Читать книгу Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph. - Johannes Gossner - Страница 7
Wie wurde Boos zum Leben des Glaubens erweckt?
ОглавлениеWie wurde Boos zum Leben des Glaubens erweckt?
Diese Frage beantwortet er uns selbst in mehreren Briefen an Freunde. Den 17. Dezember 1811 schrieb er an einen Freund: „Du nennest mich einen langsamen Märtyrer," Bene dicis; sum etenim (Du hast recht, ich bin’s.) In meiner Jugend marterten mich meine Sünden, für die ich lange keinen Heiland wusste und kannte, als mich selber. Als ich späterhin einen Heiland für meine Sünden und für mein Inneres gefunden und erglaubt hatte, so marterten mich die Konsistorien und der plebs judaizantium [Judaisierender Mob = zum Judentum bekehrender], wollten mir meinen Glauben und meinen Erlöser abschrecken, abdisputieren, abexulieren [in der Verbannung leben] etc. und diese Tragödie geht fort bis auf den heutigen Tag. Dazu kommt noch die Hölle und mein eignes böses, trotziges, blödes, erschrockenes und verzagtes Herz. Ein Wunder ist’s, dass ich noch lebe, ich fühle mich erschrecklich alt, ob ich schon erst 50 Jahre zähle. Ich habe mir (ein Tor redet) entsetzlich viel Mühe gegeben, recht fromm zu leben, z.B., ich lag Jahre lang selbst zur Winterszeit auf dem kalten Boden und ließ das Nett neben mir stehen, ich geißelte mich bis auf’s Blut, und krönte meinen Leib mit Cilicien; ich litt Hunger und gab mein Brot den Armen, jede müßige Stunde brachte ich in der Kirche und Domgruft zu, ich beichtete und kommunizierte fast alle acht Tage. Kurz ich war so fromm, dass mich die Exjesuiten und Studenten in Augsburg einstimmig zum Präfekt der Ordensgemeinschaft erwählten; ich wollte par force ex bonis operibus, et ex bonis moribus meis [Aus meinen guten Werken und guten Sitten - nicht aus dem Glauben leben] leben. Aber ja wohl leben! Der Herr Präfekt fiel bei aller Heiligkeit immer tiefer in die Selbstsucht hinein, war immer traurig, ängstlich, kopfhängend. Der Heilige schrie immer in seinem Herzen: „Infelix ego homo! Quis me liberabit?" (Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich erlösen? Röm. 7.) und kein Mensch antwortete ihm: „Gratia D. N. I. Ch.“(Die Gnade Gottes durch Jesum Christum.) Kein Mensch gab dem Patienten das Kräutlein ein: „justus ex fide fivit“ (der Gerechte lebt aus dem Glauben) und als es mir einmal eingegeben ward, und ich mich besser befand, kam die ganze Welt mit all ihrer Gelehrsamkeit und hohem geistlichem Ansehen daher, und wollte mir weiß machen, ich hätte Gift gegessen, Gift gespieen und Alles vergiftet, man müsse mich henken, ertränken, einmauern, verbrennen, davon jagen etc. Ich weiß keinen blödern und furchtsamern Menschen als mich, und doch bin ich Hasenfuß der Welt fürchterlich und widerlich; ich wäre erstaunlich gern still, unbekannt und unberühmt; aber es hilft nichts, ich bin im Orient [Österreich] und Okzident [Abendland = Bayern] berühmter, als Sch.ch... Sieh, das ist circa mein Lebenslauf; wenn ich einmal tot bin, so sag’ der Welt: ich lasse sie grüßen und ich hab’ ihr weiter kein andres Kräutlein eingeben wollen, als dieses: dass der Gerechte aus dem Glauben lebe; das habe mir und Andern geholfen; dass sie aber kein Vertrauen zu mir und zu meiner Medizin gehabt habe, dafür könne ich nicht. Den Glauben, dass man durch sich selbst gerecht und selig werde, hätt ich so lang probiert, als sie, ich hätte aber später in einer alten Schrift gefunden, dass wir um Christi willen, ohne dass wirs verdient, aus Gnaden gerecht und selig werden, und in diesem Glauben sei ich auch gestorben. Wenn ihr aber diese Brücke nicht anstehe, so könne sie mit eigenen Füßen durchs Weltmeer waten, und zusehen, ob sie nicht ertrinke. So, dies sagst du der Welt nach meinem Tode.“
Also ist es oder war es sein Wille, dass seine Predigt vom Glauben, die sein ganzes Leben umfasst, öffentlich der Welt nach seinem Tode dargestellt werde. Hier ist sie - die Welt mag nun damit tun, was sie will.