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Philosophieunterricht als Vermittlung

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Beim ersten Vermittlungstyp geht man von der Philosophie als akademischem Fach aus, wie es sich in der historischen Tradition und gegenwärtigen Systematik herausgebildet hat. Weil in diesem Fall der Philosophieunterricht ein »Abbild« der Philosophie darstellt, hat man – in polemischer Absicht – von einer bloßen »Abbilddidaktik« gesprochen. Die Begründungen für diese Positionen waren und sind bis heute vielfältig. Am hartnäckigsten hat sich die Auffassung gehalten, die »Sache« der Philosophie spreche für sich selbst und enthalte so bereits ihre eigene Didaktik. Hinzu kommt das Argument, im Philosophieunterricht gehe es nicht um die Vermittlung eines vorgegebenen Sachverhalts, weil die Philosophie im Unterschied zu anderen Fächern keinen klar umgrenzten Gegenstandsbereich besitze und folglich nicht in Produkt und Prozess aufteilbar sei. Aus diesen Gründen bedürfe die Philosophie keiner besonderen »Vermittlung« mehr, was die Didaktik letztlich überflüssig macht.1 Es leuchtet ein, dass mit einer derart postulierten Identität von Philosophie und ihrer Didaktik das Vermittlungsproblem prinzipiell unterlaufen wird.

Die Vertreter des zweiten Vermittlungstyps versuchen diese Identität umzukehren und von der Seite der Unterrichtspraxis her zu begründen. Die dazu gehörende »Konstitutionsthese« besagt, dass die Didaktik für die Philosophie »konstitutiv« sei.2 Zu Grunde liegt ein Dialog-Konzept, das in Anlehnung an Sokrates als genuin philosophisch gelten kann. Wenn das Wesen der Philosophie als Dialog definiert wird und wenn der Dialog zugleich das Prinzip der Didaktik ist, dann verschmelzen die beiden Komponenten zu einer unmittelbaren Einheit. Zwar wird damit das Vermittlungsproblem konstitutionstheoretisch ausgeklammert, weil ja – nun mit anderem Vorzeichen – die Didaktik mit der Philosophie qua Dialog identifiziert wird. Aber praktisch wird das Problem der Vermittlung durchaus gestellt und auch auf entsprechende Weise gelöst, indem die Autoren der Philosophie als »Dialogpartner« am aktuellen Unterrichtsgespräch der Schüler und Lehrer beteiligt werden sollen. Diese Öffnung ermöglicht es schließlich, eine Brücke zur philosophischen Tradition zu schlagen. In diesem Sinn wird auch die Didaktik der Philosophie als Theorie der Vermittlung rehabilitiert.

Als dritten Vermittlungstyp zwischen Philosophie und Unterricht schlage ich das Modell der Transformation vor.3 Mit diesem Ansatz betone ich ausdrücklich die Differenz zwischen der Philosophie und ihrer Didaktik. Eine solche Trennung ist schon institutionell geboten, weil eine professionelle Philosophiedidaktik gegenüber den anderen philosophischen Disziplinen autonome Entfaltungsspielräume benötigt. Und diese Trennung eröffnet auch neue inhaltliche Horizonte, weil der ganze Reichtum der philosophischen Tradition und Systematik in didaktischer Perspektive ausgeschöpft werden kann. Philosophisch wird die Didaktik nicht dadurch, dass sie sich selbst zur Philosophie deklariert oder umgekehrt, sondern indem sie unter Voraussetzung einer produktiven Distanz zur Philosophie deren didaktische Potentiale für die Unterrichtspraxis realisiert.

Moderne Philosophiedidaktik

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