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Boos als Kanoniker in Grönmbach

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Boos als Kanoniker in Grönmbach

Nicht lange, höchstens zwei Jahre, stand er als Kaplan in Unterthingau und wurde bald nach Kempten als Stiftskaplan, und von da zum Kanoniker nach Grönmbach befördert. Als der jüngste und letzte Kanoniker musste er predigen und in der Seelsorge wie ein Kaplan arbeiten. Durch seinen Eifer auf der Kanzel und im Beichtstuhle gewann er bald das volle Vertrauen des Volkes. Alle hörten ihn gern, Alle, die den Weg der Seligkeit suchten, liefen zu ihm, um von ihm getröstet und belehrt zu werden, weil man ihm überall ansah und es fühlte, dass er sich und Andere mit Ernst selig zu machen suchte. Dadurch erwachte aber auch der Neid und die Eifersucht der übrigen Kanoniker, besonders des Ersten, des Dekans. Die älteren konnten es nicht ohne Ärger ansehen, dass er, der Jüngere und Letzte unter ihnen, am meisten Liebe, Achtung und Vertrauen gewonnen hatte. Sie gingen so weit, dass sie ihm heimlich, wenn er von seinem Zimmer abwesend war, Pult und Schränke erbrachen, seine Briefe und Papiere durchsuchten und lasen, ihn dann darüber bei Tische neckten und verspotteten, und durchaus so behandelten, dass sie ihm sein Leben sauer machten und verbitterten. Ihr Hass und ihre Feindseligkeit stieg so hoch, dass sie ihn endlich, wie die Brüder Josephs, nicht mehr unter sich dulden und sehen konnten; sie stießen ihn hinaus, d. h. sie entsetzten ihn seines Amtes und schickten ihn fort. „In Grönmbach hat man mirs wild gemacht, und das Alles, um Gott einen Dienst zu tun.“ schrieb er am 20. Okt. 1797.

Der Dekan hätte ihn lieber eingemauert oder aufgehenkt gesehen, wie er sich selbst erklärte; musste ihm aber dennoch nachher alle Jahre (bis er auswanderte) den Gehalt oder die Pension des Kanonikats zusenden, denn diesen konnten und durften sie ihm nicht nehmen.

Seines Amtes entsetzt und vertrieben, stand Boos nun das erstemal auf der Landstraße, ohne zu wissen, wohin?

Tief betrübt in seiner Seele, wandelte er aufwärts, vorwärts. Und da er den Kummer und die Betrübnis seines Herzens nicht mehr weiter tragen konnte und er unweit der Straße eine Heuhütte erblickte, trennte er sich vom Wege, ging in die leere Hütte hinein, warf sich zur Erde und betete, um die unerträgliche Last auf den zuwerfen, der uns zuruft: Alle eure Sorge werfet auf mich, denn ich sorge für euch!

Ja, zu dem Gott alles Trostes und Vater der Barmherzigkeit, der die Verlassenen nicht verlässt, die Verstoßenen nicht verstößt und den Elenden Trost und Hilfe verspricht, die besser und unendlich mehr ist, als das, was Menschen uns entreißen können - zu dem wendete sich der trostlose Wanderer mit größerer Inbrunst, als, je. Und nicht umsonst, denn auf einmal umleuchtete ihn ein Licht, das ihm neu und fremd war, und das er sich nicht erklären konnte. Er betete wieder und siehe, nun wurde es in seiner Seele klar und helle, er sah, wie noch nie, Christum im Geiste als seinen Versöhner und Heiland, konnte lebendiger als je an ihn glauben. Trost, Freude und Friede kehrte in seinem betrübten Herzen ein, die Traurigkeit war verschwunden und er wandelte getrost und freudig auf der Straße weiter fort.

Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph.

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