Читать книгу Golf für Junggebliebene - Helmut Luft - Страница 6
Einleitung
ОглавлениеJung bleiben wir viel länger als wir meinen. In unserer Zeit beginnt das Älterwerden wesentlich später als noch bei unseren Großeltern und wir leben deutlich länger und zwar mit von Jahr zu Jahr steigender Tendenz. Erstmals in der Geschichte der Menschheit sind uns ein bis zwei Jahrzehnte neuen Lebens geschenkt, und zwar mit erhaltener körperlicher und geistiger Fitness. Die Generation 60 plus sind Junggebliebene mit ganz neuen Chancen die gewonnenen Jahre in vorher ungekannter Qualität zu genießen. Golf passt dazu gut, denn Jungbleiben und Golfspielen sind zwei Seiten einer Münze. Golf hält jung, Golfer bleiben fit und leben im Schnitt fünf Jahre länger! Es kann wie kein anderer Sport bis ins hohe Alter gespielt werden und trägt zum Jungbleiben wesentlich bei.
Das eröffnet dem Golfsport neue Perspektiven. Die wachsende Gruppe der jungen Senioren von 60 bis 80 und darüber hinaus sollten zum Golfsport ermutigt und angeworben werden, denn ein besseres Fitness- und Antiaging-Programm ist für diese kaum vorstellbar.
Leider fängt es mit dem Jungbleiben irgendwann an zu hapern und mit dem Golfspielen dann auch. Aber andererseits ist gerade Golf ein sehr gutes Überlebenstraining und hilft die Probleme des Älterwerdens zu bewältigen. Der Autor, der seit gefühlten 100 Jahren Golf spielt (real seit 1978), gibt viele Anregungen, wie man trotz Behinderungen seine Spielphilosophie umstellen und seinen ganz persönlichen Schwung und Stil finden kann. Die Erfahrungen, die er als Supersenior beim Golfspiel gewonnen hat, stehen in Wechselwirkung zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Mentalität älterer Menschen, ihrer Reifung und ihrer Fähigkeit zu kreativen Lösungen (Luft 2011, Luft/Vogt 2015). Man sieht und fördert heute mehr die Vorteile und die Überlegenheit Älterer und das hilft auch ihr Golfspiel zu kultivieren.
Das Buch »Golf ist ganz einfach« (Luft 2011 Copress Verlag) hatte schon einigen zu mehr Freude am Golf und zu Handicapverbesserungen verholfen. Die meisten Golfer sind aber Männer der Tat. Sie lesen nicht, sie handeln, und gaben das Buch ihren Frauen, die sich an der literarischen Qualität und an den Anekdoten rund um Golf erfreuten. Einige haben sogar gemerkt, dass der Titel ein Mantra ist. Da aber nur selber lesen klug macht, enthält dieses neue Buch nun mehr Nutzanwendungen. Die Geheimnisse der psychischen Kräfte, die unseren Golfschwung so sehr beeinflussen, werden nicht mehr als Hexen dargestellt, sondern im Klartext beschrieben, um auch die praktisch denkenden GolferInnen anzusprechen.
Viele aktive Golfer geben bisher leider mit 60 oder 70 vorzeitig und unnötig auf. Sie glauben, dafür gute Gründe zu haben, denn der Drive ist kürzer, Schmerzen behindern, man ist langsam geworden, schnell erschöpft und hat nicht mehr den gewohnten Biss. Oft spielen die Lebens- und Flightpartner nicht mehr mit, welken dahin oder sind schon verstorben. Bei jüngeren Mitspielern ist man nicht mehr erwünscht und auch nicht mehr richtig am Platze. Die angebotenen Turniere sind nur auf Jüngere zugeschnitten. Man fühlt sich ausgeschlossen und kaltgestellt.
Voreilig aufzugeben ist aber sehr schade und ganz falsch, weil es auf Vorurteilen aus der Vergangenheit beruht. Viele betagte GolferInnen möchten an ihrem Selbstbild festhalten, als seien sie noch jung und wild. Sie haben noch die althergebrachten negativen Vorurteile über das Älterwerden, trauen keinem über 30 und sehen 50 als Beginn des Gruftie-Alters an. Die zeitgemäße bessere Option ist, sein reales Alter anzuerkennen aber auch zu sehen, dass uns inzwischen neue Lebensjahre geschenkt sind und als Zugabe die nötige Vitalität, um auch weiterhin noch mit Freuden golfen und leben zu können. Auf das katastrophale Wetter und das miserable Befinden zu pfeifen und lieber erst einmal Golf spielen zu gehen ist der entscheidende Schritt und öffnet den Weg für eine gute Philosophie und Lebenskunst, auch für die nicht mehr ganz Junggebliebenen. Die aktiven Golfspieler, die bisher vorzeitig aufgeben, sind also die zweite große Gruppe, die motiviert werden sollte, in den gewonnen Jahren zu ihrem eigenen Vorteil und zu dem ihrer Clubs noch weiterzuspielen. Wer seine Vorurteile überwindet und mit 60, 70, 80 und mehr noch golfspielt, beginnt zu begreifen, wie – trotz aller Leiden und Einschränkungen – vieles im Alter besser und schöner wird.
Die meisten Golfklubs pflegen noch ausschließlich den Jugendkult und fördern die jungen Spieler mit allen Mitteln. Das ist auch nötig, aber die älterwerdenden Spieler brauchen ebenso Förderung, denn sie sollen und wollen spielen, passen aber nicht mehr recht rein und fühlen sich nicht mehr unbedingt willkommen. Dabei bringen sie den Clubs zwar nicht mehr so viele sportliche Ehren, wohl aber Ansehen und Würde und sind außerdem oft großzügige Sponsoren und Mäzene. Sie in die Wettspiele und das Clubleben zu integrieren ist jedoch nicht immer einfach, denn Jung und Alt haben natürlicherweise nur begrenzt Verständnis füreinander. Ältere werden gern verspottet und man grenzt sie auch aktiv aus. Ihrerseits wollen diese nicht als alt gelten und nehmen an den angebotenen Senioren-Wettspielen nicht gern teil, weil sie sich schon an dem Wort stoßen. Für Supersenioren geeignete Wettspiele mit altersgerechten Regeln gibt es derzeit noch kaum. Mein Heimatclub Frankfurter Golf Club und die Golf-Senioren-Gesellschaft sind rühmliche Ausnahmen.
Die aktuelle Position des Golfsports in der Bundesrepublik wird davon bestimmt, dass der Zeitgeist und die demographische Situation sich geändert haben, manche Golfclubs nicht mehr genug Mitglieder finden und sogar Plätze »rekultiviert« werden müssen. Das liegt u. a. daran, dass die Jüngeren sich weniger für aktiven Sport interessieren, die Generation 60 plus aber umso mehr. Bei allen Sportarten sind die Neuaufnahmen heute rund 10 Jahre älter als früher. Golf sollte diesen Trend nutzen und sich für alle Altersklassen attraktiv machen. Ebenso wie um die Jugend muss um die wachsende Generation 60 plus, die noch nicht golfspielt, und um die Clubmitglieder, die austreten wollen, geworben werden, um in den Clubs allen eine Heimat zu geben. Das bringt die schwierige Aufgabe mit sich, neue Spielformen anzubieten, die den unterschiedlichen Generationen Freude machen.
Alles fließt, und auch beim Golf verändern sich die Plätze, die Technik, die Schläger, die Regeln, die Clubs und die Spieler stetig. Der Zeitgeist zeigt neuerdings für Golf auch wieder günstige Tendenzen. Soviel Anfang war nie. Jeder Golfer hat heute die begeisternde Chance, die Idee von seinem Spiel und von Golf überhaupt seinen persönlichen gereifteren Möglichkeiten anzupassen und neu zu entwerfen. Die Lebensaufgabe, in reiferen Jahren seine eigentliche Identität zu finden, kann beim Golf gut gelebt werden. I have a dream. Mit technischen und mentalen Anpassungen, Philosophie und Lebenskunst lassen sich Träume verwirklichen, auch die von einem befriedigenden Golfspiel trotz Älterwerdens, vom Erhalt einer gewissen Jugendlichkeit und vom Idealbild eines lebenszugewandten, zufriedenen Seniors und Golfers.