Читать книгу Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph. - Johannes Gossner - Страница 9
Boos in Unterthingau
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Dies war die erste Station, wo er als Kaplan und Prediger des Evangeliums nach vollendeten Studien auftrat. Es ist aber von seiner Wirksamkeit und seinen Erfahrungen an diesem Posten nichts bekannt geworden, als ein Briefchen eines Österreichischen Hauptmanns, der von Unterthingau gebürtig, als Knabe eben zu dieser Zeit, da Boos Kaplan des Orts war, von ihm unterrichtet wurde, und der nach dreißig Jahren ihn in Österreich, und zwar zur Zeit seiner Verfolgung und seines Gefängnisses, daselbst wieder fand, dem Verfolgten und Gefangenen alle möglichen Liebes-Dienste erwies und sich ihm nicht dankbar genug bezeigen konnte.
Dieser gute Hauptmann schrieb d. 26. Juni 1816. an Anna Schlatter Folgendes:
„Wie oft kränkt es mich und die Meinigen, dass mein erster, jetzt so tief gebeugter Lehrer Martin Boos, dessen guter Charakter bloß aus Liebe und in Liebe besteht, so viel leiden muss. Ich erinnere mich aus meinen Knabenjahren, die ich in Unterthingau, als meinem Vaterorte verlebte, wie viele Tränen er daselbst als Kaplan getrocknet, wie er bei Tag und Nacht unermüdet am Krankenbett die Leidenden tröstete, mit welcher Herzlichkeit er lehrte, und mit welchem Eifer er sein Predigtamt verwaltete. Ich denke recht oft daran, wie er meinen seligen Vater zu Unterthingau in Schwaben zur Erde bestattete, wie er mir seinen letzten Zwanziger schenkte und mich zugleich zum Fleiß im Studieren ermunterte.“
So dieser Cornelius.
Dies ist von seinem gesegneten Wirken genug gesagt, um zu sehen, wie schön er sein Predigtamt anfing. Wer durch sein Wirken solche Eindrücke hinterlässt, die nach 30 Jahren noch fortleben und sich in so tätiger Liebe beweisen, kann doch kein schlechter Mensch, kein böser Arbeiter im Weinberge des Herrn sein?
Wer sein letztes Scherflein armen Leidenden hingibt, um damit Tränen zu trocknen, kann doch kein Mietling oder falscher Prophet sein?
So dachte der gute Hauptmann von Boos, da Alles um ihn her den verfolgten Mann verkannte und lästerte. Und da Alles wetteiferte, dem vermeinten Ketzer das Leben zu verbittern, da suchte der edle Offizier, der ihn besser kannte, ihm das Bittere zu versüßen und das Schwere zu erleichtern. Er gab ihm einen Soldaten zum Bedienten ins Gefängnis und tat ihm übrigens, was er nur konnte. Da er ein angesehener Mann war, konnte und wollte man es nicht hindern.
Diese Hilfe und diesen Trost in der späteren Trübsal hat sich der liebe Boos durch seinen früheren Eifer und seine uneigennützige Liebe in Unterthingau bereitet. Auch hier gilt der Ausspruch der Schrift: Ihre Werke folgen ihnen nach. - Den Zwanziger konnte der Hauptmann nicht vergessen. Bei allen Gelegenheiten, wenn Boos gegen seine Dienstfertigkeit protestierte, wiederholte er: Sie haben mir Ihren letzten Zwanziger gegeben.