Читать книгу Korea Inc. - Karl Pilny - Страница 19

London, Chelsea

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„Ja?“, die Stimme am anderen Ende der Leitung klang verschlafen. Mist, sie hatte mal wieder nicht an die Zeitverschiebung gedacht.

„Entschuldige, Coco, hab ich dich geweckt?“

„Hey, Cathy! Wie geil ist das denn! Nein, nein, war nur ein bisschen vor der Glotze am Dösen. Ist erst halb elf oder so, bin ja eher ein Nachtmensch. Mensch, wie geht’s dir denn? Schön, von dir zu hören. Hast du meine Mail gelesen? Was macht der Nachwuchs?“

„Das, ähm ...“ Cathy suchte vergeblich nach Worten. Dann entrang sich ein nicht enden wollender Schluchzer ihrer Brust.

„Oh Gott, ich verstehe. Wie ist das bitter. Total bitter, verdammt.“

„Das war jetzt schon die zweite“, brachte Cathy mühsam hervor. „Und dabei haben wir alles getan. Die Ärzte sind sich nicht sicher, ob wir überhaupt noch Kinder bekommen können.“

„Oh Cathy, du tust mir so leid!“

„Schon gut. Ich bin im Grunde schon drüber weg. Nur manchmal, in Momenten wie jetzt, weißt du, da ...“

„Mensch, ist doch klar! Das geht an die Nieren. Gerade wenn man unbedingt Kinder bekommen will, wie Jeremy und du. Habt ihr schon mal über Adoption nachgedacht?“

„Weißt du, ich bin mir im Moment gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt noch Kinder will. Es läuft im Moment nicht so gut mit Jeremy. Er ist fast nie zu Hause, und wenn er mal da ist, hat er tausend andere Dinge im Kopf und kümmert sich nicht richtig um mich.“

„Echt? Immer der Stress mit diesen scheiß Männern! Manchmal denke ich, Mei-Ling hat es echt einfacher: Die weiß, was sie hat.“ Mei-Ling war ihre gemeinsame Freundin, eine lesbische Regisseurin von Independent-Filmen. „Aber andererseits, auf den Spaß im Bett möchte man ja auch nicht verzichten. Du weißt, ich hatte immer ein ungutes Gefühl mit dir und Jeremy. Der ist doch eigentlich zu alt für dich, bringt’s nicht mehr richtig – glaubst du, er hat ’ne andere?“

„Ich weiß nicht, ob es das ist, Coco. Aber, wenn du schon fragst, er ist ziemlich viel drüben auf dem Kontinent, trifft sich in Zürich mit diesem rothaarigen, stinkreichen Bankierstöchterchen ...“

„Ich sag’s ja, Männer! Undankbar, schwanzgesteuert, geldgierig! Und das gerade jetzt, wo du ihn so dringend bräuchtest. Zieht Leine und turtelt mit anderen herum. Auf so einen würde ich pfeifen!“

„Nun ja, Coco, ich weiß ja gar nicht, ob da wirklich was ist.“

„Dann musst du’s rausfinden. Stell ihn zur Rede. Vor die Entscheidung: du oder die Schweiz. Und wenn er dir was vorschwindelt, wie ich vermute, kannst du ihm ruhig ein wenig nachspionieren. Kennst du da jemand, bei dem du mal nachhaken könntest?“

Cathy überlegte. „Na ja, gut, er hat einen Freund, Jonathan. Der ist auch ständig zu irgendwelchen Bankgeschäften in der Schweiz, aber eigentlich arbeitet er hier in London. Mit ihm verstehe ich mich ganz gut. Wir wollten uns die Tage sowieso mal treffen.“

„Dann horch den doch mal aus. Klar, Männer halten zusammen, das ist ein verschworenes Pack, aber meistens sind sie dumm und können nicht gut lügen. Wirst ja sehen, ob er irgendwelche Ausflüchte macht, und dann nagel ihn fest. Und wenn es wirklich nichts mehr ist mit Jeremy, dann kommst du zu mir nach Shanghai. Mensch, du versauerst doch drüben in England. Cathy, glaub mir, das ist nichts für dich! Nicht auf die Dauer! Ich hab’s dir schon immer gesagt.“

„Vielleicht sollte ich mich wirklich mal nach Flügen umsehen.“

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