Читать книгу Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph. - Johannes Gossner - Страница 11
Boos Kaplan in Seeg
ОглавлениеBoos als Kaplan in Seeg
Der Weg führte ihn nach Seeg zu Feneberg, wo er nun von der Würde eines Kanonikers wieder zum Kaplan herabsteigen musste. Doch ihm war es nie um Kirchenwürden und äußeres Ansehen, sondern um die Kirche, um das Glauben und das Leben in Christo zu tun.
Er predigte nun mit mehr Segen und Kraft als zuvor.
Im Jahre 1794, als er einmal in Seeg mit besonderer Salbung und inniger Andacht taufte, aber aus Versehen ein Blättchen im Rituale überschlug, worauf gerade die Abschwörungsformel: Entsagst du dem Teufel und seiner Hoffart? etc. vorkam und er also diese Frage, ohne es zu wollen oder zu wissen, ausließ, verbreite sich durch die Geschwätzigkeit der Hebamme das Lügengerücht: Boos taufe die Kinder in dem Namen des Teufels. Das erschreckte alle Mütter so sehr, dass keine mehr ein Kind von ihm taufen lassen wollte. So sehr man sich Mühe gab, die gräuliche Lüge und Lästerung zu widerlegen, so wurde sie doch zur allgemeinen Sage im ganzen Lande, und war dem Satan ein erwünschtes Mittel, Viele vom Glauben und Hören des Wortes abzuschrecken.
Er aber ließ sich durch diese und andere ähnliche Lästerungen nicht irre machen, sondern suchte seine Predigten durch seinen frommen Wandel zu bestätigen, bei dem er immer nur die Erbauung de Volks im Auge hatte, wie folgende Äußerung von ihm beweist.
„Man muss sich zur Unzeit nicht sehen lassen, um zu rechter Zeit gesehen zu werden.“
Das war sein Grundsatz. Wenn ein Freund ihn einlud, mit ihm im Orte umherzugehen, sprach er: lass uns dieses nicht tun; wir müssen uns vor dem Volke nie, als in unserm Berufe sehen lassen. Wenn sie uns außer dem Berufsgeschäft zu viel und zu oft sehen, sehen sie uns nicht in unserm Berufe - als solche, wie sie uns sehen sollen. Wir sind Boten des Herrn, darum wollen wir den Leuten aus den Augen bleiben, wenn wir ihnen gerade keine Botschaft zu bringen haben; wollen uns nie zeigen und sehen lassen, als wenn wir Aufträge vom Herrn und Gelegenheit haben, sie anzubringen; damit, wenn uns die Leute auf der Kanzel, oder am Krankenbette, oder sonst in unserm Beruf sehen, sie glauben, wir seien vom Himmel gefallen: d. h. wir seien die übrige Zeit beim Herrn, im Umgange mit ihm, wir kommen von ihm her, haben uns das, was wir ihnen sagen und bringen, bei ihm geholt, gehört, und seien also wahre Zeugen des Herrn. Man muss ihn hier nicht missverstehen, was leicht möglich wäre. Er entzog sich nirgends, wo er nützlich sein konnte, wo ihn Beruf und Pflicht hingehen hieß. Wenn er Jemand in Krankheit oder in irgend einer Not besuchen und trösten, helfen, raten sollte, war er Tag und Nacht bereit dazu, scheute keine Mühe und Unbequemlichkeit. Aber ohne Beruf und Zweck ließ er sich nicht gern sehen. Das müßige Umherlaufen, um sich die Zeit zu vertreiben, oder bloß um zu sehen oder gesehen zu werden, um sich grüßen zu lassen auf dem Markte, das hasste er. Dagegen liebte er mehr den zurückgezognen Umgang mit dem Herrn im Gebete, und holte sich etwas bei der Quelle, um zu haben und mitteilen zu können, wenn er sich sehen lassen, wenn er als Zeuge oder Bote des Herrn auftreten musste.