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ОглавлениеKapitel 1
Midlifecrisis – was kommt danach?
Die Midlifecrisis um 50 mit ihrem Hochgefühl geht leider vorbei, und danach wird das Leben schwieriger. Je früher man sich darauf vorbereitet, desto besser ist es. Auch Golfspieler werden älter und bekommen Probleme, die je nach Spielstärke unterschiedlich sind und andere Lösungen erfordern. Zwei Spielertypen markieren als Beispiele die Enden eines Spektrums, in dem es viele Zwischenstufen gibt.
Welcher Spielertyp braucht welchen Rat?
Beim Älterwerden scheidet sich die Spreu vom Weizen. Der eine Typ sind die naturbegabten ernsthaften Golfspieler, die in allen Turnieren und bei Mannschaften mitspielen, bei dem beliebten Scramble die Tigers stellen, die Fairplayer im ersten Buch des Autors (Luft 2011). Sie haben oft ein einstelliges Handicap oder streben es an, ihr Drive fliegt locker noch 180 Meter oder mehr, sie kommen meist in regulation aufs Grün und putten sicher. Ihr Maßstab ist das Brutto-Ergebnis. Mit folgenden Merkmalen gehören Sie noch zu den Bruttospielern:
•Sie haben seit Jahren ein stabiles Handicap von 18 oder weniger.
•Sie müssen vor dem Schlag über Ihre Technik nicht groß nachdenken und sind ziemlich sicher, dass Ihr Ball ungefähr dort landen wird, wohin Sie ihn haben wollen.
•Ihre Probleme sind, dass Ihre Drives und Fairway-Schläge kürzer werden, sodass Sie auf langen Par-4-Löchern mit dem zweiten Schlag nicht mehr sicher das Green erreichen, ob Ihr Approach nah genug an der Fahne liegt oder noch mehr als ein Putt nötig wird.
•Sie finden es blamabel, wenn Ihr Putt aus weniger als 3–4 Metern nicht fällt.
Die technischen Ratschläge dieses Buchs sind deshalb für Sie kaum nötig. Was Sie brauchen, ist die Ermutigung trotz Älterwerdens beim Golf zu bleiben. Die Gefahr besteht für Sie darin, an ihrem Ehrgeiz zu scheitern und das Golfspielen ganz aufzugeben, wenn Sie Ihren hohen Maßstäben nicht mehr perfekt gerecht werden, das Handicap ansteigt und Sie z. B. für Mannschaften nicht mehr nominiert werden. Sie können durch dieses Buch eventuell andere Motivationen finden, weiter Golf zu spielen und sich damit die gute Wirkung von Golf auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden erhalten.
Bruttospieler brauchen und finden in diesem Buch einiges jenseits der Technik und der Scores, das ihnen hilft, mit sich und ihrem Älterwerden beim Golf und überhaupt besser zurechtzukommen.
Nettospieler, der Gegentyp, sind genauso echte und begeisterte Golfspieler, ihre Möglichkeiten und ihre Spielstärke sind aber begrenzt. Sie sind eventuell auch schon stärker von den Auswirkungen des Älterwerdens betroffen. An dem erwähnten Scramble nehmen sie als Rabbits teil und in meinem ersten Buch werden sie als Roughplayer bezeichnet.
•Sie haben nie ein Handicap unter 20 erreicht oder es nicht halten können.
•Ihr Handicap steigt unaufhaltsam an und Sie finden kein Gegenmittel.
•Ihre langen Schläge werden jedes Jahr kürzer, und beim Versuch das zu ändern, misslingen sie völlig. Der Drive erreicht oft nicht mehr das Fairway, sondern bleibt im Rough davor hängen.
•Zwischen einem Golfschlag und einem Rouletteeinsatz besteht für Sie kein wesentlicher Unterschied, beides ist Glückssache. Sie sind unsicher geworden, ob Sie den richtigen Schläger haben, ob Sie den Ball wieder von außen oder endlich von innen oder überhaupt nicht treffen werden, und ob er nach links, nach rechts oder gar nicht fliegen wird.
•Sie wissen nie, wo der Ball landen wird, sind aber öfter überzeugt, dass er dorthin gehen wird, wo sie ihn nicht haben wollen, in den Bunker, ins Wasserhindernis oder ins Aus.
•Sie halten viele Schläge für katastrophal schlecht, denken nach dem Treffmoment »wo geht der bloß hin, o Gott, entsetzlich« oder ähnliches, auch wenn er dann wirklich gut oder sehr gut ist.
Wenn Sie sich in dieser Schilderung wiedererkennen, dann gehören Sie zu den Nettospielern, denen ein solches Buch in allen Bereichen sehr helfen kann. Wie Sie mit Ihrem nachlassenden Körper besser umgehen, Ihre Technik den unausweichlichen körperlichen Behinderungen anpassen, sich psychisch besser auf das Nicht-mehrso-Jungsein einstimmen, sich motivieren lernen und Vieles mehr. Wenn Sie es sorgfältig lesen und Einiges davon umsetzen können, dann könnten Sie vielleicht noch zu einem Bruttospieler werden.
Beispiel: Runde eines junggebliebenen Nettospielers
Er fühlt sich noch relativ jung und spielt mit Freuden die Wettspiele mit. Aber es läuft nicht mehr so wie früher. Der Drive erreicht oft nicht mehr das Fairway, und wenn er mal weiter ist, liegt er tief im Wald. Der nächste Schlag darf auf keinen Fall in den Fairwaybunker. Na ja, ist er aber. Der vierte Schlag muss über eine Brücke zwischen zwei Bunkern angespielt werden, weil der Pitch von 80 Metern carry im Flug aufs erhöhte Grün schon lange nicht mehr gelingt. Er verzieht in den linken Grünbunker, den er zitternd betritt, weil die Vorderwand oben, über Kopfhöhe, weit überhängt. Der erste Schlag rollt ihm wieder vor die Füße, der zweite, sehr gut getroffen, fliegt weit übers Grün. Verdrossen muss er das Loch streichen.
Aber dann wird es besser, denn die Illusion, heute souverän zu gewinnen ist ihm schon vergangen. Ist der Score erst ruiniert, spielt es sich ganz ungeniert (frei nach Wilhelm Busch). Schön demütig spielt er weiter und es läuft recht gut, es folgen Bogies und an einem Dreierloch ein Par. Aber Dreiputts sind auch dabei und irgendwann kommt leider noch ein Waterloo: Der getoppte Approach ist in den rechten Greenbunker gerollt, zehn Meter vor der Fahne. Mit einem gekonnten Horrorsocket befördert er den Ball in den andern Greenbunker links, und die Putts fallen dann auch nicht. Er kämpft mit sich, ob es eine 8 war und noch einen Punkt bringt. Du denkst wohl: gut verzählt ist halb gewonnen, murmelt Freund Peter und schreibt ungerührt eine 9 auf. Alles ist Frust und Ärger und auch moralisch kommt er sich minderwertig vor. Er ist heute der Letzte und beim Überreichen des Bubi-Preises hört er das mitleidige Seufzen seiner Freunde und das kaum unterdrückte höhnische Lachen seiner Rivalen.
So ist es nicht immer, aber gelegentlich schon. Wenn Sie gut drauf sind, mit Freunden statt Rivalen spielen und auf Privatrunden ohne den Druck des Scores, spielen Sie freier und besser. Auch gibt es zwischen diesen Extremen den durchschnittlichen Normalspieler, der dem einen oder anderen der Extremtypen näher steht oder zwischen diesen schwankt. Stecken Sie die Scham weg, lernen Sie über sich selbst zu lachen und lesen Sie mit Vergnügen dieses Buch. Dann werden Sie aus dem Fairwaybunker 100 Meter den Ball an die Fahne legen – und wenn nicht siehe unten.