Читать книгу totreich - J.P. Conrad - Страница 16
18.17 Uhr
ОглавлениеGrace massierte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schläfen.
»Mein Schädel platzt gleich«, stöhnte sie.
Jack, der den Wagen gerade in den Hof hinter ihrem Haus lenkte, musterte sie von der Seite. Sie sah wirklich etwas erschöpft aus. Das Treffen mit Macintosh hatte wesentlich länger gedauert, als er gedacht hatte und das Essen von McDonald's, den sie gerade noch aufgesucht hatten, lag ihr sicher ebenso schwer im Magen wie ihm selbst.
»Jetzt kannst du dich ja ausruhen, Schatz«, sagte er mit sanfter Stimme und parkte den Mustang. »Es tut mir leid, dass wir so lange unterwegs waren.«
»Ich bin selbst schuld, ich wollte ja mitkommen.« Sie öffnete die Wagentür und spannte ihren Regenschirm auf. »Aber…«
In diesem Moment erklang die Melodie von ›Rule Britannia‹ und Jack, der gerade aussteigen wollte, schob sich wieder auf den Fahrersitz zurück. Hektisch wühlte er in der Innentasche seines Jacketts. Doch der Klingelton war abrupt wieder verstummt.
»Na toll, wie immer«, sagte er genervt, dann bekam er das kleine Telefon zu fassen. UNBEKANNTER ANRUFER stand auf dem Display. Mit einem leisen »Scheiße!« steckte er es wieder ein und schloss den Wagen ab.
Grace empfing ihn bereits mit dem aufgespannten Schirm. »An deiner Ausdrucksweise müssen wir bis Mittwoch dringend noch arbeiten«, sagte sie leicht ironisch, während sie mit schnellen Schritten zum Hauseingang liefen.
Jack sah sie fragend an. »Mittwoch…?«
»Du hast es vergessen.«
»Ich habe gar nichts vergessen. Was denn?«
Grace lachte und bereute es sofort, denn der Kopfschmerz meldete sich mit einem neuerlichen Stich zurück. »Am Mittwoch ist die Gala in Harlow.«
Jack verdrehte die Augen und klimperte mit dem Hausschlüssel. Er hatte es tatsächlich vergessen oder besser gesagt verdrängt. Auch wenn ihr Vater, den er sehr sympathisch fand, diese Wohltätigkeitsgala mit organisiert hatte, war er sich ziemlich sicher, dass diese Veranstaltung nicht nach seinem Geschmack sein würde.
»Ach ja«, antwortete er. »am Mittwoch habe leider ich Kopfschmerzen.«
Grace erwiderte diese Aussage mit einem sanften Schlag auf seinen Oberarm. »Hey, ich leide, OK?«, sagte sie. »Ich dachte immer, Männer kennen keinen Schmerz?«
Jack musste grinsen. »Naja...«, begann er schmunzelnd und schüttelte den Schirm aus. »Wenn du dir Macintosh anschaust, kennen Männer sehr wohl Schmerzen. Ihre Frauen.« Noch einmal bekam er einen Schlag auf die gleiche Stelle; es würde wohl ein blauer Fleck werden.
»Jetzt aber mal im Ernst«, entgegnete Grace humorlos, während sie die Stufen zu ihrer Wohnung hinauf stiegen. »Kommst du mit, oder nicht?«
Er überlegte kurz. Innerlich sträubte sich alles dagegen, insbesondere, da er gerade müde war und sich nicht vorstellen konnte, jemals wieder etwas außerhalb seines Bettes zu unternehmen.
»Ich denke nicht, dass ich da hin passe, Sweety.«
»Das sagst du mir jedes Mal, wenn ich dich auf eine Party meines Vaters mitnehmen will.«
»Und ich gebe dir jedes Mal die gleiche Antwort.«
»Irgendwann wäre es schön, wenn du mal über deinen Schatten springst.«
»Irgendwann, ja. Aber bitte nicht, solange noch diese Sache mit Byron in meinem Kopf rumschwirrt.«
Diesem Argument wollte sie sich nicht widersetzen. »Okay. Dann werde ich mich eben alleine amüsieren.« Sie waren vor ihrer Wohnung angekommen.
»Tu das, Sweety«, sagte Jack. »Ich muss mich jetzt erst mal mental auf morgen vorbereiten.« Mit gemischten Gefühlen dachte er an sein Gespräch mit Thomas Patterson.
Als er kurz darauf sein Handy aus dem Jackett nahm und es auf den Garderobentisch legte, hatte er den unbekannten Anrufer bereits wieder vergessen…