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ZWÖLF

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David ließ Alf eine Weile winseln.

»Scheiße«, stöhnte der. »Ich … ich hab’ mir auf die Zunge gebissen.«

»Ganz offensichtlich nicht abgebissen.«

»Ey, Mann«, geräuschvoll zog Alf seinen Naseninhalt hoch und spuckte Schleim und Blut auf den Bürgersteig, »das tut scheiße weh.«

»Und was ist mit Gursky?«

»Was hat’n der damit zu tun?«

»Was glaubst du, wie er sich fühlt?«

»Der? Scheiße, der kriegt eh nichts mehr mit.«

»Umso schlimmer«, sagte David.

Verständnislos glotzte Alf zu ihm auf. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er bei seinem Sturz sein Basecap verloren hatte. Er zog die Kappe zwischen einer zerknüllten Pizzaschachtel und einer leeren Cola-Dose aus dem Rinnstein. Angewidert wischte er Käsereste von ihr ab, stülpte sie sich aber trotzdem umgehend wieder über sein zerzaustes Haar. Er stemmte sich empor.

David packte ihn am Kragen, schleifte ihn über den Bürgersteig und pflanzte ihn mit dem Rücken an eine Hauswand.

»Ey«, jaulte Alf. Sein Blick irrte über den Kottbusser Damm.

Gleichgültig zogen die Passanten ihre Bahnen.

Zähneknirschend befingerte Alf seine blutige Zunge. »Bist du’n Bulle?«

»Wär’s dir lieber, ich wäre einer?«

»Lieber wär’ mir, du verpisst dich einfach.«

»Pass auf«, ruckartig beugte sich David vor.

Alf schrak zurück und knallte mit seinem Hinterkopf gegen die Wand. »Scheiße, Mann«, heulend rieb er sich den Schädel, »was willste denn von mir?«

»Ich versuche, deinem Freund zu helfen. Gursky.«

»Gursky? Dem is’ nich’ mehr zu helfen.«

»Tatsächlich?«

»Ey, hast’n dir mal angesehen?« Alf verzog sein Gesicht, als litte er selbst unter Höllenqualen. »Ich hab’s, ich war’m Krankenhaus. Er sieht scheiße aus, richtig scheiße. Wär’ Natalie nich’ tot, ich schwör’s dir, jetzt würd’ sie’n verlassen, verstehste?«

»Also hat sie ihm das vorher schon mal angedroht?«, hakte David nach.

»Was?«

»Ihn zu verlassen.«

»Weiß nich’, ich glaub, er hat’s mal angedeutet.«

»Warum?«

»Warum er’s angedeutet hat? Woher soll ich’n das wissen.«

David ruckte nach vorne.

Erneut donnerte Alf gegen die Mauer. Er quiekte.

David fragte: »Warum hat sich seine Frau von Gursky trennen wollen?«

»Weil sie … weil sie fand, er hat Scheiße gebaut.«

»Was für Scheiße?«

»Eben so’ne Scheiße.«

»Scheiße!«, schimpfte David. »Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?«

»Zeugs halt«, beeilte sich Alf hinzuzufügen, »weil … weil er vertickt hat. Weil die Bullen ihn erwischt haben. Und weil er deswegen in der Kreide stand. Das fand Natalie gar nicht toll. Wegen der Kinder, verstehste?«

»Bei wem stand er in der Kreide?«

»Typen halt, von denen wir unser’n Stoff herhaben, aber da war …«

Flieg, flieg, meldete sich Davids iPhone, fahr aus der Haut.

Er erkannte die Nummer auf dem Display. Unvermittelt schnürte ihn die Hitze wieder ein.

Mit einem Fingerzeig drohte er Alf. Sei still! Bleib sitzen!

Er nahm den Anruf entgegen. »Ja?«

»Hier ist Tobse aus dem …«

»Ich weiß. Ist was mit Jan?«

»Na ja, es gab da eine Unannehmlichkeit, die …«

»Ist alles okay mit ihm?«

»Ihrem Sohn geht es gut, aber …« Ein angestrengtes Schnaufen. »Wir müssen uns unterhalten.«

»Ich mache mich auf den Weg.« David kappte die Verbindung. Er konzentrierte sich auf Alf. »Haben diese Typen, bei dem Gursky in der Kreide stand, ihn bedroht?«

»Wieso hätt’n sie? Sie hatt’n doch jetz’ was am Laufen mit ihm, das wollt’ ich dir grade erklären.«

»Drogen?«

»Nee, irgendwas anders.«

»Was?«

»Weiß nich’, hat er mir nich’ erzählt.«

»Ich dachte, ihr seid Freunde?«

»War’n wir auch, aber seine Natalie, die hat mir die Schuld für alles gegeben. Ey, die wollt’ nich’, dass er weiter mit mir abhängt, ich hab’ ihn deshalb kaum noch gesehen, verstehste?«

»Und woher wusstest du dann, dass er was am Laufen hat?«

»Da war’n alter Kumpel, den hat er im Sideways getroffen. Davon hat er erzählt, und dass dieser Kumpel ihm aus der Kreide helfen würd’, dass er wegen ihm sogar bald ausgesorgt hätt’, und dass er dann mit Natalie wegziehen würd’, so was. Aber dann kam der Brand, und jetzt zieht er nirgends mehr hin.«

»Hat er dir den Namen dieses Kumpels genannt?«

»Nee, hat er nich’.«

»Das Sideways ist eine Bar in Kreuzberg, oder?«

»Yo, da häng’ wir manchmal ab, kennste?«

»Finde ich dort auch die anderen, die Typen, die euch den Stoff beschaffen?«

»Scheiße, Mann, willste etwa …«

»Hast du der Polizei von ihnen erzählt?«

»Biste bescheuert, da …«

»Dann treffen wir beide uns heute Abend dort und du zeigst sie mir.«

»Ey, das ist …«

»Um 10«, schnitt David das Gejammere ab, »sei pünktlich!«

Er lief zu seinem Wagen.

Eine Unannehmlichkeit

Beim Ausscheren aus der Parklücke übersah er einen alten, rostigen Daimler. Dessen Hupe tönte zornig. David ging in die Bremsen und rief sich zur Ordnung.

Wir müssen uns unterhalten.

Er wartete, bis auch ein Volvo an ihm vorbei war. Dann gab er Gas.

Brandstifter

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