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2. Das Neue im Alten: Gewohnheit, Habitus und Transformation
ОглавлениеUm Variation, Abweichung und die Umstrukturierung des Selbst- und Weltverhältnisses (also Umüben, Umlernen, Verlernen und Transformation; Kap. 4) als Ausgriff auf Neues im Üben erfassen und gestalten zu können, muss die Zeitstruktur des Übens in den Blick rücken. Im Üben einer Sache, einer Fertigkeit oder eines Inhaltes werden Fertigkeiten wie Konzentration und Fehlertoleranz mitgeübt, wobei in der kognitivistischen Lerntheorie bisher ungeklärt ist, wie dies stattfindet und welche Reichweite diese haben (vgl. Mähler/Stern 2006). Auch in sozialtheoretischen Ansätzen ist von einer »Habitustransformation« die Rede (von Rosenberg 2011), mit der habitus und hexis als strukturierte und zugleich strukturierende Strukturen (vgl. Bourdieu 2014, S. 98 f.) verändert werden sollen. Die Fragen lauten hier: Wie kommt das Neue in das Alte, das Nicht-Gekonnte ins bestehende Können und das Nicht-Gewusste in das bestehende Wissen ( Kap. 5.2)?
Dazu bedarf es einer Neubewertung von Gewohnheit und Habitus, die aus dem Vorgriff der »theoretischen Vernunft« (Bourdieu) herausgelöst werden muss. Die erfahrungstheoretische Analyse kann zum einen den Dual auflösen, mit dem Gewohnheit und Habitus Veränderung, Lernen, Bildung und Transformation entgegengestellt werden. In Kapitel 3 werde ich im Blick auf das Üben in China zeigen, dass im wiederholenden Lernen und Üben vertiefte Einsichten und reflexives Verstehen möglich sind. In Kapitel 4 werde ich die produktiven Potenziale der Gewohnheitsbildung veranschaulichen und zeigen, dass ein Habituswandel oder gar eine Habitustransformation in übungstheoretischer und übungspraktischer Perspektive möglich werden kann. In Kapitel 5.2 werde ich deutlich machen, dass in der Wiederholung Potenziale der Veränderung liegen, die die Grundlage für eine »formierende« Transformation und Transposition im Üben bilden.