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5.00 Uhr

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Vivian tastete im Dunkeln nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe. Als sich der Raum erhellte, sah sie blinzelnd Aldous, der gerade das Bett verlassen hatte und dabei war, sich seinen Morgenmantel überzuziehen. Er drehte sich zu ihr um und machte ein entschuldigendes Gesicht.

»Wo willst du hin?« fragte sie ihn verschlafen.

»Schlaf weiter«, antwortete er leise und versuchte ihrem Blick auszuweichen.

»Will er schon wieder etwas von dir?«

Er antwortete nicht, während er den Knoten am Morgenmantel festzog und ins Badezimmer ging.

Vivian ließ sich resignierend zurück auf ihr warmes Kissen sinken. In ihren Gedanken formten sich mit einem Mal wieder diese schrecklichen Bilder, die sie so oft verfolgten. Aldous hatte ihr nie erzählt, was genau er tat, wenn er ihre gemeinsame Wohnung verließ und sie hatte auch nie danach gefragt. Aber sie wusste genau, dass es nichts Ruhmreiches war. Ob er vielleicht Menschen erpresste? Oder sie tötete?

»Nein, das kann einfach nicht sein!« Innerlich sträubte sich alles gegen die Vorstellung, dass sie mit einem Mann liiert sein könnte, der solche Verbrechen beging.

Nach zwanzig Minuten hauchte er ihr einen zarten Kuss auf die Wange. Sie drehte sich dabei mit einem Grummeln auf die Seite, während sie den Geruch seines Aftershaves einsog.

»Es tut mir leid«, flüsterte er.

Sie fuhr ruckartig herum und sah ihn aus dünnen Augenschlitzen an. Eine ihrer roten Locken warf sich vor ihr Gesicht.

»Was tut dir leid? Dass du neuerdings ständig irgendwo hin fährst, weil ER es sagt?« Als sie ihre eigenen Worte vernahm, merkte sie, wie sinnlos dieser Vorwurf war. Er war ein Gefangener, genau wie sie. »Ich… entschuldige.«

Er strich ihr sanft über das Haar. Sie sah auch so früh am Morgen, müde und ohne jedes Makeup, einfach wunderschön aus. »Schon gut. Ich bin bald zurück, das verspreche ich dir.« Er stand vom Bett auf und ging Richtung Tür.

»Aldous«, rief sie hinter ihm her und er drehte sich nochmal um. »Ich liebe dich.«

Fast glaubte sie, ein Lächeln über seine Lippen huschen zu sehen. Dann verließ er ohne ein weiteres Wort den Raum. Vivian spürte, wie eine Träne über ihre Wange rann. Es war nicht die erste und es würde auch nicht die letzte sein. Sie hatte sich schon vor langer Zeit eingestanden, dass sie ihn brauchte. Ungeachtet dessen, welcher Arbeit er nachgehen mochte, war er der Einzige, dem sie in ihrem gemeinsamen Gefängnis vertraute.

»Wenn er nicht mehr da ist…« Schnell verwarf sie diesen Gedanken wieder. Er war schrecklicher als alles, was sie sich in Bezug auf seine Arbeit jemals hätte ausmalen können. Selbst wenn er ein Mörder wäre, würde sie ihn lieben. Und das machte ihr Angst.

Vivian sah auf die Uhr. Sie würde noch zwei Stunden schlafen dürfen, bevor der Wecker klingeln würde. Doch sie zweifelte daran, dass sie nochmal einschlafen würde. Dafür war sie mittlerweile viel zu aufgewühlt; durch die Angst um Aldous, ihre gemeinsame Zukunft und durch den neuerlich aufgeflackerten Hass auf IHN.

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