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Von Gott reden

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Ostern ist Tat Gottes. Sie ist nach dem Zeugnis des NT nicht irgendeine, sondern die entscheidende Tat, also: ursprüngliche und letztgültige Offenbarung. Schon die Gottesprädikationen machen deutlich, dass christlich von Gott zu reden nur den Gott zur Sprache bringen kann, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Dies ist nun die entscheidende Beschreibung seines Wesens und Handelns.

In diesen vorpaulinischen und paulinischen Gottesprädikationen steht dann die Auferweckungshandlung in Analogie zum Exodushandeln.16 Der Gott, der sein Volk Israel in die Freiheit führt, ist der Gott, der Jesus auferweckt (Gal 1,1). Im Hebr wurde das auch terminologisch angedeutet: Gott ist der Anagoge, der Heraufführer aus den Toten (13,20). Er beendet die Versklavung durch den Tod.17

Der zweite Horizont des Auferweckungshandelns Gottes ist sein Schöpfungshandeln. Der das Nichtseiende so ruft, dass es sei (Röm 4,17), ist der Herr über Leben und Tod. In der Apk stellt Gottes Schöpfungsmacht das Fundament und die Möglichkeit seines Auferweckungshandelns dar. Der Schöpfer ruft ins Leben, in neues, endgültiges Leben. Auferweckung ist Neuschöpfung. Das gilt für den Sohn und am Ende der Zeit für alle Menschen.

Schöpfung und Neuschöpfung setzen die Macht des Todes voraus und schaffen das Wunder aus dem Nichts. Ostertheologie setzt dabei die erschütternde Sicht des Nihil voraus, und zwar nicht erst seit der Neuzeit.

Die unendliche Hoffnungslosigkeit angesichts des toten Jesus hatte Hans Holbein d.J. 1521/22 in seinem Gemälde »Toter Christus im Grab«18 so beängstigend zum Ausdruck gebracht, dass noch Jahrhunderte später Dostoevskij zutiefst davon erschüttert war.19

Angesichts des Todes mit seiner universalen Macht – sogar über den Boten und Sohn Gottes – scheint tiefste Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit angebracht; einigen wenigen gelingt vielleicht eine heroische Lebenseinstellung, die vorgibt, das absolute Nichts auszuhalten und ihm zu trotzen. Ostertheologie und Glaube setzen dem Nihilismus jedoch eine verwegene Haltung gegenüber, die unterschieden ist vom Heroismus des Übermenschen: »Glaube ist eine lebendige, [v]erwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiß, daß er tausendmal drüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig [= mutig] und lustig [= geneigt] gegen Gott und alle Kreaturen, welches der heilige Geist tut im Glauben. Daher der Mensch ohne Zwang willig und lustig wird, jedermann Gutes zu tun, jedermann zu dienen, allerlei zu leiden, Gott zu Lieb und Lob, der ihm solche Gnade erzeiget hat, also daß es unmöglich ist, Werke vom Glauben zu scheiden, ja so unmöglich, wie Brennen und Leuchten vom Feuer kann geschieden werden.«20 Fröhlich und frei, trotzig, mutig und Gott und den Menschen zugeneigt können Christen leben, weil sie Gottes Sieg über den Tod vertrauen und demgemäß handeln.

Heroische Farben schwingen in den siegesgewissen Osterchorälen mit.21 Aber es geht in ihnen ja nicht um ein selbstgefundenes oder konstituiertes Heldentum, sondern um den von Gott errungenen Sieg. Vor allem Paulus in 1Kor 15 und in anderer Weise die Geschichten vom leeren Grab verweben die Auferstehungshoffnung und -gewissheit mit den Vorstellungen von Kampf und Sieg. In jedem Krieg – bis heute – siegt nur einer: der Tod. In dem österlichen Krieg gibt es nur einen Verlierer: den Tod. Der ist besiegt. Die Apokalyptiker wissen: Selbst, wenn er jetzt noch herrscht und sich aufbäumt, am Ende werden Hölle, Tod und Teufel verschwinden.

Etwas weniger gewalttätig, sondern eher mit tänzerischer Leichtigkeit hat dagegen Georg Friedrich Händel den Siegesabschnitt aus 1Kor 15,54 ff., dass Tod und Hölle besiegt sind, im dritten Teil des Messiah komponiert.22 Ein wunderbares Duett! Seine Unbeschwertheit und vielleicht sein musikalischer Spott sind jedoch immer in der theologisch begründeten Botschaft »victory!« verankert. In den reizvollen, imitatorisch geführten Stimmen im Duett und im Chor, der ohne Pause auf das Duett folgt, ist »victory« im spezifischen Wortrhythmus meist homophon gesetzt und damit gut und immer neu hörbar. Der Ruggiero-Bass, den man zu Recht mit dem Walking Bass im Jazz in Verbindung gebracht hat,23 samt der Bezeichnung »Andante« für Duett und Chor laden zum Mitgehen, Mitsingen, Mitbalancieren ein.24

Gottes Menschenfreundlichkeit und das Fest des Lebens

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