Читать книгу Moderne Philosophiedidaktik - Martina Peters - Страница 20
Methoden des Philosophierens
ОглавлениеIn der Philosophie spielen Methoden eine fundamentale Rolle. Da Philosophie bekanntlich über keinen eigenen Gegenstand verfügt, kommt es auf die Art und Weise an, durch die eine Reflexion als philosophisch gelten kann. Allgemein gesprochen sind Methoden die Denkmittel, um bestimmte theoretische Zwecke zu erreichen, meist in Form von Strukturmerkmalen oder Verfahrensregeln, an denen sich die Tätigkeit des Philosophierens orientiert.8 Und da sich die Philosophie in eine Vielzahl von Denkrichtungen oder Strömungen auffächert, unterscheiden sich diese Methoden je nach Richtung.
Versucht man nun den Methodenbegriff zu systematisieren, sind eine Reihe von Differenzierungen erforderlich. Wenn von Methoden des Philosophierens die Rede ist, werden in der Regel unterschiedliche Verfahrensarten angesprochen. Dazu zählen: Interpretation philosophischer Texte, Dialog und Streitgespräch, Begriffsanalyse, Argumentation usw.9 Bereits diese Übersicht demonstriert, dass sich solche Methoden auf unterschiedlichen Ebenen bewegen. Es vermischen sich Arbeitstechniken, Sozialformen, Medien und Denkmethoden. Um die fachspezifischen Methoden des Philosophierens stärker zu akzentuieren, ist nicht zuletzt aus didaktischer Perspektive eine Eingrenzung erforderlich.
Zunächst vollzieht sich das Philosophieren in verschiedenen Medien, zu denen vor allem das Lesen philosophischer Texte, das philosophische Gespräch und das Schreiben eigener Texte gehören. Zu unterscheiden sind solche medialen Methoden von philosophischen Methoden, die es wiederum zu differenzieren gilt. Hier unterscheide ich noch einmal zwischen allgemeinen und besonderen Methoden der Philosophie.
Allgemeine Methoden werden nicht nur quer durch die genannten Medien praktiziert, sondern liegen auch allen philosophischen Denkrichtungen zugrunde. Dazu gehören vor allem: philosophische Probleme formulieren und Lösungen entwickeln, nicht-empirische Begriffe bilden, diese Begriffe genau definieren und angemessen verwenden, möglichst logisch und stringent argumentieren, Texte und Sachverhalte interpretieren, Gedankenexperimente nachvollziehen und selber konstruieren, Kritik üben und Alternativen entwickeln, begründete Urteile fällen. Vielfach ist versucht worden, die Philosophie noch prinzipieller als »Letztbegründung«, »Weiterdenken« oder »Reflexion« zu fassen. Philosophie kann geradezu als Reflexionswissenschaft bezeichnet werden.10
Doch geschieht dies in den verschiedenen Richtungen auf je besondere Art und Weise. So wie es nicht die Philosophie gibt, haben wir es mit sehr unterschiedlichen philosophischen Methoden zu tun. Darunter kann man die besonderen Methoden der philosophischen Denkrichtungen verstehen. Zu diesen Strömungen der Gegenwarts – philosophie gehören u.a.: Analytische Philosophie, Konstruktivismus, Phänomenologie, Dialektik, Hermeneutik und Dekonstruktion, neuerdings auch die Experimentelle Philosophie.
Im Grunde handelt es sich um Methoden, die in der Lebenswelt wie auch in den Einzelwissenschaften längst praktiziert und in den philosophischen Theorien systematisiert werden. Radikalisiert man diese Perspektive, lassen sich ganz alltägliche Verfahren angeben wie: beobachten und verstehen, analysieren und reflektieren, widersprechen und kritisieren, experimentieren und modifizieren. Diese Methoden werden in der Philosophie reflektiert und verallgemeinert, was nicht selten zu Verabsolutierungen führt. Sie erstarren in den philosophischen Systemen zu sogenannten Letztbegründungen, indem sie zur jeweils konstituierenden Basis erklärt werden. In einer häufig abgehobenen und abschreckenden Metasprache werden sie zu Konstitutionstheorien stilisiert.11
Demgegenüber kommt es darauf an, die philosophischen Denkrichtungen auf bereits geläufige Praktiken zurückzuführen. So ist es möglich, den lebendigen Vollzug eines methodisch geleiteten Philosophierens herauszulösen und in vermittelbare Kompetenzen zu überführen. Didaktische Transformation bedeutet daher, zwischen Konstitution und Methode zu differenzieren.
Dabei ist noch einmal zwischen den Akteuren dieser Methodenkompetenz zu unterscheiden. Sind es die Lehrer oder die Schüler? Zunächst ist es völlig legitim, wenn die Lehrer(innen) mehr oder weniger stillschweigend »ihre« Methode im Unterricht zu Grunde legen. Das dürfte in der Regel auch der Fall sein, weil jeder Lehrende im Studium von einer bestimmten philosophischen Denkrichtung geprägt wurde und entsprechend »analytisch«, »hermeneutisch« oder »diskursiv« operiert.12 Die Lehrer(innen) verfahren nach derjenigen Methode, die sie bevorzugen und beherrschen. Nach diesem Modell sind auch »sokratisch«, »pragmatisch«, »hermeneutisch« und »existentialistisch« orientierte Didaktiken der Philosophie und Ethik entstanden.13
Doch mit dem vorliegenden Konzept ist noch etwas anderes gemeint. Erstens soll der Lehrende diese Methoden explizieren und Methodenbewusstsein erzeugen. Zweitens soll dabei methodische Vielfalt demonstriert werden, um den Philosophie- und Ethikunterricht pluraler und fachlich authentischer zu gestalten. Und drittens soll die Methodenkompetenz ausdrücklich in die Hand der Schülerinnen und Schüler gelegt werden. Zwar brauchen die Schüler(innen) die philosophischen Methoden nicht neu zu »erfinden«, wohl aber sollen sie in die Lage versetzt werden, die vermittelten Methoden produktiv zu nutzen. Die Methoden werden sich dabei nicht nur als »technische« Fertigkeiten, sondern als Grundhaltungen des Philosophierens erweisen. Deren Vermittlung dient dem emphatischen Ziel, dass die Schüler(innen) lernen, selber zu philosophieren.