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Auf den Beinen bleiben – die Balance halten

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Der Evolutionsschritt des aufrechten Gangs, durch den wir vom Vierfüßler zum Zweifüßer wurden, zog die Entwicklung spezifisch menschlicher Fähigkeiten nach sich, die Vorderfüße wurden frei zum Tragen, Greifen und Werfen, die Hand wurde zu einem einzigartigen hochorganisierten Organ, die überragende Körpergröße gab Überblick und Voraussicht. Die neuen Funktionen konnten nur durch ein feines Gleichgewichtssystem koordiniert werden. Der aufrechte Gang ist das Privileg des Menschen, er erfordert aber die Kunst der Balance. Das Golfspiel ist ein Gipfel menschlicher Evolution.

Das vom Gehirn gesteuerte Zusammenspiel der Bewegungen lässt beim Älterwerden leider unbemerkt nach. Die sich daraus ergebenden Störungen des Koordinationsvermögens und der Balance werden kaum registriert und deshalb nicht gezielt geübt. Man kann schlechter gehen, alle Bewegungen werden langsamer und ungeschickter, man kann nicht mehr gut greifen Die Bälle fliegen nicht mehr, werden getoppt oder socketiert. Wagt man einen perfekten weit ausgeholten Schwung, dann ist auf einmal da, wo er die Erde berührt, kein Ball – man hat die Balance verloren und neben den Ball geschlagen oder dahinter in den Boden.

Die Erleuchtung ist, dass man dem begegnen kann, indem man die Schwerkraft, die vom Zentrum der Erde ausgeht, ausbalanciert. Dazu muss man den Schwerpunkt des Körpers immer senkrecht über die Füße bringen. Das macht beweglich und gibt Stabilität. Es gelingt besser, wenn man sich langsamer und bewusster bewegt, auch wenn das Jüngeren auf die Nerven geht, denn man kann dadurch Unsicherheiten, Straucheln und Stürze vermeiden, kann besser mit den Augen ausgleichen und bleibt durch Sichtkontrolle sicherer auf den Beinen. Das Ausbalancieren muss täglich geübt werden. Besonders in den Alltagssituationen Sitzen, Aufstehen, Bücken, Stehen, Gehen sollte man immer bewusst auf Schwerkraft und Gleichgewicht achten. Statt sich immer gleich festzuhalten oder einen Stock zu benutzen ist es besser, erst einmal seine Mitte zu suchen und über den Schwerpunkt zu bringen, um aus ihr heraus auf den eigenen Beinen und damit autonom zu bleiben. Das beugt der Hinfälligkeit vor, und beim Golf ist man dann beim Ansprechen und beim Durchschwung sicherer. Das Ziel ist immer den aufrechten Gang und damit die Würde des Menschen zu bewahren.

Golf ist sehr gut geeignet, das Spiel mit der Schwerkraft und der Balance von Körper und Bällen zu üben. Es erinnert an Jonglieren und es gibt geschickte Golfer, die Bälle mit dem Schläger hochwippen und auffangen können. Da die Balance für den Ablauf jeden Golfschwungs nötig ist, wird sie auf der Runde ganz von selbst auf vielfache Weise trainiert. Um die Gangunsicherheit zu kompensieren und Stürze zu vermeiden, gewöhnt man sich den breitbeinigen Gang eines Seemanns an, und beim Ansprechen nimmt man einen breiteren Stand ein, wenn der Drive wieder länger werden soll. Vor jedem Schwung sollte man achtsam das Gleichgewicht ausbalancieren und dann mit den Augen darauf fokussieren, wie die Schlagfläche den Ball trifft und in Richtung Ziel wegschlägt. Das präzise Treffen des Balles erfordert und trainiert ein feines Koordinationsvermögen. Beim Durchschwingen reguliert man mit der Verlagerung des Körpergewichts automatisch das Gleichgewicht ein. Sehr gut ist es dann, das Finish einzufrieren (freezing) und dabei die Balance zu überprüfen. Später wird beim Putten nochmals eine Feinabstimmung von Richtung und Geschwindigkeit notwendig. Den Ball schließlich wieder aus dem Loch zu holen ist nochmals eine akrobatische Koordinationsleistung.

Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, vorbeugende Übungen der Koordination in sein Basisprogramm zuhause aufzunehmen, um diesen Störungen, die einem das Golfspiel schnell verderben können, rechtzeitig zu begegnen. Mit geschlossenen oder falls das nicht mehr geht, mit offenen Augen auf einem Bein stehen und dabei möglichst bis zehn zählen, kann man im Alltag nebenbei machen, ebenso wie ein paar Schritte Zehen- und Hackengang zu üben. Man erfährt dabei, wie leicht die Balance verlorengeht und Sturzgefahr entsteht, und man muss deshalb immer eine Wand oder ein Möbel in Griffnähe haben aber nur im Bedarfsfall anfassen.

Für Griff und Schwung beim Golf sind auch die Koordinationsstörungen der Finger und Hände sehr wichtig. Sie machen sich dadurch bemerkbar, dass einem leicht etwas aus der Hand fällt und Feinbewegungen wie Knöpfen, Strümpfe anziehen, Schuhe binden schwierig werden. Ein Test dafür ist Münzen einzeln mit den Fingern einer Hand von der Tischplatte greifen und in einen Behälter legen. Normal sind 20 Münzen in höchstens 30 sec. Die Koordination prüft man, indem man die Arme ausstreckt und mit geschlossenen Augen dann mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze zeigt, oder wie bei Drogentests die Fingerspitzen sich treffen lässt. Geschicklichkeit und Zielsicherheit der Finger sollte man permanent und bei jeder Gelegenheit üben, auch wegen ihrer Funktion beim Golfschwung. Der Wert von Koordinationsübungen wird durch die moderne Hirnforschung bestätigt, die nachwies, dass z. B. durch Klavierspielen sich schon im Lauf von Wochen neue Verbindungen (Synapsen) zwischen Gehirnzellen bilden. Auch Jonglieren mit Bällen und anderem sind ebenso nützlich.

Das Gehen als Grundbewegung wird auf dem grünen Teppich einer Golfrunde besonders nachhaltig geübt. Dazu sind neben Ausdauer auf dem oft unebenen Gelände Balance, Trittfestigkeit und Spursicherheit vonnöten. Das Körpergewicht wirkt so auf die Wirbelsäule und das gesamte Skelett ein, dass die Knochenmasse erhalten bleibt, während bei Ruhe und Schonung die Druckentlastung zum allmählichen Schwund mit der Gefahr von Knochenbrüchen führt, wie dies bei den Astronauten, die der Schwerelosigkeit ausgesetzt sind, eintritt. Golfrunden bewirken eine Kräftigung des Bewegungssystems und beugen der Osteoporose vor.

Mancher ältere Golfspieler ist beim Aussteigen aus dem Auto taumelig und hat den gebückten, unbeholfenen, kleinschrittigen Gang eines alten Menschen. Aber auf der Runde werden von Loch zu Loch die Bewegungen freier und die Schritte größer, die Haltung wird wieder würdevoll aufrecht und der Gang (fast) jugendlich beschwingt. Da erlebt man direkt, wie Golf jung hält.

Fazit: Koordination und Balance, die den aufrechten Gang ermöglichen, gehen beim Älterwerden verloren. Die Haltung wird gebückt, das Gehen wird langsamer, kleinschrittig und unsicher. Man verliert leicht das Gleichgewicht und neigt zu Stürzen. Es ist als ob die Schwerkraft uns wieder in den Vierfüßler- und Kriechgang auf und in die Erde herunterziehen möchte. Das zu verhindern oder hinauszuzögern ist eine wichtige Auswirkung des regelmäßigen Golfspielens. Beim Golf auch als Älterer noch mitzuspielen übt die Fähigkeit auf den Beinen zu bleiben und die Balance zu wahren – körperlich und psychisch.

Golf für Junggebliebene

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