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Kapitel 9

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Gott, er konnte es kaum fassen. So unprofessionell war er ja noch nie in seiner ganzen Laufbahn gewesen. Noch nie. Und weswegen? Wegen ihr? Wegen einer Frau, die er zuvor nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte, die er nicht kannte, die nicht mehr als eine Zeugin wie tausend andere war?

Verdammt.

Er wischte sich übers Gesicht, als er an der roten Ampel warten musste, an der Kreuzung kurz vor dem Kommissariat. Ruby Cavillo war seine letzte Zeugin für den heutigen Tag. Er war chronologisch seinen Teil der Liste durchgegangen. Jetzt war er auf dem Weg, um die neu erworbenen Informationen mit seiner Partnerin Brigitte zu besprechen.

Er durfte gar nicht darüber nachdenken was sie ihm erzählt hätte, wenn sie seine gerade vergangene Aktion mitbekommen hätte. Entweder wäre er als schwanzgesteuertes Arschloch bezeichnet worden oder als völliger Dummkopf. Wahrscheinlich war er beides. Dieses ganze Hin und Her war nur aufgrund seiner Nervosität gewachsen, die er normalerweise immer unter Kontrolle hatte. Aber Ruby Cavillo, die letzte auf der Liste, die letzte der Mitglieder, hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Einfach so. Das konnte doch nicht sein, dachte er, aber es war so. Da konnte er froh sein, dass er zumindest noch einige sinnvolle Fragen gestellt hatte.

Oder er übertrieb gerade in diesem Augenblick schon wieder.

Hoffentlich, das schwor er in dem Moment, als er auf den Parkplatz fuhr, hoffentlich würde er Ruby Cavillo in diesem Fall nicht noch einmal brauchen. Wenn doch würde er Brigitte besser mitnehmen, keine Frage.

Das Ende des Gesprächs war auch überraschend gewesen, generell die Reaktion von der Spanierin, dachte er schon wieder über sie nach, als er sich einen Weg durch das Kommissariat zu den Fahrstühlen bahnte. Nicht nur, dass sie beinahe gefasster als all ihre Kameraden war, sie war auch angriffslustiger, so wie er sie von Anfang an gesehen hatte. Interessierter. Gerissener. Sie war nicht eine seiner Optionen, die nur er steuern konnte, sondern sie spielte selbst mit. Das bewiesen die Fragen am Ende. Alle anderen standen in der Haustür und haben seine Karten entgegengenommen, schweigend, leicht zitternd, wütend, wie auch immer, sie hat Fragen gestellt. Zwar nur ein paar, aber er wusste, es würde sie nicht loslassen.

Sie hatte Potenzial.

Scheiße, brummte er sich selber an und ermahnte sich aufzuhören über diese Frau nachzudenken. Sie war eine von Wenigen aber sicher nicht die Einzige. Jeder der einigermaßen intelligent war, fing irgendwann an Fragen zu stellen.

Er konnte nur hoffen, dass sie seine letzte ihm herausgerutschte Warnung nicht durchschaute.

Vor sich hin murmelnd ging er zu seinem und dem Schreibtisch seiner Partnerin herüber, die bereits dort war. „Was Spannendes rausbekommen?“ Fragte sie direkt, ohne vom Computer aufzuschauen.

„Nicht wirklich. Mia-Sophie, eine ganz normale, nette Frau ohne Feinde, mit beiden Beinen im Leben. Keine Auffälligkeiten. Einige glauben sogar sie noch gestern gesehen zu haben. Das Projekt völlig sozial; es ist geradezu anmaßend nach Schwächen zu fragen.“

„Genau wie bei mir. Ein ‚Young Adult’…“ sie betonte diese Bezeichnung extra stark, „…hat mir sogar gedroht, weil ich es gewagt habe die Justiz zu verteidigen in den Fällen der armen, seelenlosen Kinder.“ Er verzog die Lippen ein wenig, weil er an die Worte von Ruby dachte, die ihm noch im Kopf schwirrten. Vielleicht, weil er sie als letztes vernommen hatte, vielleicht aber auch, weil sie die meiste Wirkung auf ihn gehabt hatte.

„Damit sind wir auch nicht weitergekommen.“

„Nicht ganz. Was mir aufgefallen ist, ist, dass keiner ohne eine direkte Verweisung auf Charlotte über sie gesprochen hat.“

„Das ist wunderlich.“

„Wir sollten mal in geraumer Zeit mit der Kleinen reden.“

„Ist wohl das Beste, sie war die längste Zeit mit ihr zusammen, wer sollte sonst etwas wissen.“ Ihr Handy klingelte und sie nahm ab. „Köhler.“ Meldete sie sich, gab noch ein kurzes Ja ab und legte dann wieder auf.

„Wir sollen zur Spurensicherung kommen, unser lieber Freund William hat sich die Mühe gemacht und unsere Leiche genauer untersucht. Vielleicht kriegen wir da mehr Ansätze.“

„Ich hoffe es doch, ich will den kranken Mörder dieser Mia-Sophie.“

„Wer will das nicht.“

Menschlich

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