Читать книгу ...denn ihrer ist das Himmelreich - Jost Müller-Bohn - Страница 60
24.
Februar
Оглавление„Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Matthäus 25,40
Noch immer war es Winter. Oft leiden dann Menschen und Tiere große Not. Während einer großen Notzeit kam an einem rauen, kalten Wintertag eine unbekannte Frau in ein Dorf und bat flehentlich um Hilfe. Ihre Kleidung war sauber, aber abgetragen und an vielen Stellen geflickt. Ihren Kopf hatte sie, weil es heftig stürmte, mit einem Tuch dicht umhüllt. In der rechten Hand hielt sie einen langen Stab und auf dem Rücken trug sie einen kleinen Korb. An allen Türen bat sie um etwas zu essen oder um eine kleine Geldgabe. Aber die meisten Menschen waren hartherzig und schenkten der armen Frau nur Abfall oder besseres Viehfutter. Die reichen Leute jagten sie gleich mit ihren großen Hunden von der Tür fort.
Jetzt kam sie an eine alte, kleine Bauernhütte. Vor der Tür standen ein Holzklotz mit einem Beil und ein Schleifstein, womit man früher Messer und Scheren schärfte. Die kleine Bäuerin, die ein Baby auf dem Arm trug, bat die Unbekannte, in die warme Stube hineinzukommen. Da sie gerade vom letzten Mehl ein Brot gebacken hatte, gab sie der armen Frau davon ein schönes, großes Stück. Sie war der einzige Mensch im Dorf, der der Bettlerin richtig geholfen hat.
Am folgenden Tage wurden alle Bewohner des Dorfes ganz unerwartet ins Schloss zu einem Abendessen gebeten. Die Leute verwunderten sich sehr, als sie an der Pforte des Schlosses die unbekannte Bettlerin wiedererkannten. Als sie nun in den Speisesaal traten, standen da viele Tische und ein kleines Tischlein in einer schönen Nische. Auf den großen Tafeln lagen Berge von verschimmeltem Brot, ein paar verfaulte Kartoffeln und eine Handvoll Kleie.
Auf dem kleinen Tischchen aber, unter einem strahlenden Kronleuchter, erblickten die Gäste die besten Speisen. An diesen Platz führte die Schlossherrin die Bäuerin mit deren Kind und Mann. Zu den anderen Gästen sagte die Gastgeberin: „Ich war die verkleidete Bettlerin, die Sie gestern an Ihren Türen gesehen haben. Ich möchte mich bei Ihnen in der Weise bedanken, wie Sie mich gestern empfangen haben!“ Dabei wies sie auf die großen Tische mit den unappetitlichen Gaben hin. Sie aber setzte sich an den kleinen, reich gedeckten Tisch zu dem armen Ehepaar und unterhielt sich mit ihnen vergnügt und herzlich.
Ja, liebe Kinder, so wird es auch einmal allen gehen, die Gutes oder Böses getan haben an ihrem Nächsten. Zu den gastfreundlichen Menschen wird Jesus sagen: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt für mich gesorgt…“
Die gastfreien Menschen werden erstaunt sein, denn sie haben aus Liebe zu armen Menschen alles gegeben und es für selbstverständlich gehalten. Aber Jesus wird ihnen dann sagen: „Was ihr getan habt einem Geringsten unter diesen, das habt ihr mir getan.“
Darum heißt es: „Wie man die Aussaat hier bestellt, so erntet man in jener Welt.“
Wir wollen beten: Lieber Vater im Himmel, wir kennen viele arme Menschen, es gibt immer Leute, die ärmer sind als wir. Deshalb wollen wir freigebig sein und helfen, wo und wie wir nur können. Hilf uns bitte dabei. Amen.