Читать книгу Schmerzfrei bei Arthrose - Kathrin Dücker - Страница 7

Оглавление

WIE UNSERE GELENKE FUNKTIONIEREN

Zu einem Gelenk gehören mindestens zwei Knochen, deren Enden aufeinandertreffen. Geschützt sind diese beiden Knochenenden durch eine elastische Knorpelschicht, die bei einem gesunden Gelenk wie ein Stoßdämpfer funktioniert: Die Knorpelschicht verhindert, dass die Knochenenden direkt aufeinander reiben. Umschlossen ist das Gelenk von der Gelenkkapsel. In der Gelenkkapsel befindet sich die Gelenkflüssigkeit – Synovia oder Gelenkschmiere genannt. Sie ernährt die Knorpel, versorgt sie mit Nährstoffen und hält sie geschmeidig und beweglich. Die Knorpel selbst enthalten weder Blutgefäße noch Nervenfasern, durch die sie mit Nährstoffen versorgt werden könnten. Nährstoffe gelangen ausschließlich durch Bewegung in das Knorpelgewebe: Bei Belastung wird die Knorpelschicht wie ein Schwamm zusammengedrückt, dabei werden Abbauprodukte aus der Knorpelschicht heraustransportiert. Bei der Gegenbewegung – der Entlastung des Gelenks – saugen sich die Knorpel wie ein Schwamm mit neuen Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit voll. Für eine gute Nährstoffversorgung der Knorpel ist daher eine regelmäßige Be- und Entlastung in Form von Bewegung essenziell.

Veränderungen bei Arthrose

Bei einer Arthrose nutzt sich die schützende Knorpelschicht auf den Knochenenden im betroffenen Gelenk ab und wird immer dünner. Dadurch verschmälert sich der Gelenkspalt. Hat sich die Knorpelschicht durch das Fortschreiten der Arthrose ganz aufgelöst, reiben die Knochenenden ungeschützt aneinander. Dabei kommt es im Knochengewebe zu Veränderungen und es bilden sich Verhärtungen und Knochenauswucherungen am Rand des betroffenen Gelenks. Der Körper versucht, das Gelenk zu stabilisieren und zu entlasten, indem er den Druck auf eine größere Fläche verteilt. Diese sogenannten osteophytären Randanbauten sind Anzeichen einer fortgeschrittenen Arthrose. Auch die Knochenenden unter der schwindenden Knorpelschicht verändern und verdichten sich. All diese Prozesse werden begleitet von Entzündungen im Gelenk. Auch umliegende Muskeln und Bänder werden dabei häufig geschädigt. Dies verursacht oft massive Schmerzen und die Beweglichkeit wird eingeschränkt. Aufgrund der Schmerzen wird eine Schonhaltung eingenommen, die den Zustand weiter verschlimmert. Eine Arthrose entwickelt sich häufig über lange Zeit. Bis es von der ersten Knorpelschädigung zu spürbaren Beschwerden kommt, vergehen oft Jahre.

AUFBAU EINES GELENKS


Läuft wie geschmiert: Für einen reibungslosen Bewegungsablauf ist in unseren Gelenken das perfekte Zusammenspiel vieler Einzelteile notwendig.

Schweregrade

Bei der Diagnose von Arthrose werden vier Schweregrade unterschieden:

Grad-1-Arthrose. Hier liegt lediglich eine leichte Auffaserung an der Oberfläche der Gelenkknorpel vor. Die Betroffenen merken davon meist noch nichts.

Grad-2-Arthrose. Hier hat sich der Prozess schon so weit fortgesetzt, dass durch die Auffaserung Risse entstanden sind. Auch hiervon merken die Betroffenen häufig noch nichts.

Grad-3-Arthrose. Es besteht zwar noch eine Knorpelschicht, aber die Risse gehen in diesem Stadium bis auf die Knochen. Die Knochenenden beginnen sich zu verändern und der Gelenkspalt wird kleiner.

Grad-4-Arthrose. Bis die Arthrose dieses Spätstadium erreicht, dauert es häufig Jahre. Die Knorpelschicht ist nun ganz verschwunden, die Knochen im Gelenk reiben ungeschützt aneinander. Die Betroffenen haben häufig starke Schmerzen. Das Gelenk wird dicker oder kann versteifen, da sich knöcherne Ausziehungen gebildet haben.

TYPISCHE ANZEICHEN EINER ARTHROSE

 Steifheit am Morgen: Eine Arthrose beginnt häufig mit einem Steifheitsgefühl im Gelenk. Vor allem morgens kann es zu sogenannten Anlaufschmerzen kommen. Oft treten auch schmerzhafte Entzündungsprozesse und Schwellungen am Gelenk auf.

 Belastungsschmerzen: Im weiteren Verlauf kommt es zu Belastungsschmerzen im Gelenk, die später zu dauerhaften Schmerzen (auch im Ruhezustand) und einer immer stärkeren Bewegungseinschränkung führen.

 Deformation: Damit einher geht bei vielen Patienten eine stetig fortschreitende Deformation des Gelenks.

 Aktive und inaktive Phasen: Eine Arthrose verläuft üblicherweise in Schüben. Schmerzhafte und schmerzfreie Phasen wechseln sich ab. Während einer aktiven Phase ist das betroffene Gelenk häufig überwärmt, teilweise gerötet oder geschwollen und es treten Schmerzen auf.

Wichtig zu wissen ist zudem, dass eine Arthrose aber auch völlig unauffällig ohne Symptome und lange schmerzfrei verlaufen kann.


Maßhalten: Auch Überbelastung, etwa durch Leistungssport, kommt als Ursache für Arthrose infrage.

URSACHEN VON ARTHROSE

Es gibt unterschiedliche Erklärungen für die Ursachen von Arthrose. Aus Sicht der klassischen Schulmedizin und auch in den meisten Lehrbüchern wird Arthrose noch als eine rein degenerative Erkrankung der Gelenke bewertet. Es handelt sich demnach primär um eine Verschleißerscheinung, bei der sich die Knorpel durch mechanische Belastung im Laufe der Jahre abnutzen. Akute entzündliche Schübe treten nach dieser Theorie nur in der Spätphase der Erkrankung auf. Knorpel gelten als nicht regenerierbar, Arthrose entsprechend als nicht heilbar und die Erkrankung endet im Spätstadium häufig mit dem Einsatz eines künstlichen Gelenks. Folgende Ursachen für die Entstehung von Arthrose werden von Schulmedizinern traditionell angeführt:

 Eine angeborene Fehlstellung (Dysplasie) bestimmter Gelenke (zum Beispiel X- oder O-Beine) und eine damit einhergehende jahrelange Fehlbelastung des Gelenks

 Die regelmäßige Über- oder Fehlbelastung bestimmter Gelenke (zum Beispiel durch Leistungssport oder bestimmte berufliche Tätigkeiten)

 Unfallfolgen

 Genetische Faktoren wie das Geschlecht und damit der Hormonhaushalt. So kommt die Finger-Arthrose bei Frauen knapp zehnmal so häufig vor wie bei Männern.

Schulmedizinische Behandlung

Grundsätzlich empfiehlt die Schulmedizin bei Arthrose den Abbau von Übergewicht, Physiotherapie und auch der Knorpelaufbau mittels Injektionen spielt eine Rolle. Darüber hinaus gibt es weitere Behandlungsmethoden, wie beispielsweise physikalische Therapien mit Kälte, Wärme und Strom, die abschwellend wirken und die Beschwerden lindern können. Zudem werden häufig schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente verordnet. Insbesondere der Einsatz dieser Medikamente wird jedoch zunehmend als problematisch gesehen: Bei Arthrose und anderen rheumatischen Erkrankungen werden vor allem sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure verordnet. Diese Medikamente sind kurzfristig vertretbar, können aber längerfristig eingenommen erhebliche Nebenwirkungen wie Nierenschäden und Magenblutungen verursachen und das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen. Auch eine gute Physiotherapie kann die Arthrose-Beschwerden meist nur für eine gewisse Zeit lindern. Ein künstliches Ersatzgelenk und die damit verbundene Operation stehen danach häufig trotzdem an – und das mit unterschiedlichem Erfolg.

Neue Sicht: Arthrose als Entzündungserkrankung

In der Schulmedizin findet jedoch seit einigen Jahren ein Umdenken statt. Der Fokus richtet sich nun darauf, dass es sich bei einer Arthrose weniger um eine altersbedingte und/oder erblich bedingte Verschleißerkrankung, sondern vielmehr um eine lebensstilbedingte chronische Entzündungskrankheit handelt. Es sind demnach vor allem Entzündungen, die zum Abbau von Knorpelmasse und zu Schmerzen am Gelenk führen. Die Ernährung scheint hier eine entscheidende Rolle zu spielen. Deshalb wird der Einfluss der Ernährung auf die Entstehung von Arthrose in jüngster Zeit vermehrt wissenschaftlich untersucht.

CHRONISCHE ENTZÜNDUNGEN

Anders als akute Entzündungen (etwa Halsentzündungen), bei denen die Entzündung ein förderlicher Teil des Heilungsprozesses ist, laufen stille oder chronische Entzündungen (sogenannte low-grade inflammations) im Verborgenen ab. Es handelt sich dabei um unterschwellige, oft schwer erkennbare und vor allem lang anhaltende Entzündungen, die meistens nicht von selbst ausheilen. Tückisch ist, dass sie oft über lange Zeit unentdeckt bleiben und das Immunsystem triggern.

UNTERSCHÄTZTES RISIKO

Chronische oder stille Entzündungen werden grundsätzlich nicht als Erkrankung betrachtet, sondern eher als Syndrom. Allerdings bergen sie ein direktes Risiko für diverse Zivilisationskrankheiten, wie zum Beispiel für rheumatische Erkrankungen (und damit auch für Arthrose), Allergien, Darmerkrankungen oder Diabetes. Die Ernährung scheint bei chronischen Entzündungen entscheidenden Einfluss zu nehmen. Bestimmte Lebensmittel können Entzündungen regelrecht anfachen, andere haben hingegen stark entzündungshemmende Wirkungen. Auch der Lebensstil spielt offenbar eine wichtige Rolle. So können Übergewicht (insbesondere Bauchfett), zu wenig Bewegung, Stress, Rauchen, viel Alkohol, Schlafmangel oder eine nicht intakte Darmbarriere das Risiko für chronische Entzündungen erhöhen. Auch bestimmte Umweltfaktoren wirken als Entzündungsauslöser.


Gelenkfeind Nr. 1: Der regelmäßige Verzehr ungesunder fetter Lebensmittel erhöht das Arthrose-Risiko.

GANZHEITLICH BETRACHTET

Aus naturheilkundlicher ganzheitlicher Sicht wird Arthrose schon lange als primär erworbene ernährungs- und lebensstilbedingte Zivilisationskrankheit eingestuft. Es wird davon ausgegangen, dass eine chronische Übersäuerung das Grundproblem ist und die Übersäuerung wiederum Entzündungen der Gelenke begünstigt. Demnach entwickelt sich Arthrose meist über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg durch ein Zusammenspiel der folgenden Faktoren:

 Ungesunde und entzündungsfördernde Ernährung, die zu einer Übersäuerung des Körpers führt. Studien belegen, dass insbesondere eine Kost mit vielen gesättigten Fettsäuren, zu viel Fleisch und Zucker stark entzündungsfördernd wirkt und damit problematisch für die Gelenkgesundheit ist.

 Allgemeiner Mineral- und Vitalstoffmangel

 Übermäßiger Konsum von Genussgiften (Alkohol, Nikotin, Zucker)

 Übergewicht in Verbindung mit dem Risikofaktor Bauchfett

 Bewegungsmangel und Fehlbelastungen der Gelenke

 Eine gestörte Darmflora

Gute Chancen für ein schmerzfreies Leben

Wenn Arthrose nun nicht länger als schicksalhafte Verschleißerkrankung gesehen wird, sondern als ernährungs- und lebensstilbedingte Zivilisationskrankheit beziehungsweise als chronische Entzündungserkrankung, dann ist dies erst einmal eine sehr gute Nachricht, denn sie eröffnet Betroffenen vielfältige Handlungsmöglichkeiten: Entzündungsfördernde Lebensmittel und negative Lebensstilkomponenten können erkannt und durch eine entzündungshemmende Ernährung sowie einen gesunden entzündungssenkenden Lebensstil ersetzt werden. Wichtige Faktoren sind hier ausreichend Bewegung, der Abbau von Übergewicht, die Zufuhr von knorpelstärkenden Nährstoffen und eine intakte Darmflora. Durch diese Maßnahmen können Arthrose-Beschwerden gelindert werden. Die Arthrose selbst kann aufgehalten und – je nach Stadium – sogar schmerzfrei und damit symptomlos werden.

Schmerzfrei bei Arthrose

Подняться наверх