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Zum Schluss sei noch ein Blick auf die Überschriften der einzelnen Beiträge und auf die Auswahl der Texte geworfen.

Wenn die Beiträge dieses Buches plakativ als ***-Ansatz gekennzeichnet sind, so bedeutet dies nicht, dass dort ausschließlich der angekündigte Ansatz vorgestellt wird. Die Überschriften bringen lediglich das jeweilige Kernanliegen zum Ausdruck. Da im Bereich der Philosophiedidaktik Ansätze aber in aller Regel Mischformen darstellen, lassen sich in den meisten Anteile verschiedener Ansätze finden.

Einige Leserinnen und Leser mögen in diesem Buch den einen oder anderen philosophiedidaktischen Beitrag vermissen, auch wenn nahezu alle didaktischen Ansätze der letzten drei Jahrzehnte vertreten sind. Andere wiederum werden sich fragen, warum bestimmte Texte in diesen Band aufgenommen worden sind. Die Gründe – sowohl für die eine als auch für die andere Frage – sind vielfältig:

 – Wenn sich mehrere Autorinnen bzw. Autoren zum selben Thema geäußert haben, wie dies z. B. auf die Experimentelle Philosophiedidaktik (Bohlmann, Rohbeck, Tiedemann/Applis) zutrifft, dann wurde ausschließlich der Beitrag der Hautvertreterin bzw. des Hauptvertreters dieser Richtung berücksichtigt.

 – Der Ansatz der beiden niederländischen Didaktiker Karel van der Leeuw und Pieter Mostert27 ist nicht aufgenommen worden, weil er eher methodisch als didaktisch ausgerichtet ist.

 – Der systemische Ansatz von Matthias Bublitz fällt hinter die Martens-Rehfus-Debatte zurück und kann daher nicht zu den modernen Ansätzen gerechnet werden.28

 – Sowohl beim literarischen als auch beim narrativen Ansatz könnte die Frage aufkommen, ob die beiden Ansätze nicht eher in den Bereich der Methodik als in den der Didaktik einzuordnen sind. Da beide Ansätze aber als didaktisches Prinzip eingeführt werden, gehören sie in den Bereich der Fachdidaktik.

 – Die Experimentelle Philosophiedidaktik wurde lange Zeit kritisch beäugt, aber mittlerweile hat sie einen festen Platz in der Fachdidaktik gefunden. Der von Johannes Rohbeck ausgesprochenen Befürwortung der Experimentellen Philosophie kann man zustimmen, weil sie nicht nur an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler anknüpft, sondern auch in dieser verweilen kann, um über sie zu reflektieren.29 Darüber hinaus muss die Philosophiedidaktik beachten, dass sie sich weder der allgemeinen Tendenz verschließen darf, interdisziplinär zu arbeiten, noch Überheblichkeit an den Tag legen und die empirische Forschung außer Acht lassen darf: »Die Verengung der Philosophie auf reine Gedankenarbeit ist ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Davor haben die Philosophen mit ihrer spezifischen Perspektive versucht, die menschliche Natur zu verstehen – mit Experimenten und ohne. Zu dieser Philosophie […] müssen wir zurück«.30

Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass die Beiträge in zeitlich chronologischer Abfolge angeordnet sind. Alle anderen Varianten einer Zusammenstelllung hätten große Probleme verursacht (beispielsweise die Frage nach der Gewichtung der Texte im Hinblick auf deren Bedeutung oder Aktualität), die sich durch diese Entscheidung vermeiden ließen.

1 1 Zwar legte Johannes Rohbeck 1992 mit der didaktischen Transformation einen dritten Ansatz vor, aber es sollte noch einige Zeit dauern, bis dieser sowohl in der Schule als auch in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung ankam.

2 2 Mit Beschluss des Landtags und der Änderung des Schulordnungsgesetzes SchOG §34 (2) im Jahr 2003 wird das Fach Praktische Philosophie zwar zum Schuljahr 2003/2004 als reguläres Schulfach eingeführt, aber zunächst nur für die Jahrgangsstufen9 und 10. Ab dem Schuljahr 2007/2008 darf das Fach aufgrund der Änderung des Schulgesetzes vom 27.06.2006 in allen Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I an allen Schulformen des Landes NRW unterrichtet werden (vgl. Wiesen, Bernd: Praktische Philosophie. Entstehung und Wirkungen des neuen Schulfaches in Nordrhein-Westfalen, Philosophie und Bildung, Bd. 12, LIT Verlag, Münster/Berlin 2009, S. 52 – 53 und S. 54).

3 3 Das Fach Praktische Philosophie ist zugleich Religionsersatzfach. Alle Schülerinnen und Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, müssen als Ersatz das Fach Praktische Philosophie belegen. Muslimische Schülerinnen und Schüler können alternativ auch – sofern an ihrer Schule angeboten – am religionskundlichen Islamunterricht teilnehmen.

4 4 Bis heute gibt es für das Fach Praktische Philosophie nur einen einzigen Kernlehrplan, der nicht nach Schulformen differenziert ist. Er gilt daher gleichermaßen für Gymnasien, Gesamt-, Real-, Sekundar-, Haupt- und Förderschulen.

5 5 Markus Tiedemann: Ethische Orientierung für Jugendliche. Eine theoretische und empirische Untersuchung zu den Möglichkeiten der praktischen Philosophie als Unterrichtsfach in der Sekundarstufe I, Bildung und Philosophie, Bd. 2, LIT Verlag, Münster 2004, S. 29.

6 6 Volker Steenblock: »Die erste Lehrprobe der Welt. Didaktische Überlegungen im Anschluss an Platons Menon«, in: ders.: Philosophie und Lebenswelt II. Beiträge zu Bildung und Lebenswelt, Siebert Verlag, Hannover 2018, S. 111–121 (zuerst erschienen in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 36, 2014, Heft 3: Didaktische Herausforderungen und Visionen, S. 79–89).

7 7 Vgl. dazu Helmut Girndt/Ludwig Siep (Hrsg.): Lehren und Lernen der Philosophie als philosophisches Problem, Sophia – Schriften zur Philosophie, Bd. 1, Verlag Die Blaue Eule, Essen 1987 und Helmut Girndt (Hrsg.): Philosophen über das Lehren und Lernen der Philosophie, Akademia Verlag, Sankt Augustin 1996.

8 8 Vgl. Ingrid Stiegler: »Philosophiedidaktik von ca. 1800 – 1972 – Findung, Konsolidierung und Modifikation ihrer ›pädagogisierten‹ Identität«, in: Wulff D. Rehfus/Horst Becker (Hrsg.): Handbuch des Philosophie-Unterrichts, Pädagogischer Verlag Schwann-Bagel GmbH, Düsseldorf 1986, S. 20 – 37: S. 35 – 36 und vgl. Peter Vogel: »›Wissenschaftspropädeutik‹ und ›Alltagsorientierung‹ – die philosophiedidaktische Diskussion nach der Reform der gymnasialen Oberstufe«, in: Rehfus/Becker (Hrsg.): Handbuch des Philosophie-Unterrichts, a.a.O., Düsseldorf 1986, S. 38 – 50: S. 42 – 43.

9 9 Vgl. Peter Vogel: »Die Geschichte des gymnasialen Philosophieunterrichts in Deutschland – Bemerkungen zum Forschungsstand«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie 2, 1980, Heft 4: Menschenrechte, S. 252 – 256: S. 252 – 253 und vgl. Ingrid Stiegler: Philosophie und Pädagogik – Der Weg der Philosophie zum gymnasialen Unterrichtsfach, Veröffentlichungen der Forschungsgruppe Didaktik der Philosophie, Duisburg, Verlag der sozialwissenschaftlichen Kooperative, Duisburg 1983 (zgl. Diss.), S. 285 – 290.

10 10 Vgl. Rudolf Lassahn: »Zum Philosophieunterricht am Gymnasium. Einige Anmerkungen und Thesen«, in: Aufgaben und Wege des Philosophieunterrichts, N.F., Heft 4: Beiträge zu verschiedenen philoso phischen Themen, 1972, S. 1–20: S. 16.

11 11 Vgl. Heinrich Hahne: Probleme des Philosophie-Unterrichts, Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1959, S. 66.

12 12 Vgl. Wolfgang Deppe: »Bedarf der Philosophieunterricht einer neuen Begründung?«, in: Aufgaben und Wege des Philosophieunterrichts, N.F., Heft 6: Didaktische Möglichkeiten der Philosophie 1973, S. 47–52: S. 49.

13 13 Karl Püllen: »Zielsetzungen der philosophischen Unterweisung auf der höheren Schule«, in: Helmut Stoffer (Hrsg.): Aufgabe und Gestaltung des Philosophie-Unterrichts. Handreichungen für den Philosophielehrer, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main/Berlin/Bonn o.J., S. 32.

14 14 Vgl. Karl Püllen: »Methodische und didaktische Einzelprobleme«, in: Stoffer (Hrsg.): Aufgabe und Gestaltung des Philosophie-Unterrichts, a.a.O., S. 73 – 74.

15 15 Lassahn: »Zum Philosophieunterricht am Gymnasium«, a.a.O., S. 15.

16 16 Werner Jank/Hilbert Meyer: Didaktische Modelle, Cornelsen Scriptor, Frankfurt am Main 31994, S. 16.

17 17 Ibid., S. 17.

18 18 Vgl. Jonas Pfister: Fachdidaktik Philosophie, UTB 3324, Haupt Verlag, Bern/Stuttgart/Wien 2010, S. 112 und vgl. Werner Wiater: Ethik unterrichten. Einführung in die Fachdidaktik, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2011, S. 78 – 79.

19 19 In Österreich wird nicht das Fach Philosophie, sondern das Fach Psychologie und Philosophie unterrichtet, das eigene Strukturen aufweist und dementsprechend in der fachdidaktischen Auseinandersetzung besondere Berücksichtigung finden muss.

20 20 Vgl. beispielsweise die von Bettina Bussmann organisierte und geleitete Tagung »Lebenswelt und Wissenschaft im Philosophie- und Ethikunterricht« vom 18.–19. Mai 2018 in Salzburg. Dort wurden fachdidaktische Vorträge zu genau diesen vier Säulen gehalten und ein Workshop durchgeführt.

21 21 Vgl. Pfister: Fachdidaktik Philosophie, a.a.O., S. 101–105: S. 103 und S. 117.

22 22 Vgl. Roger Hofer: »Philosophiedidaktische Modelle im Überblick«, in: Jonas Pfister/Peter Zimmermann (Hrsg.): Neues Handbuch des Philosophie-Unterrichts, UTB 4514, Haupt Verlag, Bern 2016, S. 437–461: S. 437.

23 23 Vgl. das von Watson und Crick gebaute Modell der Doppelhelix, in: James D. Watson: Die Doppelhelix, übers. von Wilma Fritsch, eingel. von Heinz Haber, rororo sachbuch 6803, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1988 (76.–79. Tausend), S. 160.

24 24 Vgl. Rolf Sistermann: »Robinson, das Universum und die Feiertage der Religionen nach dem ›Bonbon‹-Modell«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 33, 2011, Heft 1: Philosophieren im 5./6. Schuljahr, S. 22 – 33; vgl. auch ders.: »Der Sinn des Lebens. Eine problemorientierte Unterrichtsreihe nach dem Bonbonmodell« in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 34, 2012, Heft 4: Sinn, S. 296 – 306 und vgl. ders.: »Das Bonbonmodell im problemorientierten Philosophieunterricht«, in: Information Philosophie 44, 2016, Heft 4, S. 202 – 107.

25 25 Markus Tiedemann: »Problemorientierte Philosophiedidaktik«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 35, 2013, Heft 1: Außerschulische Lernorte, S. 85 – 96: S. 93.

26 26 Nahezu alle Autorinnen und Autoren haben mindestens zwei oder drei verschiedene Versionen ihres Ansatzes publiziert. Um einen genaueren Überblick zu erhalten, sei auf die Auswahlbibliographie verwiesen.

27 27 Karel van der Leeuw/Pieter Mostert: Philosophieren lehren. Ein Modell für Planung und Analyse und Erforschung des einführenden Philosophieunterrichts, Eburon, Delft 1988.

28 28 Matthias Bublitz: Essay zu einer systemisch-historischen Philosophiedidaktik, Edition Octupus im Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG, Münster 2006.

29 29 Johannes Rohbeck: »Experimentelle Philosophiedidaktik«, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik 36, 2014, Heft 2: Didaktische Herausforderungen und Visionen, S. 3 – 9: S. 5.

30 30 Dies sagte der amerikanische Philosoph und Begründer der Experimentellen Philosophie Joshua Knobe 2015 auf einer Tagung in Bochum. Vgl. dazu Manuela Lenzen: »Verbrennt die Lehrstühle«, in: Neue Züricher Zeitung, vom 05. Dezember 2015, auf: https://www.nzz.ch/feuilleton/verbrennt-die-lehnstuehle-1.18657799 (Stand: 11. November 2018).

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