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Die Begriffe »Basistext« und »Ansatz«

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In der schulischen Philosophiedidaktik sind die beiden Begriffe Basistext und Ansatz eng miteinander verknüpft. Bildungssprachlich versteht man unter einem Basistext einen Text, der die Grundlage für eine bestimmte Auffassung oder Richtung bildet, auf die man sich stützen oder auf die man weiter aufbauen kann. In Sinne dieser Bestimmung spiegeln die vorliegenden Texte allesamt das derzeitige Fundament der philosophischen Fachdidaktik wider, nach der – zumindest in Deutschland – das Fach Philosophie an Schulen unterrichtet wird. So können auf dieser Basis sowohl der eigene Unterricht legitimiert als auch unterrichtliche Konzeptionen weiter auf- bzw. ausgebaut werden. Die Umsetzung von Konzeptionen und damit verbunden auch die Legitimation des eigenen Unterrichts können aber nur dann erfolgreich gelingen, wenn die Basis keinen modellhaften Charakter besitzt, sondern sich als Ansatz erweist.

Anders als beispielsweise bei Roger Hofer wird hier ein Unterschied zwischen einem Modell und einem Ansatz zugrunde gelegt.22 Dieser besteht darin, dass ein Modell in sich abgeschlossen, unveränderbar und statisch ist, während sich ein Ansatz als flexibel, erweiter- und sogar veränderbar darstellt.

Betrachtet man etwa das von Crick und Watson erstellte Modell der DNA-Struktur, so zeigt sich, dass die beiden Molekularbiologen an ihrem Modell so lange Veränderungen vornahmen, bis es schlüssig in Form einer Doppelhelix vorlag. Die Struktur des Modells wurde – weil es sich sozusagen um die Abbildung von Wirklichkeit handelt – seitdem nicht mehr verändert.23 Vergleicht man analog dazu z. B. das Bonbon-Modell von Rolf Sistermann, so erweist sich auch dieses Modell als in sich kohärent und festgelegt: Es hat sich in der Unterrichtspraxis bewährt, weil nach ihm sowohl einzelne Unterrichtsstunden als auch Unterrichtsreihen sinnvoll strukturiert bzw. phasiert werden können. Die methodischen Ausführungen, die Sistermann in Bezug auf das Bonbon-Modell publiziert hat, machen deutlich, dass es keine Veränderung der unterrichtlichen Struktur geben kann, sondern diese Struktur vielmehr prinzipiell dem Modell unterliegt.24 Ein Modell kann also unter anderem dazu verwendet werden, die Wirklichkeit abzubilden, wie dies Crick und Watson mit ihrem DNA-Modell getan haben. Es kann aber auch dazu benutzt werden, wünschenswerte Strukturen für die Unterrichtspraxis bereitzustellen. Ein Modell bleibt, wie Markus Tiedemann herausstellt, somit immer »idealtypisch«,25 was zur Folge hat, dass es aus seinem engen Korsett nicht entfliehen kann und damit statisch bleibt.

Ein Ansatz dagegen muss immer wieder neu überdacht werden. Fachdidaktikerinnen und -didaktiker veröffentlichen ihre Überlegungen nicht nur einmal,26 sondern entwickeln ihre Theorien ständig weiter, stellen sie immer wieder auf den Prüfstand und überarbeiteten sie, um eventuelle Fehler zu eliminieren, um Verbesserungen vorzunehmen oder um neue wissenschaftliche Erkenntnisse einzuarbeiten. Insofern steht ein Ansatz im philosophiedidaktischen Sinn den oben angeführten Modellen der Allgemeinen Didaktik entgegen.

Moderne Philosophiedidaktik

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