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NEUNZEHN

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Valentina starrte die Polizisten an. »Was soll das heißen? Ungereimtheiten?«

Aus der Küche erklang ein Scheppern. Lennard kicherte. Nane ermahnte ihn. Ihr antwortete das heitere Brummen des Teddybären.

Kommissar Berger sagte: »Wir haben die Kontobewegungen Ihres Mannes überprüft, die seiner Firmen, seiner Holding …«

»Sie haben was

»Das ist ein ganz normaler Vorgang bei einem Mordfall«, versuchte Bergers Kollege, Kommissar Gesing, sie zu beruhigen. »Nicht normal ist allerdings, dass wir dabei auf mehrere Rechnungen im sechsstelligen Bereich gestoßen sind, die nach Meinung unserer Experten in keinem Verhältnis zur erbrachten Dienstleistung stehen.«

»Ihre Experten müssen sich irren!«

»Nun, vielleicht, aber vielleicht hat Ihr Mann …«

»Er hat Mitarbeiter, die für ihn die Buchhaltung führen.«

»Die wir selbstverständlich ebenfalls einer genauen Überprüfung unterziehen werden. Dennoch lag die Verfügungsgewalt über die Firmenkonten bei Ihrem Mann.«

Valentina schwieg. Das meinte der Polizist nicht ernst. Das konnte er nicht ernst meinen.

»Sie … Sie wollen behaupten«, stammelte sie, nachdem sie sich wieder halbwegs gefasst hatte, »Georg lässt sich … Er hat sich bestechen lassen?«

»Nein, Sie haben uns missverstanden. Es verhält sich andersherum. Ihr Mann ist derjenige, der bestochen hat. Und unter uns, Korruption ist nicht ungewöhnlich im Großhandel. Oder im Baugewerbe.«

»Warum sollte er sich darauf einlassen?«

»Es gibt viele Gründe.«

»Das hat er nicht nötig!«

»Bitte, Frau Starke, helfen Sie uns, Licht ins Dunkel zu bringen.«

Ihr Blick glitt wieder über die Gemälde an der Wand. Sie zeigten vornehmlich Paare, Frauen, Männer, auch Kinder, unterschiedlichster Kulturen und Ethnien. Aber allen war eines gemein: Ihr Verhältnis zueinander war vertraut, zärtlich, liebevoll. Aus allen Gemälden sprach Amys tragischer Verlust ihres Vaters und ihre tiefe Sehnsucht nach Halt und Sicherheit.

Oh Gott, wie gut Valentina sie plötzlich verstand.

»Frau Starke?«

»Ich sagte doch«, erschöpft schaute sie die beiden Beamten an, »es ist lange her, dass ich …«

»Worauf hat Ihr Mann sich eingelassen?«

Valentinas Hände verkrampften sich.

Die Geräusche aus der Küche, Lennards Lachen, Nanes Tadel, im Schlafzimmer Amys leise Stimme – alles verschwamm zu einem undeutlichen Gemurmel.

Nervös zupfte Valentina an ihrem Ehering.

»Wie mein Kollege bereits erwähnt hat«, sagte Kommissar Gesing, »uns liegen eine Menge auffälliger Kontobewegungen vor, ungewöhnlich im Ausmaß.«

»Und deshalb soll man ihn … umgebracht haben?«

»Wir stehen erst am Anfang, es wird also noch eine Weile dauern, bis wir alles überblicken und bis wir ein mögliches System erkennen können. Aber ja, es wäre ein denkbares Mordmotiv.«

»Das ist …«

»Zumindest eine Spur, der wir nachgehen müssen. Meinen Sie nicht auch?«

Valentina schwieg, fühlte sich benommen und überfordert. Immer hektischer rieb sie an ihrem Ring.

Ein Handyklingeln zerschnitt die Stille.

»Das ist Ihres.« Kommissar Gesing deutete zum Smartphone auf dem Tisch.

Mit zitternden Fingern zog Valentina es aus dem Plastikbeutel. Das Display zeigte eine unbekannte Nummer.

»Vielleicht ist es wichtig«, sagte Kommissar Gesing.

Valentina nahm das Gespräch entgegen. »Hallo?«

»Frau Starke?«, fragte ein Mann mit verrauchter Stimme. »Es geht um Ihren Mann.«

»Wer ist denn da?«

Der Anrufer hustete. »Hardy Sackowitz, ich bin Reporter und ich …« Valentina kappte die Verbindung.

»Ein Reporter!«, presste sie hervor.

Kommissar Berger verzog bedauernd das Gesicht. »Besser, Sie gehen vorerst nicht mehr ans Telefon.«

»Woher hat er meine Nummer?«

»Jemand wird sie ihm verraten haben. Für Geld tun Leute alles.«

Valentina brauchte kurz, bevor sie die Andeutung verstand.

Für Geld tun Leute alles. Auch Ihr Mann, Frau Starke.

»Sie werden sich an die Journalisten gewöhnen müssen«, sagte der Kommissar. »Vor allem wenn bekannt wird …«

»Was?« Sie hielt die aberwitzigen Vorwürfe nicht mehr aus. »Dass mein Mann ein … ein Verbrecher war?«

Die beiden Kommissare reagierten nicht.

»Das ist absurd!«

Noch immer Schweigen.

»Es wird eine logische Erklärung dafür geben, davon bin ich überzeugt.«

»Das hoffen wir auch.«

»Fragen Sie Leon, seinen Bruder.«

»Das werden wir.«

»Er wird es Ihnen bestätigen!« Valentinas Stimme bebte. »Georg hätte sich niemals auf so etwas eingelassen.«

»Und dennoch«, mit einem gequälten Lächeln ging Kommissar Berger zur Tür, »deutet sein furchtbarer Tod auf das Gegenteil hin.«

Brandstifter

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