Читать книгу totreich - J.P. Conrad - Страница 22

8.33 Uhr

Оглавление

»Na, mein Junge. Auch mal wieder im Lande?« James Butterworth knallte Kowalsky einen Stapel Manuskripte auf den Tisch und winkte Jack zu sich, der gerade seine Jacke abstreifen und sich an seinen Schreibtisch setzen wollte. Er und Kowalsky wechselten einen stummen Blick, dann folgte Jack seinem Chef in dessen Büro.

»Mach die Tür zu, ja?«, sagte Butterworth und bat Jack, sich an den langen Glastisch zu setzen, an dem für Gewöhnlich die täglichen Redaktionssitzungen stattfanden. Jack setzte sich auf seinen üblichen Platz. Sein Chef nahm, anders als sonst, nicht am Kopfende, sondern direkt gegenüber von ihm Platz. Er räusperte sich, nahm eine der kleinen Limonadenflaschen, öffnete sie und trank einen Schluck, ohne den Umweg über eines der bereitstehenden Gläser zu gehen.

»So«, sagte er forsch und stellte die Flasche ab. »Dann sag mir mal, was zum Teufel mit dir los ist?«

Jack hatte nicht einmal Zeit, Luft zu holen, da fuhr Butterworth direkt fort: »Erst verlässt du ohne ein Wort die Redaktion, dann hinterlässt du dem armen Kowalsky konfuse Nachrichten auf dem AB, von wegen, du seist an einer großen Story dran und ich solle mich nicht aufregen deswegen.« Er verschränkte die Hände und beugte sich mit forderndem Blick nach vorne. »Hm?«

»Das mit der großen Story stimmt.«

»Worum geht's dabei?«

»Das möchte ich noch nicht verraten.«

Butterworth legte die Stirn in Falten. »Du weißt, du hast hier alle Freiheiten der Welt«, begann er. »Ein Traumjob. Wirklich, viele würden dich darum beneiden. Es ist nicht die Times. Gottlob, das weiß ich. Aber du verdienst gutes Geld und du hast mich bisher auch nur selten enttäuscht.«

Das Lob ging Jack runter wie Öl.

»Aber ich möchte wissen, was einer meiner besten Männer treibt, solange ich ihn bezahle, ihn aber weder an seinem Schreibtisch noch bei irgendwelchen Interviews sehe. Verstehst du mein Problem?« Butterworth setzte seinen väterlichen Blick auf; diesen kannte Jack sehr gut.

»Ich habe jemanden interviewt, Chef«, sagte er wahrheitsgemäß.

Sein Gegenüber lehnte sich zurück und kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »So? Wen?«

»Thomas Patterson.«

Butterworth fiel sofort die Kinnlade herunter. »Patterson? Von Moore Enterprises?«

»Genau den.«

»Wieso das denn? Seit wann kümmerst du dich ums Wirtschaftsressort?«

Jack grinste hintergründig und blickte zur Decke. »Nicht ums Wirtschaftsressort, Chef. Aber um Mord und versuchten Mord.« Jetzt sah er Butterworth an. Dieser war sprachlos; beinahe.

»Mord? Was soll denn das heißen? Mein Gott, jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, Junge.«

Jack wollte den Moment auskosten und öffnete ebenfalls eine Limonade. Erst nach einem langen Schluck antwortete er: »Man hat gestern Abend versucht, mich umzubringen. In meinem Wagen. Auf der Autobahn. Bei voller Fahrt. Nach meinem Gespräch mit Patterson.«

Butterworth schüttelte fassungslos den Kopf und legte die Hand vor den Mund. »Deshalb hat dich deine Freundin her gefahren«, sagte er dann. »Und ich dachte, dein Ami-Schlitten wäre nur mal wieder in der Werkstatt. du lieber Himmel, Jack!« Er fuhr sich nervös mit der Hand über seine Glatze und legte sie dann Jack auf die Schulter. »Ist alles in Ordnung mit dir?«

»Naja, sagen wir: Ich hatte Glück.« Jack schlug die Haare zurück und legte den Blick auf das Pflaster frei.

»Und was hat dieser Patterson damit zu tun? Und warum hast du ihn interviewt?« sprudelte es aus Butterworth heraus, der kreidebleich geworden war; eben wie ein echter Vater.

»Das ist eine lange Geschichte. Es hängt mit den Ermittlungen um den Tod von Byron Moore zusammen.«

Sein Chef nickte gedankenversunken. »Ja, ja. Kowalsky hat mir davon erzählt, dass Moore ein Freund von dir war, nicht?«

»Ja. Hören Sie zu, Chef, ich kann Ihnen jetzt nicht alle Einzelheiten erzählen. Ich habe selbst bisher nur wenige Infos. Fakt ist, dass ich versuche zu ergründen, warum Moore Selbstmord begangen hat.«

»Und du denkst, das könnte eine Story wert sein?« fragte Butterworth zweifelnd.

»Allerdings.« Nochmals deutete Jack auf das Pflaster. »Man versucht nicht ohne Grund, jemanden in seinem Auto eine Brücke runter stürzen zu lassen.«

»Da ist was dran…«

»Vertrauen Sie mir, Chef?« Jack sah Butterworth mit eindringlichem Blick an.

Dieser stöhnte leise. »Ja, verdammt. Das weißt du, Junge.«

»Dann geben Sie mir für die kommenden Tage Sonderurlaub. Als Gegenleistung bringe ich Ihnen die Story des Jahres.«

»Sicher?«

»Falls nicht, erwarte ich ohne Murren Ihre Sanktionen.«

Butterworth zwang sich ein Grinsen ab. Er wusste selbst genauso gut wie Jack, dass er ein zu weiches Herz hatte und Jack allenfalls einen Rüffel erteilen und ihm einen unliebsamen Job, wie die Berichterstattung von den alljährlichen Kaninchenzüchtertagen in Loughton, aufbrummen würde.

»Okay, Junge«, sagte er nach kurzem Überlegen und hob die Limonadenflasche. »Dann trinken wir auf die Story des Jahres, die die Auflage des Loughton Courier in die Höhe schnellen lassen und mich als Chefredakteur reich und berühmt machen wird.«

Jack stieß mit ihm darauf an. Dann gab er ihm noch die Nummer von Macintosh. Für alle Fälle.

totreich

Подняться наверх