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Golf für Best-Agers

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Für das Gros der Millionen Amateur-GolfspielerInnen in der ganzen Welt fängt die beste Zeit für Golf erst richtig an, wenn das Alter für den Leistungssport vorbei ist. Sie leben länger und bleiben viel länger fit als früher und die Zahl der 60-Jährigen und älteren Best-Agers auf den Golfplätzen hat deshalb zugenommen. Es gibt 635.000 im Deutschen Golfverband (DGV) erfasste (2014) und zusätzlich noch freie Spieler. Die rasch wachsende Altersgruppe der Rentner und Frührentner ist für Golf besonders gut geeignet, und sogar viele der wirklichen Senioren, der Hochaltrigen ab 80, können da noch recht gut mithalten. Jeder kennt einen 90- oder 100-Jährigen noch aktiven Golfer. Für das Golfspielen an sich gibt es also keine nach Jahren festgelegte Altersgrenze, für Golf ist man nie zu alt.

Zum bewunderten Vorbild für Gutes Altern wurde mir eine Mitspielerin, die immer gut gestimmt und immer bereit war für eine Runde Golf, einen Whisky und einen Konzertbesuch. Man begegnete ihr an Stätten von Golf und Kultur im Oberengadin, auf den Bermudas und in Sotogrande, und sie war immer interessiert, aktiv und heiter bis zuletzt. Der Clou war, dass sie ihr Alter geheim hielt, aus gutem Grund, denn sie war da schon fast 100 Jahre alt, was erst nach ihrem Tod mit 101 klar wurde.

Interessant ist, dass diese Sportlerin schon ab 35 nicht mehr als richtige Golferin galt, wenn man die Regeln wörtlich nimmt. Die folgende Tabelle gibt einen Vergleich zwischen den Alters-Einstufungen nach den z. Zt. gültigen Golf-Regeln und den Definitionen der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO World Health Organisation).

Die folgende Tabelle zeigt, dass wir von der Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organisation) ab 45 als beginnend alternder, ab 60 als älterer und ab 75 als alter Mensch eingestuft werden. Das ist schon kränkend genug, denn nach Gefühl sind wir jeweils zehn Jahre jünger geblieben, und von alt kann bei uns ja sowieso keine Rede sein.

WHOGolf-NettospielerBruttospieler
18Erwachsener
35Jungsenior10 Jahre zu früh »senil«AK 35
45Beginn des Älterwerdens
50Senior10 Jahre zu frühAK 50
60Älterer Mensch
65Supersenior FGC10 Jahre zu frühAK 65
75Alter MenschSupersenior GSGAK?
80HochaltrigerAbschlag von rot (FGC)(zu späte Erleichterung)AK?

Ausgesprochen empörend ist es, dass wir beim Golf nur von 18 bis 34 als vollwertige Golfspieler gelten und danach viel zu früh als Senior (senil) eingestuft werden. Schon ab 35 ordnet man uns, wenn auch mit der Vorsilbe »Jung« den Senioren zu, das sind zehn Jahre früher als wir aus Sicht der WHO überhaupt erst mit dem Älterwerden beginnen und 25 Jahre früher als wir nach WHO ältere Menschen sind. In den meisten Clubs schätzt man uns also schon weit bevor das offizielle Altern erst beginnt als alt ein, und traut uns nicht mehr viel zu, obgleich wir uns weder alt fühlen noch ausgegrenzt sein wollen.

Die Golfregeln sind mit der Einteilung als Jungsenioren ab 35 und Senioren ab 50 noch auf dem Stand vergangener Jahrhunderte, als das Altern tatsächlich noch so früh einsetzte und unaufhaltsam und radikal verlief.

Im Gegensatz zum vorzeitigen Für-alt-Erklären der noch Junggebliebenen von heute werden den wirklich Älteren (ab 60, 75 und darüber) fast noch jugendliche Leistungen abverlangt und notwendige Erleichterungen vorenthalten. So wird z. B. die Benutzung von E-Karts – was für viele Voraussetzung ist, um überhaupt noch teilnehmen zu können – restriktiv gehandhabt, und die Erlaubnis von rot abzuschlagen, was wegen der unvermeidlich kürzeren Drives sinnvoll wäre, nur ausnahmsweise und nur den Hochaltrigen ab 80 mit höherem Handicap gewährt. Das zeigt, dass das Verständnis für die Besonderheiten dieser Altersgruppe noch zu wünschen lässt.

Der Golfsport ist z. Zt. noch von der Anbetung der Idole Leistung und Jugend besessen und die Tendenz ist, uns schon als Erwachsene und fast noch Jugendliche Senilität zu unterstellen und uns vorzeitig aus dem Kreis der aktiven Spieler auszugrenzen. Beim Tennis ist es ähnlich.

Das ist aber nicht mehr zeitgemäß, weil wir heute 10 bis 20 Jahre länger jungbleiben, und in diesen gewonnenen Jahrzehnten noch weitgehend fit und leistungsfähig sind.

Erste Anpassungen an die veränderte demographische Situation der Gegenwart sind inzwischen jedoch durchaus schon im Gange. So wurde eine neue Golfklasse ab 65 geschaffen, was voraussetzt, dass inzwischen genügend Spieler vorhanden sind und ihr Recht auf Teilnahme anerkannt wird. In diesem Punkt ist die moderne Entwicklung schon berücksichtigt und eine ungefähre Übereinstimmung mit der Einteilung der WHO (»älterer Mensch« ab 60) hergestellt. Es gibt auch schon Altersklassen 35 und 50.

Die Bezeichnung als Altersklassen bietet an sich den Vorteil der neutralen Benennung ohne das diskriminierende »Senior« mit dem Beiklang von senil. In den Cluborganen werden sie aber als »Brutto-Senioren AK 50« und 65, sowie »Brutto-Seniorinnen AK 50« und 65 bezeichnet, d. h. der Vorteil wurde bisher noch nicht erkannt. Altersklassen gelten auch nur für Leistungsspieler, deren Turniere mit Bruttowertung durchgeführt werden.

Eine deutliche Erleichterung bieten die Altersklassen insofern, als nur Gleichaltrige und darüber sich miteinander messen, aber keine Jüngeren. Das Prinzip der mit den Stufen des Älterwerdens nachlassenden Leistung wird dabei also anerkannt, ebenso auch das Prinzip des Jungbleibenwollens, denn nach oben sind keine Grenzen gesetzt, jeder ab der betreffenden AK bis beliebig älter darf mitspielen, wenn er meint mithalten zu können.

Für die Nettospieler sind die Bezeichnungen Jungsenior, Senior und Supersenior weiterhin im Gebrauch und werden nur gelegentlich durch »AK 35, AK 50 und AK 65« ersetzt. Supersenior ist keine ganz feststehende Größe und es gibt dafür keine DGV-verbindliche Regelung. In meinem Heimatclub FGC spielt man bei den Supersenioren, wenn man 65 Jahre alt ist und HCP 16–36 hat. Bei der GSG (Deutsche Golf-Senioren-Gesellschaft) ist man ab 75 Supersenior, was mit der WHO (»Alter Mensch« ab 75) identisch und damit realistisch ist.

Im praktischen Spielbetrieb sind bisher nur von wenigen Clubs Super-Senioren-Wertungen eingeführt worden, obwohl die Zahl der älteren Mitglieder fast überall zugenommen hat. So richtete die GSG 2015 ein Wettspiel für Supersenioren mit speziellen Erleichterungen (E-Karts und Abschlag von rot für alle) aus. Das ist eine Pioniertat, denn die Erleichterung von weiter vorne abzuschlagen ist für viele Ältere die Voraussetzung, um überhaupt noch eine Chance zu haben, das Fairway mit dem Drive erreichen zu können. Im FGC wird das den Teilnehmern am Herrengolf ab 80 gewährt und auf Antrag auch bei anderen Wettspielen.

Ein Fortschritt wäre es auch, die Abschläge nach ihrer Farbe zu bezeichnen, aber nicht mehr als Pro-, Herren-, Senioren- oder Damen-Abschläge. An sich dürfen SpielerInnen von allen Abschlägen abschlagen, die für das jeweilige Geschlecht »geratet« sind. Man hat dann aber weniger Schläge »vor«. Man muss sich das also gut überlegen und sich für seinen speziellen Fall erkundigen, denn als 80-Jähriger z. B. kann man sogar benachteiligt sein, wenn das »Herren-Rating« von Rot als Grundlage für die Stablefordpunkte genommen wird. SuperseniorInnen könnten theoretisch von Orange abschlagen, haben davon bisher beim FGC aber noch keinen Gebrauch gemacht. Eine wirkliche Erleichterung bringen die heute gültigen Regelungen offenbar noch nicht generell. Es sind zwar einige Entwicklungen schon im Gange, aber Verbesserungen nötig, damit in Zukunft die neuen Altersklassen besser am Spielbetrieb teilnehmen können.

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