinz-Eugen-Ausstellung, die mich interessierte.

Als ich schon am Gehen war, kam ich in einen kleinen Gang mit im Grunde uninteressanten Schlachtendarstellungen. Da »reißt« es mich bei einem Bild. So muss es einem Zugvogel gehen, wenn er sein Brutgebiet wiederfindet:

Da war meine unmittelbare Kindheits-Landschaft, das Dreiländereck mit Deutschland, Frankreich, der Schweiz und dem Rhein bei Basel: der Hügel mit dem Kirchlein, Tüllingen, wo ich schon als Kleinkind gespielt hatte, der Blauen, dritthöchster Berg des Schwarzwaldes, der von überall die Landschaft dominiert, im Vordergrund der Norden von Basel, genannt Kleinhüningen, dann das linke Rheinufer, das französische, mit der Festung Hüningen. Von dort bewegt sich ein Kriegszug über den Rhein und die Schusterinsel. Damals war das eine wirkliche Insel im Rhein, heute ist es nur noch ein Industriegebiet mit demselben Namen in meiner Heimatstadt Weil am Rhein.


Meine ganze Kindheit auf einem Gemälde: Frankreich, Schweiz, Deutschland und der Rhein – ein Bild von 1702 (Spanischer Erbfolgekrieg). Selbstverständlich sieht alles inzwischen ganz anders aus, aber ich könnte die heutigen Straßen einzeichnen.

Ein Verteidigungswall, die »Obere Schanze«, ist heute verschwunden; aber wir wohnten in der Oberen Schanzstraße. Dann findet man die »Sternenschanze«, ich wusste nicht einmal, wo der Name Sternenschanzstraße herkommt. Das »Käferholz« ist ein großes Forstgebiet, wo meine Cousine noch heute ein Stück Wald besitzt …

Es war ein Bild der »Schlacht bei Friedlingen«, auch »bei Hüningen« oder »im Käferholz« genannt. Dargestellt war der Rheinübergang der französischen Truppen im Jahr 1702 im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz, mit Basel im Vordergrund. Meine ganze Kindheit und Jugend konnte ich auf diesem Gemälde wiederfinden.

Man konnte ausmachen, wo die Oma und die Tante Liesl gewohnt haben, wo unser Haus stand und wo ich zur Schule gegangen bin.

Der Blickwinkel war von Basel aus genommen, der Stadt, die ich auch als Heimatstadt empfinde und in der ich eine kaufmännische Lehre als Speditions- und Rheinreedereikaufmann absolviert habe; dahinter mein wirklicher Heimatort, das Städtchen Weil am Rhein, aus dem ich neunzehnjährig geflüchtet bin – vor der Kleinstadt, vor der deutschen Bundeswehr, vielleicht vor mir selbst …



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