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Kapitel 22

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Joana hatte einen leichten Schlaf.

Einen sehr Leichten. Deswegen schreckte sie auch sofort aus ihren Träumen auf und saß stockgerade in ihrem Bett.

Etwas hatte geknackt!

Mit weit aufgerissenen Augen suchte sie ihr dunkles Zimmer ab, konnte aber nichts entdeckten. Leicht hysterisch kicherte sie über sich selber. „Hier ist niemand, Joana. Reg dich ab.“

Sie schwitzte, allein schon, weil diese Nacht extrem schwül war. Ihre dünne Decke hatte sie bei ihren nächtlichen Kämpfen, aufgrund der starken Alpträume, die sie die letzten Wochen über plagten, schon längst weggeschlagen. Der Druck machte sie fertig.

Schnell knipste sie ihre Nachttischlampe an, sodass ihr Schlafzimmer endlich mit heilendem Licht erfüllt wurde. Auf der Stelle fühlte sie sich sicherer, weswegen sie aus dem Bett stieg, um das Fenster zu schließen.

An Schlaf war nicht mehr zu denken. Da wollte sie die restliche Nacht lieber mit Arbeit verbringen.

Arbeit, ging es ihr durch den Kopf. Sie fragte sich schon seit Wochen, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Polizistin zu werden und ihr Leben dem Schichtdienst, den Hundertschaften und dem Stress zu widmen. Hatten nicht ab da an diese durch Hektik und Stress ausgelösten Alpträume begonnen?

Ach sie wusste es nicht mehr. Außerdem war sie nie jemand, der wegen solcher Kleinigkeiten sofort aufgab. Sie wusste von Anfang an, dass dieser Beruf nicht einfach war, genauso wie die späteren Tätigkeiten, die noch auf sie zukommen würden. Das wollte sie so.

Nachdem sie das Fenster geschlossen hatte, durch das sowieso nur die warme Nachtluft floss, ließ sie sich schwerfällig auf ihren Schreibtischstuhl fallen. Der Schlafmangel zog ziemliche Kopfschmerzen und Erschöpfung nach sich, so gesehen war das plötzliche Erwachen von gerade eben vergessen; auch der Grund, sowie die instinktiven ersten Vermutungen.

Zwar öffnete sie ihren Laptop und schaltete ihn auch ein, aber anstatt ihr Passwort einzugeben stützte sie sich mit ihrem Kinn auf der Hand ab und schloss die Augen. Mit tiefen Ein und Ausatmen schaffte sie es letztendlich sogar beruhigt ihrem Herzschlag zu lauschen. So leise war es, so still, sodass nur das Zirpen der Grillen zu hören gewesen wäre.

Klack!

Unvorhergesehen war wieder das Geräusch zu hören, das sie geweckt hatte. Abrupt schlug ihr Herz zehnmal schneller, als noch vor wenigen Sekunden.

Tack! Tack! Tack!

Joana wollte nach Luft schnappen, so heftig war der Schreck, andererseits wollte sie so leise wie möglich atmen, um sich zu vergewissern, was es mit diesen Geräuschen auf sich hatte. Was machte sie sich eigentlich vor? Das waren Schritte! Gottverdammte Schritte! Irgendwer schlich durch ihr Haus. Instinktiv, geleitet durch, die vom ausströmenden Adrenalin, betäubte Furcht, griff sie nach der erst besten Waffe, die sie fand. Ein Brieföffner, den sie starr umklammerte. Scheiße, scheiße, scheiße, da hatte man eine Dienstwaffe, aber diese war gesichert und somit unbrauchbar auf der Wache.

Danach, während sie sich innerlich Mut zu sprach, sich beflügelte, sich selbst einredete sie sei doch nicht bei Sinnen, hin und her dachte, grapschte sie nach ihrem Handy, um dann direkt die kleine Lampe wieder auszuschalten.

Ihre Waffe fest umklammert versteckte sie sich hinter der Zimmertür. Das Überraschungsmoment war ihre einzige Möglichkeit.

Knarrz!

All ihre Muskeln spannten sich an. Das war die knarrende letzte Treppenstufe! Sie hielt die Luft an. Die Nerven bis zum Reißen angespannt. Fürchterliche Panik umhüllte sie, benebelte ihren Verstand, ließ ihre Kräfte einfach verpuffen. Sie war ein Wrack! Naiv, schwächlich und bekam nun die dafür vorgesehene Strafe. Sie wollte andere beschützen? Wie, wenn sie sich nicht einmal selber schützen konnte!

Sie betete. Sie betete um ihr Leben. Um Hilfe, dass ihr Hirn ihr anderes bot, als Vorwürfe gegen sich selber. Schöpfe Lebendigkeit, Kampfbereitschaft, Mut, überspringe deinen beschissenen Schatten, Joana! Das half zumindest ihrem Geiste. Aber auch gegenüber dem Individuum, dass sich gerade an der Zimmertür zu schaffen machte?

Es war nicht mehr zu leugnen! Keineswegs. Da war jemand! Aber wie? Warum?

Es traf sie wie ein Schlag; sie war so idiotisch gewesen die Hintertür nicht abzuschließen.

Keine Zeit für Selbstmitleid, Eingeständnis der eigenen – hier wohl grausigen – Dummheit.

Schhh!

Die Tür glitt auf. Die Schritte waren jetzt deutlich an den leichten Vibrationen zu spüren. Sie spannte alle Muskeln an. Machte sich bereit zum Angriff. Spitzte den Brieföffner. Hielt die Luft an. Sie fixierte die langsam schwingende Tür.

Nur noch ein paar Augenblicke abwarten, dann würde sie diesen Wichser niederstrecken.

Sie hatte den Mumm dazu!

Das wäre doch gelacht. Sie war Polizistin. Furchtlos!

Unverhofft wurde die Tür mit einer enormen Wucht aufgestoßen. Joana bekam die Holztür mit der gesamten Schwungkraft gegen den Kopf. Der Schmerz schoss ihr wie ein Blitz durch den Schädel, ihren Nacken, die Wirbelsäule herunter. Rasend schnell folgten die Aussetzer, aber sie konnte sich noch mal fangen. Sie taumelte zurück, gegen ihren Kleiderschrank, der polterte. Nur vage konnte sie die Person in der Dunkelheit ausfindig machen.

Sie war vollkommen in Schwarz gekleidet, schien aber keine bedrohlichen Waffen in der Hand zu haben. Das war ihre Chance. Noch benommen biss sie abermals die Zähne zusammen und attackierte den Angreifer. Dazu kam es nicht.

Sie schaffte es nicht einmal bis auf einen Meter heran. Vorher hörte sie nur ein Rauschen hinter ihrem Kopf. Darauf folgte ein dumpfer Aufschlag. Dann nur noch schwarz, nichts.

„Wollen wir mal sehen, ob sie das Zeug zum perfekten Anschauungsobjekt hat. Die harte Polizistin.“

„Was ist, wenn sie das fehlerlose Experiment abgibt?“

„Ach, was glaubst du?“

„Ich…ich weiß nicht.“

„Nun alle Forschungsergebnisse müssen mehrmals bestätigt werden. Nicht wahr?“

„Aber, das…es.“

„Ruhe. Wir müssen verschwinden. Los weg hier.“

Menschlich

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