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Kapitel 15

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Die gerade mal vierzehn Jahre alte Charlotte Langen wohnte in dem wohl edelsten Stadtviertel der Stadt. Das Haus, vor dem Jonas und Brigitte nun standen, war offensichtlich so unerschwinglich für sie, dass sie nicht einmal mit dem Gedanken spielten, jemals ein solches Haus zu besitzen. Und dieses Gefühl hatte Jonas sogar noch beim zweiten Mal.

„Ich bin eindeutig in der falschen Familie aufgewachsen und habe den falschen Beruf gewählt.“ Sagte er dementsprechend baff, während sie den recht langen Weg zur Haustür erklommen.

„Nein, falsch, Jonas, wir arbeiten einfach nur auf ehrliche Art und Weise.“

„Keine Vorurteile, Köhler.“

„Mein Gott, ihr Vater ist Banker, das sind alles falsche Schlangen.“

„Wie gesagt, der falsche Job.“ Während er sein unverkennbares Grinsen auflegte, strafte sie ihn nur mit einem grimmigen Blick. Ohne ihn weiter zu beachten klingelte sie dann und fragte sich im Innern, weswegen das Mädchen, was augenscheinlich alles hatte, bei einem noch mickrigen Projekt wie den ‚Young Adults’ Hilfe suchte. Sie rechnete fest damit, dass die Eltern der Kleinen gefühlskalte Workaholics waren, die irgendwann auf dem Weg zu Arbeit vergessen hatten, dass sie ein Kind gezeugt haben. Dafür waren schließlich die bezahlten Gefährten zuständig, Hauspersonal, das sich um alles kümmerte. Mit dem tagtäglich, mindestens zweiundzwanzig Stunden am Tag, verdienten Geld konnte man bekanntlich alles regeln. Und wenn dann doch mal aus unbestimmten Gründen etwas Freizeit auftauchte, dann wurde das Kind nicht in den ausschweifenden Fünf-Sterne-Urlaub integriert.

Schlichtweg musste Charlotte von Langen ein Kind sein, das einen Ersatz für die Eltern brauchte.

Recht schnell öffnete eine klischeehaft gekleidete Hausdame die Tür, mit einem fälschlich aufgesetzten Lächeln. „Was kann ich für die Herrschaften tun?“

Wie altmodisch, dachte sich Brigitte und zeigte der noch recht jungen Frau ihren Ausweis. „Ich bin Kommissarin Brigitte Köhler, das ist Kommissar Drewes. Kriminalpolizei. Wir würden gerne mit Charlotte sprechen.“

Zweifelnd starrte die Angestellte auf die Uhr, was Brigitte sofort durchschaute. „Es tut uns sehr leid, dass wir so früh am Morgen erschienen sind. Dennoch ist es wichtig. Sie wissen mit Sicherheit weswegen wir hier sind?“ Leicht durcheinander sah sie zwischen den beiden Kommissaren hin und her und unternahm nichts, als sie sich beide an ihr vorbei ins Haus drängten. Stattdessen schloss sie hinter ihnen die mächtige Tür.

„Ich gehe doch davon aus, dass Charlotte hier ist, oder?“

Frau Bielacki, wie sie dem Namensschild entnahm, nickte verlegen. „Fräulein Langen ist zuhause. Jedoch hat sie nicht viel Zeit und muss gleich zur Schule.“

Instinktiv kam Kommissarin Köhler eine Frage in den Sinn, die sie auch sofort aussprechen musste. „Die Langens sind doch vom guten Stande, wenn ich mich nicht irre, richtig?“

„Natürlich.“

„Warum schicken sie ihre einzige Tochter dann auf eine öffentliche Schule und nicht auf eine viel teurere Privatschule? Oder warum bekommt Charlotte kein Privatunterricht hier im Herrenhaus?“

Die vielleicht gerade mal vierundzwanzig Jährige Frau Bielacki blinzelte ein paar Mal, woraus Brigitte nur zu gut erkennen konnte, dass dieses ganze obsolete Getue nur eine Schau war. „Nach meinem Wissen war es die Entscheidung von Fräulein Langen.“

„Das müssen Sie mir genauer erklären.“

„Herr und Frau Langen waren zwar nicht begeistert, aber nachdem ihr Töchterlein das zwölfte Lebensjahr vollendet hatte, hatte sie sich strick geweigert weiterhin von ihrem Privatlehrer Herrn Nolan unterrichtet zu werden. Es war ihr Wunsch unbedingt auf eine öffentliche Schule gehen zu dürfen. Und da Herr Langen seiner lieben Tochter kaum etwas ausschlagen kann, hat er es ihr erlaubt.“

„Hat das Ehepaar denn keine Angst davor, dass die Bildung ihrer Tochter darunter leidet?“

Die Angestellte zögerte nicht eine Sekunde, bemerkte danach aber direkt ihren Fehler, denn sie platzte heraus. „Die Langens sind kein Ehepaar mehr, sie sind geschieden. Sie leben nur noch zusammen.“

Braves Plappermaul, dachte sich Brigitte innerlich schmunzelnd. „Oh, in Ordnung. Also ist es Herrn Langen nicht so wichtig, wie seine Tochter gebildet ist?“

Anscheinend roch Frau Bielacki langsam den Braten, da sie unvermittelt die Arme verschränkte und nur noch erwiderte. „Sie finden Fräulein Langen in ihrem Zimmer im zweiten Obergeschoss. Beeilen Sie sich, der Chauffeur wird sie schon bald abholen.“

„Im zweiten Obergeschoss, wo genau?“ Fragte Brigitte so gespielt freundlich wie sie konnte und machte sich nichts daraus, als sie die Wegbeschreibung jetzt mit einem erzürnten Hinterton zu hören bekam.

Sie bedankten sich und machten sich auf dem Weg die edlen Treppen, allesamt mit Teppich bedeckt, die Geländer aus Holz, welches beide Kommissare wohl noch nie als einen Baum in freier Natur gesehen hatten und zudem mit hochwertigen Schnitzereien verziert, hochzusteigen zum Zimmer des Mädchens.

„Und die hat dich hier nicht rein gelassen?“ Quetschte sie ihren Partner auf diesem doch recht langen Weg, in dieser doch recht großen Villa, aus.

„Sie hat mich mit dem Argument abgeschmettert, dass es an einem Sonntagnachmittag, an dem adlige Familien ihre Teatime abhalten, sehr unhöflich ist nach ihrer Gesellschaft zu bitten.“

„Weichei. Ich wette mir dir, so adelig, wie die sich hier vorstellen, sind sie nicht einmal ansatzweise.“

„Was hätte ich denn darauf antworten sollen?“

„Zu viele dir nicht geläufige Worte, was?“

„Ach, halt doch die Klappe, Köhler.“

Brigitte lachte und da sie vor dem Zimmer angekommen waren, entgegnete sie lediglich noch. „Ich wette mir dir die edlen Herrschaften waren nicht einmal hier, aber jetzt sind wir ja drin.“

Sie waren nicht nur im Haus der Langens, sondern standen nun vor der Zimmertür von Charlotte, die sich extrem vom ganzen Haus unterschied. An der dunklen Holztür, mit dem Türgriff um den ein Schild ‚Nicht stören’, wie man sie im Hotel fand, hing, haftete ein plakatives Warnzeichen, dass das Eintreten ein Fehler sein könnte. Zudem klebte mit bunten Buchstaben Charlottes Name auf dem oberen Drittel, darum viele kleine Sterne.

Der Kontrast war einfach, dass allein schon an der Zimmertür so viel Krimskrams zu finden war, wie im gesamten restlichen Haus nicht. Unaufgeräumt, kindlich; offensichtlich rebellierte das einzige Kind gegen peniblen, gesitteten Hausstand, der hier normalerweise herrschen sollte. Brigitte klopfte an die Tür, auch wenn die Schilder es ihr verboten. „Charlotte, hier ist Kommissarin Brigitte Köhler. Ich bin gekommen um mit dir über Mia-Sophie zu sprechen. Darf ich reinkommen?“

Zuerst war nichts aus dem Inneren des Zimmers zu hören, erst nach einigen Augenblicken waren Schritte zu hören, worauf Brigitte Jonas zunickte. Er wusste genau was das zu bedeuten hatte, er sollte sich dezent zurückhalten. Damit hatte er kein Problem, denn meistens redeten Kinder lieber mit Brigitte.

Ganz unwillkürlich wunderte er sich, warum seine Partnerin selber nie den Weg eingeschlagen hatte eine eigene Familie zu gründen. Zugegeben sie waren erst seit fünf Monaten Partner, aber alles was er in dieser Zeit aufgeschnappt hatte, zeugte davon, dass Brigitte Köhler nie einen langwierigen Lebenspartner gehabt hatte oder je an Kinder einen Gedanken verschwendet hatte. Irgendwie schade, dachte er, seiner Meinung nach wäre sie eine gute Mutter gewesen.

Ein recht zierliches Mädchen, mit misstrauischen Augen und deutlichen Augenringen darunter, machte die Tür einen Spalt breit auf. „Was wollen Sie denn wissen?“

„Es sind nur ein paar Fragen. Du könntest uns helfen den Mord an Mia aufzuklären.“ Die Vierzehnjährige sah kurz zur Seite weg, öffnete danach jedoch ganz die Tür.

„Kommen Sie rein.“ Obwohl Charlotte erst vierzehn Jahre alt war, hatte sie schon eine beträchtliche Größe erreicht für ihr Alter; mindestens einen Meter fünfundsiebzig. Sie hatte die langen, blonden Haare ihrer Mutter, über die sich die beiden bereits etwas informiert hatten, geerbt, die sie an diesem Morgen zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hat. Das Mädchen drehte sich zu ihnen um und deutete dabei auf die riesige Couch, die so ausgestellt war, sodass der Sitzende mitten in die aufgehende Sonne sehen konnte. So ein Anblick, von diesem kleinen Hügel, auf dem das Haus stand, war wahrhaftig beeindruckend. Nur leider ein kurzer Augenblick, denn zumindest Brigitte konzentrierte sich rasch wieder auf das Kind, dass überhaupt nicht wie ein kleines Mädchen wirkte. Ihr Blick durchbohrte sie regelrecht, nachdem sie sich auf den dazugehörigen Sessel gesetzt hatte.

„Wie geht es dir Charlotte?“ Inzwischen hatte Charlotte noch die Arme verschränkt und die in ein paar Jahren sicherlich meterlangen Beine übergeschlagen. Ihre Kiefermuskeln arbeiteten ununterbrochen und Brigitte suchte verzweifelt momentane Anzeichen von Traurigkeit.

„Ich weiß es selber nicht wirklich.“ Glücklicherweise stellte Brigitte nun fest, dass es in den Augen der Kleinen schimmerte.

„Es tut uns sehr leid, was mit Mia-Sophie geschehen ist.“

„Wie kann ich Ihnen helfen, Frau Köhler?“ Brachte das Mädchen, was auf Brigitte einen immer größeren viel zu erwachsenen Eindruck machte, das Gespräch auf den Punkt. Verdammt das irritierte sie ungemein. „Seit wann war Mia-Sophie deine…äh ‚Schwester’?“

„Vor sechs Wochen habe ich mich bei dem Projekt angemeldet. Von da an haben wir uns einfach super verstanden.“

„Wie kam es dazu, dass du dich Hilfe suchend an das Projekt gewandt hast?“ Scharf musterte Charlotte erst Jonas, der angeblich beiläufig umherlief, erst dann antwortete sie, immer noch mit fester Stimme. „Ich hatte mir davon erhofft, dass ich dort jemanden treffe, der mich so nimmt wie ich bin. Wissen Sie, meine Eltern wollen, dass ich die feine Anstandstochter abgebe, die überall den Engel spielt. Die bin ich aber keineswegs, eher die Rebellin, wenn auch noch nicht völlig ausgereift. Meine Mitschüler wiederum verurteilen mich, weil ich reich bin und wollen erst gar nicht herausfinden, ob ich vielleicht doch nicht die arrogante Millionärstochter bin. Außer natürlich die, die sich erhoffen für sich selber Vorteile zu bekommen. Und die Leute, die Geld bekommen um so zu tun als ob sie meine Freunde wären, habe ich schon längst in die Wüste geschickt. Der Grund also? Ich wollte dieser stinkenden Einsamkeit entfliehen.“

Sie hatte keine Ahnung auf welchem Niveau dieses Mädchen war und wüsste sie nicht, dass sie freilich, ja, erst vierzehn Jahre alt war, dann würde Brigitte sie auf mindestens siebzehn schätzen. Allem Anschein nach hatte sie sich schon so sehr gegen all das angekämpft, dass ihr Individualbewusstsein enorm war. Schockierend wie auch phänomenal.

Reiß dich zusammen, Brigitte!

„Wussten deine Eltern, dass du dich dort angemeldet hast?“

„Nein, sie haben Mia-Sophie auch nie kennen gelernt. Wie auch.“

„Was meinst du mit ‚wie auch’?“

Der Blick der Schülerin sagte alles, aber dennoch untermauerte sie es noch. „Mein Vater hat sehr viel im Ausland zu tun und meine Mutter ist den lieben langen Tag beschäftigt, womit auch immer. Sie haben kaum Zeit für mich, dann werden sie wohl sicher keine Zeit finden jemanden mit ihrer Anwesenheit zu ehren, den sich ihr Kind mal höchstpersönlich ausgesucht hat.“

„Wären deine Eltern denn damit einverstanden gewesen?“

„Ich denke nicht, nein. Meinem Vater hätte ich es vielleicht noch erklären können, meine Mutter hätte es mir verboten.“

„Warum? Schließlich hat sie dich auch auf eine öffentliche Schule gelassen.“

Die Augen des Mädchens zogen sich zusammen, als ob sie sich direkt fragte, woher Brigitte das wusste. „Richtig, aber sie hat sich heute noch nicht damit abgefunden.“

„Also trifft dein Vater die wichtigen Entscheidungen?“

„Keineswegs.“ Ein grimmiges Lächeln trat auf die Lippen von Charlotte. „Sie kennen doch mit Sicherheit die Waffen der Frau, mit der sie einen Mann leicht kontrollieren kann. Meine Mutter muss es dabei irgendwann zur Perfektion gebracht haben.“

„Du scheinst dieses Verhalten nicht gutzuheißen.“

„Meine Mutter ist meine Mutter, Frau Köhler.“ Das führte nicht zu viel, dachte sich Jonas, der sich die ganze Zeit über das riesige Zimmer von Charlotte von Langen angesehen hatte. Dabei hatte er kaum persönliche Habseligkeiten gefunden, nur einige Bilder, die auf ihn aber irgendwie gestellt wirkten. Sie zeigten das Mädchen an vielen Orten der Welt, in vielen verschiedenen Situationen und bei verschiedenen Tätigkeiten. Aber was er nie auf den Bildern gesehen hatte, war, dass sie mit ihren Eltern zusammen abgelichtet worden war. Höchstens mit einem Elternteil. Ansonsten bestand das Zimmer aus all den Dingen wie es auch in anderen Teenagerzimmern zu finden war, eben nur in teurerer und größerer Ausgabe.

„Warum leben deine Eltern noch zusammen, wenn sie schon längst geschieden sind?“ Kam seine Kollegin ihm doch noch zuvor. Und diesmal runzelte die Schülerin extrem die Stirn.

„Woher wissen Sie das?“

„Die Hausdame, Frau Bielacki.“

„Gott, sie ist so dämlich. Aber ja es stimmt, sie sind geschieden. Trotzdem können sie nicht ohne einander, und möglicherweise haben sie doch etwas für mich übrig und machen das, weil sie mich nicht verletzen wollen. Ich habe ihnen schon öfter gesagt, dass sie das nicht brauchen, aber anscheinend können sie einfach nicht ohne einander, wenn Sie verstehen was ich meine.“ In sexueller Hinsicht, klar, dachte sich Jonas, der sich hinter seine Partnerin gestellt hatte und mit der Schlüsselfrage nicht mehr warten konnte. „Charlotte, glaubst du, dass deine Eltern etwas herausgefunden haben?“

Sie sah zwischen beiden hin und her und stoppte demonstrativ bei Brigitte, die sie dann mit ihrem Blick festhielt. „Nein, das glaube ich nicht. Mia und ich haben hochgradig darauf geachtet, dass sie nichts davon erfahren. Außerdem, glauben Sie wirklich meine Eltern bemerken etwas bei ihrem Stress?“

„Was wir glauben ist unwichtig.“ Jonas Stimme zeugte von leichter Rage über diese Zeugin, weil sie ihn absichtlich nicht zu beachten schien. „Nur womöglich schätzt du deine Eltern falsch ein und sie haben es erfahren und waren überhaupt nicht begeistert. Unter Umständen hat sich Mia eingeschaltet und die ganze Situation ist außer Kontrolle geraten.“

Jetzt beachtete sie Jonas, denn aufgebracht war sie aufgesprungen und starrte ihn an. „Erstens, Kommissar Drewes, hätte Mia niemals ihr Versprechen gebrochen und zweitens wenn Sie darauf hinaus wollen, dass meine Eltern etwas mit Mias Tod zu tun haben, dann sind Sie auf dem Holzweg.“

„Ist das denn so abwegig?“ Schaltete sich seine Partnerin ein. „Schließlich war Mia nicht unbedingt die Person, die den Ansprüchen deiner Eltern genügte.“

„Nur weil sie nicht reich war?“ Warf das Mädchen knurrend in den Raum, während sich ihr Gesicht sichtlich veränderte. Umgehend wussten beide Kommissare, dass die Fassade des gefassten Teenagers bröckelte.

„Genau deswegen, der falsche Umgang, schlechter Einfluss, keine Kontrolle mehr über das eigene Kind. Dann wird man dieses Problem eben diskret los.“

Die Lippen des Mädchen begannen zu zittern und ihr Atem wurde etwas stoßweise, sodass sie sich schnell zum Fenster abwendete. „Nicht nur, dass Sie Mia als geringer darstellen, nein jetzt behaupten sie auch noch meine Eltern seien skrupellose Mörder.“

„Na…“ Meinte Jonas mit einer wirklich widerwärtigen Tonart. „…keine Mörder, sondern die skrupellosen Auftraggeber; Geld haben sie ja genug.“

Ruckartig drehte sich das groß gewachsene Mädchen zu ihnen um, jetzt mit tränenüberströmtem Gesicht. „Es reicht jetzt! Ich werde nicht weiter mit Ihnen reden! Raus.“ Die Härte in ihrer Stimme war beeindruckend, weswegen die beiden auch direkt aufsprangen. „Meine einzig wahre und beste Freundin wurde umgebracht und Ihnen fällt nichts Besseres ein, als meine Eltern zu beschuldigen?!“ Drängte sie Brigitte und Jonas weiter aus ihrem Zimmer heraus und wollte sie auch sofort zuschlagen, doch Brigitte drückte dagegen, für einen weiteren Versuch.

„Charlotte, bitte, wir müssen solche Möglichkeiten in Betracht ziehen.“

„Das ist mir egal. Lassen Sie mich zufrieden, ich muss sowieso zur Schule. Und Sie können anfangen Ihre gottverdammte Arbeit richtig zu machen.“ Wieder wollte Charlotte die Tür zuknallen, doch die zwei lieferten sich ein Kräftemessen. „Nur noch ein paar Fragen, bitte, Charlotte. Hat Mia sich in letzter Zeit komisch verhalten, hatte sie vor etwas Angst?“

„Sie war wie immer…nett, witzig, lebensfroh.“ Da war der Moment in dem die Wut des Mädchens und ihr eisernes Auftreten am Anfang verpufften und sie wie gebrochen wirkte. Das tat Brigitte im Herzen weh und sie ließ den Druck auf die Tür etwas nach.

Ein Fehler.

„Hatte Mia Feinde?“

Ganz leise flüsterte die Vierzehnjährige, beinahe erstickt, mit großen Augen. „Feinde lauern überall, Frau Köhler. Überall.“ Und drückte blitzartig die Tür zu und drehte mindestens genauso schnell den Schlüssel um.

Abgeschlossen.

Menschlich

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