Читать книгу Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph. - Johannes Gossner - Страница 3
Vorrede
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Boos hat, ohne es eigentlich zu wollen, sein Leben, seine ganze Glaubens- und Verfolgungs-Geschichte selbst so genau wie möglich beschrieben. Alle seine Briefe, deren er unzählige schrieb, waren fast nichts Anderes, als das genaueste Diarium (Tagebuch) seines Lebens, seines Herzens und seines Amtes. Hätte man alle seine Briefe beisammen, so würden sie die vollständigste Selbstbiographie liefern, die je verfasst worden ist. Allein, obgleich viele fehlen, die teils verloren gegangen, teils bei Verfolgungen weggenommen und zerstört wurden, oder von Besitzern nicht herausgegeben werden, so wird sich doch jeder Leser selbst überzeugen, dass hier hinlänglich genug gesammelt worden sind, um eine ziemlich vollständige Geschichte von ihm zu haben. Er hat auch selbst dafür gesorgt, indem er seine Erweckungs- und Verfolgungs-Geschichte im Zusammenhange öfters verfasst, und in wiederholten Aufsätzen hinterlassen hat; der vollständigste wurde in dieses Werk aufgenommen. Es fehlte nur seine Jugend Geschichte; und diesen Mangel fühlend, hat er noch in den letzten Tagen seines Lebens mit dem Munde ersetzt, was seine Hand nicht mehr leisten konnte, indem er die Geschichte seiner Jugendjahre einem Freunde in die Feder diktierte. Woraus man ja doch schließen darf, dass die Herausgabe seiner Selbstbiographie nicht gegen seinen letzten Willen ist.
»Ob es aber rätlich sei? „Ob nicht (wie Jemand sich äußerte) durch die Herausgabe viel Unheil gestiftet, kaum verstummte Lästerzungen wieder laut gemacht, kaum erloschene Verfolgungssucht wieder angeregt, und viele fromme Seelen aufs Neue geängstet und gestört werden möchten? Ob nicht durch Zurückhaltung auf der einen Seite viel mehr Unheil verhütet, als durch zu frühes und zu freies Hervortreten auf der andern Seite Gutes angeregt werden könnte?“
Diese Besorgnisse sind allerdings Kinder einer klugen Liebe, die sich und Andern nur Leiden ersparen will. Denn es ist kein Zweifel, die Widersacher des lebendigen Glaubens an Christus werden es der Selbstbiographie nicht besser machen, als sie es dem Selbstbiographen, dem lebendigen Zeugen, gemacht haben. Sie werden ein neues Zetergeschrei erheben, oder vielmehr das alte fortsetzen, weil es im Grunde nie aufgehört hat.
Allein, wer Lästerung und Verfolgung so fürchtet, dass er sie ganz vermeiden will, der vergrabe nur heute noch die Wahrheit, das Evangelium Jesu Christi; er höre auf, diesen Namen zu nennen, denn dieser ist eigentlich der Stein des Anstoßes und der Fels des Ärgernisses - gesetzt zum Falle und zur Auferstehung Vieler in Israel. Fallen gleich Einige über Ihn (was Gott wohl vorhersah und vorhersieht), so musste und muss Er doch gesetzt werden, damit Andere, die da wollen , aufstehen können . Denn die Fallenden fallen mutwillig über Ihn. So stets geschrieben und die Schrift muss erfüllt werden.
Alle Lästerer und Verfolger der Wahrheit vermögen nichts gegen die Unbesiegbare . Denn sie hat das Regale, dass ihr Alles zum Besten , dass ihr selbst ihre bittersten Feinde dienen müssen. Darum, wird der Widerspruch und Widerstand dieses Mal, wie allemal, der Sache nur größere Ausdehnung und mehr Festigkeit geben. Wenn die Lästerer und Schreier wüssten, was sie tun, sie würden schweigen: aber sie müssen es nicht wissen, müssen dienen , müssen es ausposaunen und denen verkündigen, die ohne ihr Geschrei nichts davon gehört hätten; Feinde müssen laut machen, auf den Dächern predigen und eifrig verbreiten, was Freunde aus Furcht oft einander zu stille ins Ohr sagen. Lasset sie also schreien; was sie als die ärgste Ketzerei oder Schwärmerei, als Mist und Mystizismus brandmarken, [Mystizismus = Neigung zum Mystischen. Kant sprach vom „Mystizismus der praktischen Vernunft“, wenn aus Symbolen und Begriffen Realitäten gemacht werden. Im späten 18. Jahrhundert wird Mystizismus zum Kampfwort der Aufklärung gegen Religion und bekommt einen starken staatsfeindlichen Klang. Um die negative Bedeutung zu verstärken gebrauchte man auch das Wort „Aftermystizismus“.] verdächtig und lächerlich machen, das wird doch Mancher, der berufen ist und der Sache auf den Grund schaut, als die heilsamste, tröstlichste und erfreulichste Lehre ergreifen und auffassen. Christus hat seit achtzehn hundert Jahren schon gar oft durch den Kot und Mist der Lästerung den Blinden die Augen aufgetan, dass sie die Perle, welche Schweine in Kot getreten und bellende Hunde schändlich weggeworfen haben, erkannten und sich glücklich schätzten, sie gefunden zu haben. Lasset sie also! Es wäre Schade, wenn sie schwiegen.
Wenn durch Verbreitung und Bekanntmachung der Wahrheit, weil sie Verfolgung und Lästerung erregt, Unheil gestiftet würde, so hätten Christus und seine Apostel - Sit venia verbis! [mit Verlaub] - mehr Unheil gestiftet, als wir es in unserer Schwachheit vermögen. Welche Verfolgungen und Lästerungen erregte die Predigt von Christo in den ersten und allen folgenden Jahrhunderten des Christentums? Wie viel Blut ward deswegen vergossen? Sie sahen und sagten das voraus und haben deswegen nicht hinter dem Berge gehalten, nicht geschwiegen; sondern es hieß: Was ich euch ins Ohr sage, das prediget auf den Dächern - Predigt’s allen Kreaturen. Sie werden euch in den Bann tun und glauben, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn sie euch töten. Aber das schadet nichts. Fürchte dich nicht, du kleine Herde!
Wer aus Gott ist, hört und glaubt Gottes Wort, wer nicht aus Gott, sondern aus dem Argen ist, lästert und verfolgt es. Aber darnach darf man sich nicht richten. Sie sind bissige Hunde, die Alles anfallen und anbellen - und müssen, damit sie die Leute aufmerksam machen und Nachfrage erwecken.
Wäre Boos und seine Predigt nie verfolgt und gelästert worden, so hätten Tausende, die jetzt dadurch selig sind, nichts davon gehört und sie wäre im Kemptischen früh erstorben, wäre unbekannt geblieben. Aber die überaus dienstfertige Welt, musste laut machen, was sehr stille war und was Boos sich Anfangs nicht laut auszusprechen getraute.
Wer erinnert sich nicht an die Herausgabe von Fenebergs Leben? Hat es gleich scheinbaren Schaden, d. h. Widerspruch und Lästerung von Seiten der Widerwärtigen, erregt, so hat es auf der andern Seite ungleich mehr Segen gestiftet. Denn keine Schrift des Herausgebers hat so viel Beifall gefunden und so viel Freude verursacht, als eben Fenebergs Leben. Was die Verkehrten nicht ärgert, erbaut die Bekehrten nicht. Was die Anstößigen und Störrigen nicht stößt, erweckt die Schlummernden nicht. Was gar keinen Widerspruch findet, verdient und erwirbt keinen Beifall. Was nicht tötet, macht nicht lebendig; was, wie Pauli Evangelium, nicht Einigen ein Geruch des Todes zum Tode ist, wird keiner Seele ein Geruch des Lebens zum Leben werden. Die Biene, die keinen Stachel hat, macht auch keinen Honig.
Boos hatte die edelsten und weisesten Männer seiner Zeit für sich, die ihn als eine außerordentliche Erscheinung und einen Stern erster Größe am Kirchenhimmel hoch schätzten und liebten; die selbst bekannten, dass sie nicht wert wären, ihm die Schuhriemen aufzulösen; die, so oft er es bedurfte, ihm öffentlich Zeugnis gaben. Sollten sie es nach seinem Tode nicht mehr tun? Wird und muss z.B. nicht alle Lästerer auf den Mund schlagen, was der berühmte und vortreffliche Bischof Sailer in seiner Pastoraltheologie II. Band, Seite 466, von Boos so schön sagt: „Ich kenne einen Geistlichen, der es dem Apostel Paulus abgelernt hat, Erde und Himmel mit neuen Kindern Gottes zu bevölkern. Seine Methode ist apostolisch etc.”
Derselbe erleuchtete und gelehrte Mann rühmt Boos, war ohne ihn zu nennen, in Winkelhofers Leben, Seite 99 - 107, wo er keinen Andern, als Boos meint. Das Sailerische Wort auf der Rückseite des Titelblattes dieses Buches mag auch Manchen veranlassen, dass er wenigstens nicht ungeprüft wegwirft, was er noch nicht kennt und dass er ohne Vorurteil liest, was ihm von einem so würdigen Manne als Gottes Sache so feierlich bezeugt wird.
Es ist die unverschämteste Lüge und Lästerung, wenn die Widersacher und Verfolgungslustige behaupten, Boos habe eine neue Lehre, eine Sekte bilden wollen. Er war es gerade, der in seiner Kirchenform nicht das Geringste änderte, vielweniger lag es ihm je im Sinne, von dem Wesen der Kirche abzuweichen; er, der unveränderlich bis zum letzten Hauche seines Lebens alle kirchliche Gebräuche streng beobachtete und daran fest hielt, ohne je das Mindeste zu verrücken. Er wies alle Zumutungen, seine Kirchenform zu verwechseln, schnell ab und missriet es auch Andern, wie seine eigenhändigen Briefe beweisen. In diesem Sinne verharrte er bis in seinen Tod, so sehr er von blinden Anhängern der Form und allen Ketzermachern bis an sein Ende verfolgt wurde. Seine Sache war nur die: er wollte in sich und Andern den toten Glauben an Christus erwecken und beleben, wollte den lebendigen Glauben an den lebendigen Christus überall voranstellen und ins Auge rücken, weil darin allein Heil ist; wollte die leere Form und den toten Buchstaben, an dem die Meisten hängen bleiben und sich damit selbst töten, durch den lebendig machenden Geist des Evangeliums beleben und in den Leichnam eine belebende Seele hauchen. Und der Herr hat sein lebendiges, unermüdetes Streben gesegnet. Er gab Wachstum und Gedeihen, wie er auch den Samen dazu gab; denn es war Sein Wort und Werk, wenn schon menschliche Schwachheiten darunter kamen, die Boos erkannte und bereute und kindlich vor Gott und seinen Brüdern beichtete. Schämt sich doch ein Apostel nicht, zu bekennen: wir fehlen Alle gar mannigfaltig. Jak.3,2.
„Ich kenne (schreibt sein, viele Jahre vertrautester Gewissensfreund), ich kenne keinen reineren und demütigeren Menschen, als den seligen Boos und ich kannte ihn durch und durch; er offenbarte sein Innerstes vor mir, wie vor Gott, mündlich und schriftlich, zwanzig Jahre lang und das in den größten Stürmen seines Lebens.“
Am lebendigsten und kräftigsten war sein Glaube allemal, wenn er im Feuer der Verfolgung stand und von allen Seiten durch Lästerungen, Drohungen, Inquisitionen, Einkerkerungen geübt und angefochten wurde; z.B. in den Jahren 1797 - 99 und 1810 - 16. Dies werden seine Briefe von diesen Jahren beweisen. In diesen Tagen sprach er oft: „Ich lasse mich lieber an den nächsten besten Baum aufhängen, ehe ich meinen Glauben verleugne.“ Wie eine Löwin, der man ihre Jungen entreißen will, war er, wenn man ihm seinen Glauben an Christus für und in uns angriff. „Wer mir meinen Glauben angreift," sprach er,„der greift mein Leben an."
Viele Geistliche und Laien, aus allen Ständen, verdanken nach Gott dem lieben Boos, seiner Predigt, seinen Leiden und Verfolgungen, ihr besseres Leben, ihr Licht, ihre Erkenntnis Jesu Christi und also wohl auch ihre ewige Seligkeit. Sie wurden durch den lebendig machenden Geist Christi, an den sie jetzt erst lebendig glauben lernten, ganz andere, gute, frohe, selige und in Liebe tätige Christen. Viele, die an Boos schrieben, bekannten diese ihre selige Veränderung, gewannen ihn lieb und waren bereit, Gut und Blut, Leib und Leben für Christus hinzugeben. Denn es ist ihnen durch die Predigt vom Glauben Gnade widerfahren, die sie vorher kaum dem Namen nach kannten. „Dafür gebe ich meinen Kopf,“ sagte der selige Siller in seinem Constitute zu Augsburg. Und so standen Alle wie Ein Mann in Christo.
Dies ist die Hauptsache, das Kleinod, das herausgehoben werden muss und nicht zertreten werden darf: Jesus Christus Alles und in Allen. Das muss bleiben. Alles Übrige gibt man gern preis. Wer aber davon abweicht, der lese sein Urteil 1.Tim. 6,3-5.
Würden alle Geistlichen darauf sehen und darüber halten, dann müsste es ganz anders stehen und ein anderes Leben geführt werden unter allen Christen. Aber da schon so Viele tot und blind am toten Buchstaben hängen, und man die Wenigen, die da sehen und leben, auch noch geistlich tot und blind machen will - da man alles Leben, das sich regt, gleich ersticken, alles Licht, das sich blicken lässt, gleich auslöschen will, so hat man den Gipfel des höchsten Elends erreicht. Wenn Gott nicht andere Wege hätte, auf welchen sie es nicht hindern können, oder wenn sie nicht immer einige Jahre zu spät kämen, wo der Herr schon zu weit vorgerückt ist, so würde wohl kein Licht und kein Leben im Lande sein.
Die Profanen mischen sich auch gern zu viel in die Sache. Ohne Gefühl für Christus und Religion zu haben, sehen sie nichts als Schwärmerei und wo auf Gottseligkeit und innere Religion gedrungen wird, ohne welche die äußere doch keinen Wert hat, finden sie nur Unsinn.
Dies sah Boos, dies rührte ihn, daß die Religion, wie sie gewöhnlich getrieben wird, so wenig Einfluss auf die Besserung des Herzens hatte. Der große Haufe lebt heidnisch bei einem christlich genannten Glauben. Das brachte ihn in Eifer, wie den Paulus zu Athen, daß er stark und derb predigte gegen das herrschende Verderben. Unter seinen Zuhörern waren nicht nur Unwissende und Gutmütige, mit denen er immer das größte Mitleiden hatte; es gab auch rohe, grobe und boshafte Menschen, die sich nicht bekehren wollen, die sich durch die derbe, aber wahrhafte Schilderung ihres Verderbens und ihrer Heuchelei beleidigt fanden, und sich an dem Prediger der beißenden Wahrheit zu rächen suchten; da Boos doch keine andere Absicht hatte, als, wie Christus, die Sünder zu suchen und durch lebendigen Glauben an Christus selig zu machen. Dafür hing Christus am Kreuze und Boos, wie jeder Prediger des Gekreuzigten, wurde mit Ihm gekreuzigt. Er verließ öfters Alles um Christi willen, kam in die elendesten Umstände und folgte seinem Meister auf dem rauesten Wege. Dadurch erlangte er große Einsicht und tiefe Blicke in das Geheimnis der Erlösung und des Kreuzes Christi. Allein dieses war, wie einst, so auch jetzt, den Meisten verborgen - war ihnen Torheit oder Ärgernis. Sie verstanden nicht, oder Missverstanden, was er predigte, sonst hätten sie ihn nicht gelästert, nicht verfolgt; sondern sich selig geglaubt und angebetet die ewige Liebe, die in Christo war und die Welt mit sich selbst versöhnte. 2.Kor. 5,19.
Übrigens will man mit der Herausgabe dieser Geschichte weder seine Richter richten, noch ihn an seinen Verfolgern rächen. Nein, keineswegs! denn sie haben ihre Schuldigkeit getan und nach ihrer Art Gott und der guten Sache gedient. Eben so wenig will man dadurch seinen Namen erheben; nein, die Absicht dabei ist ganz allein, den Namen und die Sache des Herrn bekannt zu machen und zu verherrlichen.
Diese Absicht kannst selbst du, verewigter, unvergesslicher Freund! uns nicht verargen; denn die Gnade des Herrn, die du in deinem Leben verkündiget hast, soll auch nach deinem Hinscheiden in das Land der lautern Wahrheit gepriesen werden. Der Schall deiner Predigt vom allein selig machenden Glauben und der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, soll auch jetzt noch forttönen. Du warst in deinen letzten Lebensjahren höchst unzufrieden mit dir selbst, daß du nicht mehr, wie in früheren Jahren, mit solchem Segen und Erfolg das Evangelium Gottes bezeugen konntest. Darum darfst du nicht zürnen, wenn deine Freunde, durch Herausgabe deiner schriftlichen Zeugnisse, die du in ihre Hände niedergelegt hast, nach deinem Heimgange dich noch einmal öffentlich auftreten und predigen lassen. Denn nun kannst du nicht mehr darüber inquiriert, inkarkeriert und exiliert werden; nun erreicht dich keines Verfolgers Hand mehr. Und was du auf das Papier schriebst, hast du ja doch nicht bloß für das Papier, sondern zum Zeugnisse für die Nachwelt geschrieben, dass sie glaube an Jesum und durch den Glauben das Leben habe in seinem Namen. Joh. 20,31. Haben deine Worte, so lange du sie selbst aussprachst oder schriebst, so vielen Blinden die Augen geöffnet und sie von der Finsternis zum Lichte, von dem Tode zum Leben erweckt, sollten deine kräftigen Zeugnisse und dein Glaube, den du bis in den Tod bekannt und festgehalten hast, mit dir begraben werden? Nein, du sollst fortleben. Nun soll der Sauerteig des Himmelreichs, den du unter drei Scheffel Mehl, in Bayern, Österreich und am Rhein, gebracht hast, sich immer mehr ausbreiten und fortwirken. Du sollst fortleben unter uns, gewiss nicht zum Nachtheile deiner eignen Ruhe und Seligkeit, sondern zur Vermehrung und Erhöhung deiner Freude und Herrlichkeit im Anschauen der ewigen Wahrheit und Liebe. Oder wird es dich nicht mit dem ganzen Himmel, mit allen Engeln des Herrn freuen, wenn nur Eine Seele, nur Ein Sünder und Blinder durch deine hinterlassenen Zeugnisse noch erleuchtet, erweckt und für Christus gewonnen wird? Und sollten wir uns nicht viel mehr versprechen dürfen? Deine Worte sind nie leer zurückgekommen, sie haben allezeit wie ein Widerhaken gehaftet und ausgerichtet, wozu sie der Herr durch deinen Mund oder deine Feder gesendet hat. Sie haben wie Feuerflammen in Stroh gezündet. Darum kannst und darfst du es nicht wehren, wenn man dich noch einmal auf die Kanzel stellt - auf eine Kanzel, auf der du ganz Deutschland, Freunde und Feinde, noch einmal anpredigen, auffordern und erwecken kannst, dass sie bedenken, was zu ihrem Frieden dient.
Diese Absicht hat die Herausgabe deiner Geschichte, keine andere. Nicht dich, nicht deinen Namen und Ruhm - du suchtest hier keinen - sondern deinen Glauben, deinen Christus, den du gepredigt, und das Heil in Ihm, soll sie darstellen und bezeugen. Du bedarfst unserer Buchstaben nicht mehr, aber die Welt bedarf immer mehr des lebendigen Zeugnisses von Christo.
Möge dir also die Bekanntmachung deiner Geschichte noch viel mehr Seelen in die selige Ewigkeit nachschicken, als dir schon dahin vorangelaufen sind, Seelen, die durch deine hinterlassenen Worte und Zeugnisse zur Erkenntnis und zum Leben Gottes in Christo erweckt werden, die dich einst dort aufsuchen und mit dir anbeten werden das Lamm, das geschlachtet ist für unsere und aller Welt Sünde. Wie wird dich dieses freuen! Wie Jeden, der etwas dazu beigetragen hat!
Mit dieser Selbstbiographie ist eine wesentlich dazu gehörende Sammlung seiner Briefe verbunden und zwar derselben in chronologischer Ordnung und in denselben Abteilungen beigefügt worden, damit bei jedem Abschnitte der Biographie die gleichzeitigen Briefe dazu gelesen werden können.
Endlich dürfte auch noch, so Gott will, wenigstens Ein Band seiner Predigten erscheinen, wozu es an Vorrat nicht fehlt.
Der Herr, der starb, damit alle Welt leben soll, sei mit allen Lesern. Amen!
L., den 8. Mai 1826
Der Herausgeber.