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Irgendwann am Wochenende

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Lee Ashton war ein ehrgeiziger Mensch. Er war es immer gewesen, denn schon als kleines Kind war ihm erklärt worden, dass er intelligenter sei, als seine Schulkameraden. Nicht intelligenter als seine Freunde, wohlgemerkt, denn er hatte keine. Ja, er hatte nicht einmal Neider. Sie waren alle nicht neidisch auf seinen schlauen Kopf, auf seine »Gabe«, wie es seine Mutter immer gerne schwärmerisch ausgedrückt hatte. Sie hatten ihn als Freak abgestempelt. Und mit einem Freak wollte man natürlich nichts zu tun haben. Außer vielleicht, man hatte sich durch kurzzeitiges Heucheln von Freundschaft seine Hilfsbereitschaft erhaschen können, um bessere Noten in der Klassenarbeit zu bekommen.

Lee Ashton hatte schon sehr früh erkannt, dass sie alle dumm waren. Selbst seine Familie, seine Eltern und ganz besonders seine ältere Schwester. Auch sie hatte ihn oft genug als Irren, als abnormen Freak bezeichnet. Nur weil er Dinge schneller begriff, schneller eine Lösung für Probleme parat hatte und die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Aber das war nichts, wofür man vom Leben auch noch belohnt wurde. Seine Schulzeugnisse hatten zwar vor Einsern gestrotzt, doch in sozialer Kompetenz hatten die Lehrer ihm eine glatte Sechs bescheinigt. Ihm war es egal. Er fühlte sich auch trotz dieses Defizits nie alleine und kam auch ohne Freunde sehr gut zurecht.

Er war ein Grübler. Und zum Grübeln braucht man Ruhe, keine Bande pickeliger und hyperaktiver Schreihälse, die ihn am Denken hinderten. Sein Verstand war seine größte Waffe, das hatte er früh erkannt und sich diese »Gabe« zu Nutze gemacht. Er hatte es sogar geschafft, seiner frechen und unbarmherzigen Schwester eins auszuwischen: Ohne sein direktes Zutun, nur durch geschickte Manipulation seines Umfelds, hatte er sie so weit gebracht, dass sie sich selbst das Leben genommen hatte. Seit diesem Tag, seit dem Anruf der Polizei bei ihnen Zuhause, war sich Lee Ashton sicher, dass er es mit seinem Verstand weit bringen würde. Und er war sich endgültig darüber im Klaren, dass er Frauen hasste. Alle Frauen. Er hatte sowieso nie etwas mit ihnen anfangen können oder jemals für eine etwas empfunden. Sie waren dumm, genauso wie die Männer. Aber er mochte Männer, liebte Männer. Sie konnten ruhig dumm sein. Muskulös und gutaussehend mussten sie sein, das reichte ihm völlig und tut es heute noch.

Heute konnte er mit Gewissheit sagen, dass er Recht gehabt hatte: Er hatte es weit gebracht. Er arbeitete für den größten Konzern der Welt. In einer verantwortungsvollen Position. Einer ungewöhnlichen Position. Kaum jemand wusste, was genau er tat und für wen. Sie alle waren ahnungslos. Naja, fast alle. Nach seiner sensationellen Entdeckung, die einer Goldader gleichkamen und aufgrund dessen die Operation Triple Jump initiiert worden war, wurden seine Befugnisse erweitert. Er war dankbar gewesen. Und fleißig. Er hatte Männer rekrutiert und sie zu seinen Werkzeugen gemacht. Es war wunderbar. Sie gehorchten aufs Wort und er konnte sie, im Falle eines Falles, einfach wie gebrauchte Papiertaschentücher entsorgen. Er genoss seine Überlegenheit, die geistige und die seiner Position.

Lee Ashton wollte seine Sache gut machen. Er würde sie gut, nein noch besser machen. Niemand sollte sich beschweren können. Er war glücklich. Endlich hatte er seinen Platz gefunden. Endlich konnte er sein Genie sinnvoll einsetzen. Für jemanden, der es zu schätzen wusste. Für LJM.

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