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Die Adligen als distinkte soziale Gruppe in der Bundesrepublik

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Die Enteignung und die Vertreibung 1945 waren prägende Ereignisse für die adligen Familien, denn mit dem Verlust des Familienbesitzes ging häufig auch ein sozialer Abstieg einher.[54] Dieser Verlust blieb auch nach 1945 ein wichtiger Referenzpunkt der Existenz und der Identität der vertriebenen Adligen, wurde aber zunehmend als innerfamiliäre Erzählung weitergegeben.[55] Wichtiger als der reale Landbesitz wurde die ideelle Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, die sich über spezifische Erinnerungsbestände konstituierte.[56] Die politische und gesellschaftliche Ordnung der Bundesrepublik bot dabei Spielräume und Nischen, um distinkte Formen adligen Lebens zu praktizieren und innerhalb des Familienverbandes zu pflegen.[57] Einen wichtigen erinnerungspolitischen Rahmen für die Integration der enteigneten Adligen in der Bundesrepublik stellte wiederum das offizielle bundesrepublikanische Gedenken an das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 dar, das mit den Reden Ernst Reuters zur Einweihung des Ehrenhofes im Bendlerblock (1953) und von Bundespräsident Theodor Heuss im Audimax der Freien Universität Berlin (1954) seinen ersten Ausdruck fand.[58] Im gesamtgesellschaftlichen Konsens des Antikommunismus der Adenauer-Ära wurden die Adligen mit ihrer Erfahrung von Flucht, Vertreibung und Enteignung als soziale Gruppe von staatlicher Seite aus anerkannt und konnten sich so in das politische System der Bundesrepublik integrieren.[59]

Alter Adel - neues Land?

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