Читать книгу Korea Inc. - Karl Pilny - Страница 21
Berlin, Treptow
Оглавление„Nein und nochmals nein, wir haben noch keine Anhaltspunkte, wer diese Schweinerei angerichtet hat. Wir ermitteln. Und wenn wir dauernd gestört werden, können wir nicht weiterkommen. Wiederhören!“
Oberkommissar Hartmut Seitz’ aufmüpfige blonde Haartolle wippte im Takt, als er mit dem Telefonhörer auf den abgenutzten Schreibtisch aus blasser Eiche klopfte. Wutentbrannt starrte er aus dem Fenster seines Zimmers im dritten Stock eines nach außen hin recht unscheinbaren roten Backsteinbaus. Hier war seit 2004 das GTAZ angesiedelt, das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum von BKA und Verfassungsschutz. Es war noch keine drei Stunden her, dass die Granate den Vorplatz der chinesischen Botschaft verwüstet hatte. Die Nachrichten überschlugen sich und gingen über die Liveticker. Alle möglichen Theorien machten die Runde, wurden vom Nächsten als Gewissheit ausposaunt und mussten im Viertelstundentakt dementiert werden. Vier Tote, acht Schwerverletzte, vom Attentäter keine Spur. Unter den Toten ein Wachmann sowie zwei chinesische Geschäftsleute und ein deutscher Diplomat, Gäste einer Konferenz zur Wirtschaftsentwicklung in Ostasien. Schiff nach dem Rammen der Ufermauer schwer beschädigt, aber alle an Bord mit dem Schrecken und leichten Verletzungen davongekommen – mit Ausnahme des toten Kapitäns und eines Passagiers, der mit einer frischen Kopfwunde in der Spree ertrunken war. Aufschlüsse zum Tathergang erwartete man sich von der Aussage eines kleinen Mädchens, der Tochter des Ertrunkenen, vermutlich der einzige Augenzeuge des Verbrechens auf dem Schiff.
Schon wieder klingelte das Telefon. Verflucht! Aber diesmal immerhin kein störender Politiker oder Journalist, sondern Waltraud Bronner, die Polizeipsychologin. „Wir haben jetzt die Aussage des Mädchens, auf die Sie so gedrängt haben, obwohl die Kleine noch völlig verstört ist. Sie sagt, da war eine böse schwarze Person mit einer Tasche auf dem Kabinendach. Sie nennt sie den Teufel.“
„Schwarze Person? Ein Ne...äh, Maximalpigmentierter?“
„Herr Seitz, bitte, es ist nicht schwer, sich politisch korrekt auszudrücken. Aber, nein, das können wir ausschließen. Dem Mädchen ist nämlich der ausgeprägte Epikanthus medialis der Gestalt aufgefallen.“
„Wie bitte? Epik... wie? Das waren die Worte der Kleinen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Waltraud Bronner seufzte. Zögerte. „Also gut: Das Mädchen sagt, der Teufel hatte Schlitzaugen.“