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DREI

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Valentina wirbelte herum.

»Mama«, jetzt kam die Stimme ihrer Tochter aus dem Foyer, »sieh mal …«

»Mia, nein!« Valentina stürzte zur Tür. Ihre nackten Füße glitten in der Pfütze auf den Fliesen aus. Sie strauchelte und der Knoten ihres Morgenmantels löste sich.

Mia näherte sich dem Arbeitszimmer. »Die Pferde sind …«

»Mia, nein!« Während Valentina ihrer Tochter entgegenstolperte, schlug sie die Tür hinter sich zu. Der Knall schallte durch das Haus.

Mia stand starr vor Schreck. Ihre Finger umkrampften ihr Lieblingsbuch. Pedro Pony.

Aus dem Stockwerk über ihnen erklang ein Knarren.

Oh Gott, Valentinas Atem stockte, Lennard!

In derselben Sekunde schnappte sie ihre Tochter, hob sie auf den Arm und stürmte die Treppe hoch. Der Schmerz in ihren Füßen war vergessen. Die Schöße ihres Morgenmantels flatterten um ihre Beine.

»Mama, mein Buch!« Pedro Pony polterte die Stufen hinunter.

Valentina erreichte Lennards Zimmer. Erleichtert stieß sie die Luft aus ihren Lungen. Der Kleine war nur vom Lärm erwacht, wippte in seinem Bettchen und schwenkte seinen Teddybären. Bei jeder Bewegung gab Monk ein Knurren von sich.

In das verspielte Brummen mischte sich ein anderer Laut.

Raus, schrie es in Valentina, schaff die Kinder aus dem Haus!

Sie ließ ihre Tochter zu Boden, dabei glitt ihr der Morgenmantel von den Schultern. Sie scherte sich keinen Deut darum, nahm Lennard auf den Arm. Freudig juchzend schüttelte der Kleine seinen Teddybären. Valentina ergriff Mias Hand und zog sie hinaus auf die Empore.

Ihre Tochter konnte kaum Schritt halten. »Mama, nicht so schnell …«

»Monk«, japste Lennard, als der Teddybär zu Boden plumpste. »Monk! Monk!«

Hals über Kopf rannte Valentina in ihr Schlafzimmer. Sie riss den Vorhang beiseite und entriegelte die Balkontür.

»Mama?« Angst lag in Mias Stimme.

Lennards Lachen verstummte. Verstört klammerte er sich an den Hals seiner Mutter.

Valentina nahm ihre Tochter an die andere Hand und trat ins Freie. Die Morgensonne traf sie grell und heiß. Ihr dünnes Seidennachthemd war schweißgetränkt, noch ehe sie den Balkon überquert hatte.

Über das Klatschen ihrer nackten Füße auf den Fliesen vernahm sie ein weiteres Geräusch aus dem Haus.

Los doch, beeil dich!

Schnaufend hob Valentina ihre Tochter auf den Arm. Beide Kinder an sich gedrückt hetzte sie die gusseiserne Wendeltreppe hinab.

»Aua, Mama!« Mia schrie auf, als der Diamantring ihrer Mutter ihr in die Haut schnitt.

Lennard stieß ein Wimmern aus.

Valentina stolperte auf die Terrasse, setzte Mia ab und schleifte sie über den Rasen. Sie keuchte und atmete die von Blumen parfümierte Luft ein. Die Zweige der Bäume griffen nach ihr. Spitze Kieselsteinchen bohrten sich in ihre nackten, wunden Fußsohlen. Valentina nahm den Schmerz kaum wahr. Ihr Puls jagte.

»Aua, Mama«, aua«, heulte Mia. »Das tut weh.«

Lennard brach ebenfalls in Tränen aus.

Unterdessen erreichten sie das Tor zum Nachbargrundstück. Hinter ihnen ertönte wieder das Geräusch. Aber vielleicht bildete Valentina es sich in ihrer Panik auch nur ein, denn als sie herumfuhr, war niemand zu sehen. Nur blühende Guave und Purpurblätter aus dem Himalaya. Ihr Herz raste.

Mia weinte. Ihr Bruder schluchzte.

Valentina stieß das Tor auf und hastete mit ihren Kindern quer über das Nachbargrundstück. Auf der Veranda schlug sie mit der Faust gegen die Fensterfront.

»Helmar!« Immer wieder hämmerte sie auf das Glas ein. »Helmar! Gerti!«

Im Wohnzimmer erschien eine gebeugte, grauhaarige Gestalt. Sie band ihren Bademantel zu, bevor sie die Schiebetür beiseiteschob. Noch ehe sie etwas sagen konnte, taumelte Valentina an der Frau vorbei ins Haus.

»Meine Güte, Walle.« Gerti beäugte die jammernden Kinder. Ihr verwirrter Blick streifte das Negligé, das klamm an Valentinas Haut klebte. »Was um alles in der Welt ist los?«

Valentinas Atem rasselte. Sie suchte nach Worten – vergeblich. Sie leckte sich die Lippen und schmeckte ihren Schweiß.

»Nun sag doch, ist etwas passiert?«

Valentina nickte. Dann schüttelte sie den Kopf, während sie zu verstehen versuchte, was geschehen war. Sie zitterte.

»Walle?« Helmar stand im Türrahmen, trotz seiner 71 Jahre stämmig und energisch. Er begriff auf Anhieb. »Was ist mit Georg?«

Valentina schnappte nach Luft. Georg … Doch ihr Verstand weigerte sich zu begreifen. Das Beben ihres Körpers wurde stärker.

»Walle!« Bestürzt trat Helmar auf sie zu.

Valentinas Zähne schlugen klappernd aufeinander. Sie hyperventilierte.

»Ist das da dein Blut?«

Sie folgte Helmars Blick hinab zu ihren verschmierten Füßen. Schlagartig setzte das Begreifen ein.

Wieder stand sie im Arbeitszimmer, roch den Gestank von Blut und … Exkrementen.

Vor ihr saß Georg in seinem Bürostuhl. Sein Körper war erschlafft. Sein Kopf, abgetrennt vom Hals, lag auf der Schreibtischplatte.

Enthauptet!

Sein Mund war weit aufgerissen, seine Augen grotesk aus den Höhlen gequollen. Sie starrten auf die Zunge, die vor ihm lag, auf einem Stapel Papier, der mit noch mehr Blut getränkt war.

Zuviel für Valentinas Verstand. Sie brach zusammen.

Brandstifter

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