Читать книгу totreich - J.P. Conrad - Страница 20
Mittwoch, 14. April
2.38 Uhr
ОглавлениеGrace lachte humorlos.
»Es ist aber so«, verteidigte sich Jack und ließ seine Beine von der Untersuchungsliege baumeln. »Die Tatsache, dass ich einen Linkslenker fahre, hat mir das Leben gerettet. Sonst hätte ich nie rechtzeitig rausspringen können!«
Hubert Macintosh stand mit verschränkten Armen in der Ecke des Arztbüros und schüttelte den Kopf. Calhey hatte wirklich verdammtes Glück gehabt. Andernfalls wäre er wohl mitsamt seinem Wagen verbrannt. Der unbekannte Attentäter hatte eine besonders gefährliche Stelle für seinen Angriff gewählt, an der es auch schon früher zu Unfällen gekommen war.
»Haben Sie irgendwas erkennen können?« fragte Hubert.
Jack überlegte nochmals, schüttelte dann resignierend den schmerzenden Kopf. »Nein, es war dunkel und hat zu stark geregnet. Es war ein Geländewagen, braun oder schwarz, auf jeden Fall eine dunkle Farbe. Aber mehr kann ich beim besten Willen nicht sagen.«
»Und der Fahrer?«
Wieder erntete der Inspektor nur ein Achselzucken. »Die Scheiben waren getönt. Ich habe noch mitbekommen, wie der Wagen kurz angehalten hatte, vielleicht für eine halbe Minute. Dann ist er weitergefahren und ich war erst mal ausgeknockt.«
»Sie denken nicht, dass er Sie gesehen hat?«
»Glaube ich nicht. Er hat das hübsche Lagerfeuer in meinem geschrotteten Wagen beobachtet, während ich weiter oben am Hang im Matsch lag. Verdammter Wichser.«
Hubert kratzte sich nachdenklich am Kinn.
Grace war noch immer entsetzt von diesem Vorfall und lief aufgeregt hin und her. Sie wirkte wie ein aufgescheuchtes Huhn. »Das ist doch entsetzlich! Soweit habt ihr es also gebracht. Jetzt werden schon Mordanschläge auf Jack verübt«, zeterte sie und sah die beiden Männer abwechselnd vorwurfsvoll an.
In diesem Moment wurde eine Tür geöffnet. Doktor Leacham betrat den Untersuchungsraum, ein Klemmbrett unter dem Arm. »Gute Neuigkeiten, Herrschaften«, verkündete er überschwänglich. »Jack geht es gut. Keine Gehirnerschütterung, keine Knochenbrüche oder sonstige schwerwiegenden Schäden.«
»Dafür habe ich jetzt aber einen Schock!«, entgegnete Grace energisch und zeigte auf sich selbst.
Jack und sein alter Freund Guy Leacham sahen sich an und grinsten.
»Ja, ich muss wirklich einen begnadeten Schutzengel gehabt haben.« Mit diesen Worten fuhr sich Jack über die Wunde an seiner Stirn, das wohl einzige Erinnerungsstück, das er von seinem Unfall dauerhaft als Narbe zurückbehalten würde. Diese hatte er sich zugezogen, als er sich mit einem beherzten Sprung, den Oberkörper voran, in einen Busch gerettet hatte, während sein Wagen knapp über ihn hinweg in den Abgrund gesegelt war. Glücklicherweise würde die Narbe von seiner Haartolle verdeckt sein. Er sprang von der Liege und zog sich wieder sein zerrissenes und mit getrockneter Erde beschmiertes Hemd über.
»Dann lasst uns mal nach Hause gehen«, verkündete er, aber Macintosh hielt ihn auf.
»Mister Calhey. Warten Sie bitte noch einen Moment.« Er zog Jack in eine Ecke und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Grace beobachtete das geheimnisvolle Gespräch argwöhnisch. Sie glaubte in Jacks Gesicht zunächst Erstaunen, dann Verstehen und zuletzt Verständnis zu erkennen.
Er nickte und Macintosh und er gaben sich die Hand. Dann verabschiedete sich Jack erneut bei den Anwesenden. »Schatz, kommst du?« Mit diesen Worten verließ er den Raum; es drängte ihn, sich auszuruhen.
Grace sah Macintosh hilfesuchend an.
»Lassen Sie mal«, winkte dieser ab. »Er ist vielleicht gerade dem Tod entkommen, aber dafür auch ein Stück glücklicher.«
»Wie bitte?« Graces Augen weiteten sich. Ihr Gesicht zeigte Unverständnis.
»Naja, immerhin wissen wir jetzt, dass er bei seinen Nachforschungen ganz offensichtlich jemanden nervös gemacht hat.«
Sie nickte verstehend; beruhigen konnte sie diese Erkenntnis jedoch nicht. »Meinen Sie, dass dieser Thomas Patterson etwas damit zu tun hat?«
Macintosh fuhr sich mit den Fingern durch seinen dichten Schnauzbart und warf einen Blick über Grace Martins Schulter auf Doktor Leacham. Der saß mittlerweile am Schreibtisch und schrieb an seinem Bericht. Mit gedämpfter Stimme antwortete der Inspektor:
»Möglicherweise. Jemand hat Ihren Freund bei seiner Rückfahrt von London umbringen wollen. Und dort hat er nur mit Patterson über den Fall Moore gesprochen.«
»Was haben Sie Jack eben zugeflüstert?«
Hubert grinste hintergründig. »Ich habe ihm meine Vermutung mitgeteilt, dass der Attentäter augenscheinlich davon überzeugt ist, Erfolg mit seinem Mordversuch gehabt zu haben.«